Hintergründe zur Bibel

Wer war Mose wirklich? Ein echter Gottesprophet,
kein Begründer einer Priesterkaste

Der Theologe Nr. 13, aktualisiert am 1.10.2023


Aus dem Alten Testament der Bibeln ist bekannt, wie die israelitischen Propheten im 1. Jahrtausend vor Christus immer wieder gegen das Treiben der Priester und ihre verlogenen Ansprüche, "Mittler" zu Gott zu sein, ihre Stimme erhoben. Die Priester sonderten sich vom Volk ab und behaupteten, sie würden mit ihren Ritualen und Vorschriften gegenüber den einfachen Menschen den Willen Gottes vertreten. In Wirklichkeit haben ihre Kulthandlungen in allen Religionen nichts mit Gott zu tun, sondern sie dienen nur dem eigenen Machtanspruch. In nahezu allen Religionen haben sich die Priester außerdem mit den politisch Mächtigen verbunden, und es gilt, was der deutsche Chanson-Sänger Reinhard Mey in einer Ballade besingt: Der Politiker sagt zum Kirchenmann "Halt du sie dumm, ich halt sie arm!"
Eine der Quellenschriften des Alten Testaments wird in der Wissenschaft sogar eigens als "Priesterschrift" bezeichnet, um damit auf die Autoren hinzuweisen. Doch auch in den anderen so genannten Quellenschriften waren die Priester am Werk. Im Lexikon zur Bibel von Fritz Rienecker (Wuppertal 1980) steht mit klaren Worten:
"Nach jüdischer Überlieferung hat Esra das mosaische Gesetz, das beim Untergangs Jerusalems 586 v. Chr. verbrannt sein soll, neu geschrieben." Und wer war Esra? Ein Schriftgelehrter und Priester, der um das Jahr 450 v. Chr. gelebt hatte. Was von diesem von Esra "neu Geschriebenen" jedoch noch mit dem Bisherigen übereinstimmte, was der Gottesprophet Mose also tatsächlich gebracht hatte, und was im Sinne der Priesterkaste umgeschrieben = gefälscht wurde, konnte niemand mehr kontrollieren.

Bild: Aus Verzweiflung und Enttäuschung über das Volk: Der Gottesprophet Mose zerbricht die Tafel mit den Zehn Geboten, die ihm Gott, der Ewige, übermittelt hat. (Rembrandt van Rijn, 1659: Gemäldegalerie Berlin)

Die Hauptfälschung besteht darin, dass der Gottesprophet Mose und sein Bruder Aaron im Nachhinein von den Priesterschriften zu Begründern, Verfechtern und Vertretern eines absolutistisch und zentralistisch regierenden Priestertums gemacht wurden. Durch den Gottespropheten Mose sei der ganze Priesterkult angeblich von Gott überhaupt erst offenbart worden, und sein Bruder Aaron sei der angebliche Oberpriester gewesen. Und das Volk hatte sich diesem Duo im Sinne der Priesterkaste zu unterwerfen, und wer es nicht tat, sei dafür angeblich von "Gott" grausam bestraft worden.
Doch Mose war der Prophet, durch den Gott, der Ewige, zu Lebzeiten des Mose (wahrscheinlich um ca. 1250 vor Christus, eventuell auch ca. 200 Jahre früher) sprechen konnte. Aber der Priesterkult mitsamt seinen Tieropfern und die Aufforderungen zu kriegerischem Handeln wurden Gott und Mose in späteren Jahrhunderten nur unterschoben. Durch die Gottesworte beim Propheten Jeremia ist auch dies klar bezeugt. Dort heißt es zum Beispiel: "Denn ich habe euren Vätern am Tag, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte, nichts gesagt und nichts befohlen, was Brandopfer und Schlachtopfer betrifft" (7, 22). Mit anderen Worten: Die anderslautende Überlieferung in den Büchern 2. Mose (= Exodus) und 4. Mose (= Numeri) ist entsprechend gefälscht, also gelogen, auch die vielen Opfervorschriften im Buch 3. Mose (= Levitikus). Was hier geschehen ist, beschreibt Jeremia in seinen Worten zu der damaligen Priesterkaste wie folgt: "Wie könnt ihr sagen: Weise sind wir und die Weisung des HERRN ist bei uns? Fürwahr, siehe: Der Lügengriffel der Schreiber hat es zur Lüge gemacht." (8, 8)

Wer in den Bibeln die Erzählungen über den Gottespropheten Mose jedoch mit Herz und Verstand liest, der ahnt, was auch aus anderen Quellen bezeugt ist: Mose hatte die Aufgabe, das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten durch die Wüste Sinai ins Land Kanaan zu führen, aber ohne Priesterkaste und ohne Priesterkult, wie solcher in Ägypten üblich war. Weiter ist bezeugt: Sein Bruder Aaron stand auf der Seite von Moses und war nicht der Oberpriester, den Priester-Generationen späterer Jahrhunderte in ihn hinein projizierten. Indem sie vorgaben, dass ihr Priesterkult auf Mose und Aaron zurück gehe, versuchten sie, diesen Kult damit zu legitimieren. Doch Mose und Aaron hatten damit nichts zu tun, im Gegenteil. Sie verzweifelten fast an der Halsstarrigkeit im Volk, das immer wieder gegen die Offenbarungen Gottes durch Mose aufbegehrte, wie es ebenfalls in der Gottesoffenbarung durch Jeremia heißt, nachdem Gott durch den Propheten darüber aufgeklärt hatte, dass die grausamen Tieropfer-Vorschriften nicht von Ihm stammen: "Vielmehr gab ich ihnen folgendes Gebot: ´Hört auf meine Stimme, dann will ich euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein! Geht in allen den Weg, den ich euch weise, damit es euch gut geht!` Sie aber hörten nicht und neigten mir ihr Ohr nicht zu, sondern folgten den Eingebungen und der Verstocktheit ihres bösen Herzens." (7, 23-24)

Der Lügengriffel der Priester, der hier durch Jeremia entlarvt wurde, hatte sich also auf schwerwiegende und schändliche Weise der Überlieferung bemächtigt, was man zum Beispiel auch an der Erzählung über eine Rebellion gegenüber Mose und Aaron durch den Priester Korach und seine Anhänger in 4. Mose 16 aufzeigen kann, die dort als "niedere" Priester aus dem Stamm der Leviten geschildert werden, die gegen die in der Hierarchie höheren aufbegehrt hätten.
Der wahrscheinlich wahre Hintergrund des Aufbegehrens: Mose und Aaron, die keine Priester waren, sondern Gottesboten, sind aus der Sicht des Priesters Korach zu streng mit dem verwilderten Volk, das bei der Wüstenwanderung lieber seinen Begierden, Leidenschaften, Aggressionen und privaten Befindlichkeiten und Bequemlichkeiten nachhängt als den Willen Gottes zu erfüllen, um dadurch zum "Segen" = Vorbild für alle Völker zu werden zu können, wie es die Verheißung an den Gottespropheten Abraham über dessen Nachkommen beinhaltet (1. Mose 12, 3). Der größte Teil des Volkes will also nicht mitziehen bei dem Ziel, zu einem Volk heran zu reifen, das die Gebote Gottes erfüllt. Durch Schicksalsschläge und Katastrophen kommen schließlich viele ums Leben, während Mose, Aaron und einige Getreue überleben.
Die Männer mit ihrem Lügengriffel aus den Kreisen der später zentralistisch von Jerusalem aus herrschenden Priesterkaste schrieben diesen Konflikt jedoch Jahrhunderte später komplett gemäß ihren Interessen um und verfälschen damit die Überlieferung. Sie missbrauchen die Gottesboten Mose und Aaron durch Vereinnahmung, um ihren
gewalttätigen priesterlichen Herrschaftsanspruch über das Volk – auch gegenüber der Bevölkerung in weiter entfernten Teilen des Landes und gegenüber den mit ihnen konkurrierenden "niederen Priesterschaften" – nachträglich zu legitimieren. Sie tun es, indem sie behaupten, schon Mose und Aaron hätten mit brachialer Gewalt und angeblicher Hilfe "Gottes" die Macht über das Volk erlangt, die nun an sie, die Oberpriester und angeblichen Nachfolger von Mose und Aaron, übergegangen sei. Die Erzählung, wie sie heute in den Bibeln der Kirchen nachzulesen ist, zeigt also aus der Sicht der Priester auf, wie diese durch Vernichtung von Korach und seinen Anhängern die Macht über das Volk erlangt hätten. Diese von den Priestern erfundene Version des Jahrhunderte zurück liegenden Konflikts ist damit eine Selbstentlarvung der Priestergilde. So also hätten sie es gern gehabt. So legitimieren sie ihr Tun und ihre Machtansprüche. Das ist ihre "Priesterschrift", ihre Geschichtsfälschung, ihr Selbstverständnis. Nur: Mit Gott, dem Ewigen, dem Gottespropheten Mose und mit seinem Bruder Aaron hat das alles nichts mehr zu tun.
Der tatsächliche Konflikt zwischen Mose, Aaron und dem halsstarrigen Widerstand im Volk (siehe Wer war Mose wirklich?) wurde also dreist zu einem Konflikt zwischen Priestertum und Volk umgeschrieben, und man behauptete einfach, er sei mit den Methoden geführt und beendet worden, welche der Priesterkaste seit je her eigen ist: Hinrichtungen bis hin zu Massakern, Tiermord und Krieg. Die missbrauchten Mose und Aaron werden deshalb in der nachfolgenden Schilderung "Bibel-Mose" und "Bibel-Aaron" genannt, um auf diese Weise deutlich zu machen, dass die wirklichen Männer Mose und Aaron ganz anders waren. Näheres dazu siehe in Teil 3 und in Teil 4. Damit möchten wir auch einen kleinen Beitrag zur Rehabilitation des Gottespropheten Mose erbringen.

1 – Wie sich die Priester ihre Machtergreifung über das Volk legitimierten

Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?

Machtdemonstration des Priestertums

Das Volk wird zur Unterwerfung gezwungen

Der "Bann" an den Nachbarn

Der Widerstand der Propheten gegen Priester und verwildertem Volk


Jesus von Nazareth hätte die Wende bringen können

2 – Das israelische Priestertum aus Ägypten

3 – Mose, Aaron und das Volk

4 – Wer war Mose wirklich? Gedanken zur Rehabilitation des Gottespropheten

Das Opfer des Mose

Die Zehn Gebote und das "Goldene Kalb"

Klagen und Vorwürfe an Mose schier ohne Ende

Mose litt um des Volkes willen

Missbrauch des Namens "Mose" bis in unsere Zeit

5 – Die Zehn Gebote, durch Mose offenbart, und ihre Fälschung durch die Priesterkaste

6 – Blut, Blut, Blut – die Einsetzung der Priester


Wie die Priester ihre Machtergreifung
über das Volk legitimierten

"Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des HERRN"?

Lt. 4. Mose 16 begehren viele Männer aus dem israelischen Stamme Levi, die bestimmte priesterliche Funktionen ausüben dürfen, und Männer aus dem Stamme Ruben (insgesamt 250) gegen das zentrale Priestertum auf und gegen dessen angebliches Recht, sich "Gott" exklusiv nähern zu können. Sie klagen gegen den "Mose" und den "Aaron", wie sie von der Priesterschrift in der Bibel gefälscht wurden, und sie pochen auf die Gleichheit aller Menschen vor Gott: "Ihr geht zu weit!", so ihre Worte. "Denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der HERR ist unter ihnen. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des HERRN"? (V. 3)*, ein Satz, der insofern mit dem echten Gottespropheten Mose übereinstimmt, da sich keiner über seinen Nächsten erheben oder sich anmaßen soll, eine Art Mittlerposition zu Gott einnehmen zu können, denn Gott ist gegenwärtig in jedem beseelten Menschen und in allen Lebensformen.

Der "Mose der Bibel", wie ihn sich spätere Priestergenerationen ausgedacht haben, hält daraufhin dem "Korach der Bibel" und seinen Leuten vor: "Ihr sucht nun auch das Priestertum? Du und deine Rotte, ihr macht einen Aufruhr wider den HERRN! Es ist nicht Aaron, gegen den ihr murrt." (V. 10.11)

Hier taucht bereits zu Beginn des Konflikts das wirkungsvollste psychologische Einschüchterungsmittel der Priesterkaste auf: Wer sich gegen den Priester erhebt, erhebt sich angeblich gegen Gott. Oder, wie es heute oft in abgewandelter Form heißt: Wer gegen die Kirche ist, sei gegen Gott.

Doch die Männer um den Bibel-Korach lassen sich nicht einschüchtern: "Musst du auch noch über uns herrschen? ... Willst du den Leuten auch die Augen ausreißen?" (V. 13.14)

Was folgt, zeigt auf, mit welch´ drakonischen und grausamen Mitteln das Ober-Priestertum sich schließlich die Etablierung seiner eigenen Herrschaft vorgestellt hat, die es in diesen Konflikt hineinprojiziert hat. Es zeigt auch, wie die Vertreter der Priesterkaste dachten und denken und was sie gegenüber dem Volk als legitim betrachteten.

Machtdemonstration des Priestertums

Der Bibel-Mose, nicht der echte Gottesprophet Mose, ordnet nun eine "Versuchs-Opferung" an: Auf der einen Seite der Bibel-Aaron und seine Leute, auf der anderen der Bibel-Korach und seine Leute "mit ihren Frauen und Söhnen und kleinen Kindern" (V. 27). Der Bibel-Mose kündigt ein Gottesgericht an, das dann angeblich auch eingetreten sei: Ein Erdbeben und ein Feuersturm sollen die Menschen, die das Priestertum Aarons nicht anerkannten, vernichtet haben. Dies nährt die Legende, dass Priester angeblich das Geschehen der Natur beeinflussen können. Doch diese Legende ist so alt wie das Priestertum selbst und ist Unsinn. Wenn es ein Erdbeben gab, dann stand es nicht im Dienst des Priesterkultes. Und wenn jemand durch eine so genannte Naturkatastrophe ums Leben gekommen ist, dann im Gesetz von Ursache und Wirkung und nicht, weil er den Priestern nicht gehorcht hatte, was ja eine positive Eigenschaft gewesen wäre.
Mit den Opferpfannen der Getöteten wird jetzt der Altar überzogen; "als Mahnzeichen, dass kein Fremder, der nicht vom Geschlecht Aarons ist, sich nahe, um Räucherwerk zu opfern vor dem HERRN, damit es ihm nicht gehe wie Korach und seiner Rotte". Und alles geschieht angeblich "wie der HERR zu ihm [dem Priester Eleasar] geredet hatte durch Mose".

Urheber des Geschehens sei also Gott. So hat man Ihn im Laufe der Geschichte vieler Völker immer wieder missbraucht – z. B. als Kriegsgott, welcher dem angeblichen Feind möglichst viele "Verluste" an Menschenleben zufügt, oder eben als "Gott", den man durch Schlachtung und Verbrennen von Tieren angeblich "beruhigen" könne.

Doch die schreckliche Machtdemonstration des Priestertums, wie es die Bibel schildert, kann den Widerstand der Menschen nicht brechen. Denn jetzt begehrt das Volk erst recht auf, und man könnte im Hinblick auf die echten Priester – nicht auf die echten Mose und Aaron – sagen "zurecht": "Ihr habt des HERRN Volk getötet." (17, 6)
Daraufhin soll der "HERR" nach Meinung der Oberpriester die vollständige Ausrottung des Volkes befohlen haben – als Strafe für den Ungehorsam gegen die Priester. Doch welcher "Herr" ist hier der Inspirator? Der "Herr" der Priesterkaste, der virtuelle "Gott" des Systems Baal.

Und der HERR spricht, so heißt es im biblischen Text: "Ich will sie im Nu vertilgen" (V. 10). Und plötzlich soll eine "Plage" das Volk befallen haben, und weitere 14.700 Menschen wären dabei umgekommen.
Die angebliche Wende in diesem furchtbaren Geschehen bringt nun dieser verlogenen Überlieferung nach der zuvor von einem Großteil des Volkes verschmähte Oberpriester Bibel-Aaron. Denn während des Massensterbens hätte er ein Räucheropfer vor Gott gebracht, um dessen angeblichen Zorn zu sühnen, was der Erzählung zufolge sofort gewirkt haben soll. Und nach vollzogenem Opfer wäre angeblich Aaron, in Wirklichkeit nur der Bibel-Aaron, wieder vor das Volk getreten, und das Sterben hörte demnach zunächst auf.

Der Priester, gegen den sich die Rebellion wendet, tritt nach dieser Darstellung der späteren Priesterkaste also auch als der "Retter" auf, der das Morden des angeblich zornigen Gottes stoppen könne; und der sich jetzt selbst derer erbarmt, die seine Privilegien nicht anerkennen. Seine Rolle wird damit auch moralisch erheblich aufgewertet. Er erscheint nun vollends als der "Gute" gegenüber den "bösen" Sprechern aus dem Volk. Und die verlogene Moral von der Geschichte wäre: Egal, was ist und was geschieht: Halte dich auf jeden Fall an den Priester! Denn er sei von Gott. Und nur er könne dich vor dessen angeblichem Zorn schützen.

Das Volk wird zur Unterwerfung gezwungen

Ein "Gotteszeichen" (ein grünender Stab) bekräftigt laut dieser Überlieferung die Macht des Ober-Priestertums, und das verzweifelte Volk muss sich unterwerfen. Die übrig gebliebenen Menschen tun es aber nur widerwillig: "Siehe, wir verderben und kommen um; wir werden alle vertilgt und kommen um; wer sich naht zu der Wohnung des HERRN, der stirbt. Sollen wir denn ganz und gar untergehen?" (Vs. 27 und 28)

Die Priesterkaste versucht den Leuten durch diese biblische Geschichte also weiszumachen, dass das Unheil von Gott gekommen sei. Und sie nutzen sei je her die Not und Verzweiflung im Volk zur Stärkung ihrer Machtstellung aus: Denn wehe, jemand maßt sich in Zukunft wieder an, von sich aus, also ohne den Priester, sich Gott nähern zu wollen. Denn vor allem darum geht es bei diesem Konflikt, so wie er in dieser von den Priestern selbst erfundenen Version der Geschichte erzählt wird: Um die Möglichkeit einer unmittelbaren Gotteserfahrung einerseits, die von den Priestern verleugnet wird, oder um den Zwang, einen Priester als "Mittler" dafür einschalten zu müssen andererseits. Moses und alle großen Gottespropheten und Jesus von Nazareth erhoben sich ebenfalls gegen die angeblichen "Mittler" und wiesen die Menschen auf den "nahen" Gott hin, zu dem jeder ohne priesterliche Vermittlung kommen könne. Der "Gott" der Priester zementiert an dieser Stelle jedoch die Rolle der Priester, und er gibt dem Volk Antworten in Form weiterer Kultvorschriften, z. B. immer wieder eine Kuh zu schlachten (Kapitel 19), was natürlich wiederum der Priester stellvertretend für das Volk durchzuführen habe.

Der "Bann" an den Nachbarn

Doch nicht nur im Inneren des Volkes fließt viel Blut. Neue Aufforderungen zum Völkermord gegen andere Völker kommen hinzu. Z. B. "gelobte Israel dem HERRN" in dieser Situation erneut ein Gelübde und sprach: "Wenn du dies Volk [Kanaan] in meine Hand gibst, so will ich an ihren Städten den Bann vollstrecken [d. h. alles umbringen]. Und der HERR hörte auf die Stimme Israels" und die Massaker an allen Bewohnern, einschließlich älterer Menschen, Kinder und Frauen, werden durchgeführt. (21, 1-3)

Ob sich nach den inneren "Säuberungen" jetzt wegen des Völkermords an Nachbarn noch ein Gewissen regt? Sicher hätten aufrichtige Menschen, deren Rückgrat noch nicht gebrochen war, auch in dieser Situation nach Möglichkeiten des gewaltlosen Widerstands gesucht, wenn es denn so gewesen wäre, wie hier beschrieben. Doch als sich erneut einige Menschen aus dem Volk diesem totalitären Priester-Regime offen zu widersetzen versuchen, werden diese nun angeblich von Schlangen zu Tode gebissen (4. Mose 21, 4-9). Nur ein Hinaufblicken zu einem Schlangen-Mahnmal, einer eisernen Schlange, soll das Leben retten können – ein erneutes Zeichen für das angebliche Heil durch den Kult. Die eiserne Schlange markiert die totale und unumschränkte Herrschaft des Priestertums in der Innen- und Außenpolitik des Volkes. Und die Botschaft an alle Kritiker lautet schlicht: Wer sich widersetzt, ist des Todes. Und nur wer mitmacht, z. B. auch an den Vernichtungskriegen gegen Nachbarvölker, der soll weiterleben dürfen.

Und so könnte man an dieser Stelle bedenken: Was auch immer damals geschah – auch wenn sich das eine oder andere Detail vielleicht etwas anders zugetragen haben mag als von uns hier dargelegt –, wer also Geschichte fälscht und später so darstellt oder deutet, wie dies im 4. Buch Mose geschieht, der verfolgt damit ein entsprechendes politisches Ziel auch für die Gegenwart.

Der Widerstand der Propheten gegen Priester und verwildertem Volk

Und Tatsache ist: Der Kampf gegen die gewalttätige Priester-Herrschaft über die Menschen in Israel ging weiter. Und er war auch in vollem Gang, als die Erzählung von der "Rotte Korach" einige hundert Jahre später niedergeschrieben wurde. Durch die vollmächtigen wahren Gottespropheten Israels wie Amos, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel, Hosea und viele andere wird dieses auf Hinrichtung, Einschüchterung, Kult und tägliche Tieropferungen basierende System vom 6.-8. Jahrhundert vor Christus an immer wieder in seinen Fundamenten erschüttert.
Und bereits Mose war ein solcher vollmächtiger Prophet gewesen, und es ist ein besonderer Frevel, dass man ausgerechnet ihm die Einsetzung des Priestertums in den Mund geschoben hat.


So lag in der damaligen Situation im Konflikt mit Korach wahrscheinlich eine Rebellion gegen einen echten Gottespropheten wie Mose zu Grunde, weil Mose die Laster und Trägheiten der Menschen einschließlich ihrer Priester nicht unterstützte
. Denn Korach aus dem Priesterstamm Levi war im Gegensatz zu Aaron wohl wirklich ein Priester.
Und Aaron, dem man später das Oberpriestertum unterschob, stand dem Mose wie z. B. prophetische Quellen unserer Zeit darlegen meist im Positiven zur Seite. Er hatte aber selbst nicht die innige Gottesverbindung wie Mose. Und so war er im Vergleich zu Mose auch nachgiebiger und weniger standfest gegenüber dem wilden und halsstarrigen Volk
, wie auch aus der Geschichte vom "Goldenen Kalb" deutlich wird, das Aaron auf Wunsch des Volkes schmieden ließ, als Mose längere Zeit abwesend war, um auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote zu empfangen. (2. Mose 32)

Geht man von diesem Wahrheitskern aus, dann bedeutet das für die Rekonstruktion der tatsächlichen Ereignisse: Das Argument "Wir alle sind heilig", das Korach und seine Leute vorbrachten, wäre unter solchen Umständen eine scheinheilige Verschleierung der wahren Gründe für den Aufstand. Man missbraucht dann die Gleichheit aller Menschen vor Gott und versucht damit, sein eigenes sündhaftes und gottfernes Treiben gegenüber dem Propheten zu legitimieren, frei nach dem Motto: "Spiele dich nicht auf als etwas Besseres!" Doch dies wird dem Gottespropheten nur böse unterstellt. Er fühlt sich nicht als etwas "Besseres", sondern möchte nur die Gebote und den Willen Gottes erfüllen.

So, wie der Konflikt jedoch in der Bibel geschildert wird, richtet sich das Aufbegehren Korachs – wie hier geschildert – aber eben nicht gegen einen wahren Gottespropheten und seine Getreuen, sondern gegen den Beginn einer gegen Gottes Willen gerichteten Priesterherrschaft. Und an deren Spitze stellten nachfolgende Priester-Generationen später dreist den Mose-Bruder Aaron, um dieser Herrschaftsform damit zusätzliche Autorität zu verleihen.
Die Kritik "Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?" ist in diesem Zusammenhang der Bibelversion also gegen die Priester gesprochen und dadurch berechtigt.
Die Bevölkerung Israels würde damit versucht haben, den Anfängen zu wehren. Denn wer auf kultisch-priesterlichem Weg oder gar durch Tieropfer eine Verbindung zu Gott anstrebt, wie es über den Oberpriester und seine Gefolgsleute berichtet wird, der bezeugt damit nur seine Gottferne.

Jesus von Nazareth hätte die Wende bringen können

Und was die vielen Gottespropheten in ihrer Auseinandersetzung mit der Priesterherrschaft vorbereitet hatten, hätte später unter dem Propheten Jesus von Nazareth die Wende bringen können. Auch Jesus von Nazareth, der Krieg, Tieropfer und andere Opfer ablehnte und der gegen die Priester und Theologen Seines Volkes so drastisch wie kein anderer zuvor Seine Stimme erhob (Matthäusevangelium, Kapitel 23), wollte ein Umdenken herbeiführen. Er wollte jedem Menschen die Liebe Gottes nahe bringen, wofür es keine Priester und keinen Kult braucht. Im Gegenteil: Die Theologen führen die Menschen gemäß den Aussagen von Jesus von Nazareth in die Irre und in das Verderben (Matthäusevangelium 23, 13). Der ehrliche Gottsucher jedoch solle in ein "stilles Kämmerlein" gehen, so Jesus in der Bergpredigt (Matthäusevangelium 6, 5-13), wo jeder mit Gott, seinem himmlischen Vater, sprechen könne.

Dass jeder Mensch Gott in seinem Inneren erfahren kann, was heute manchen schon fast selbstverständlich klingen mag, ist jedoch zu allen Zeiten eine radikale Kampfansage an das Amts-Priestertum mit seinen maßlosen und gelogenen Ansprüchen, eine Verbindung zu Gott herstellen zu können. Und es zeigt, wovor die Priestermänner sich am meisten fürchteten und bis heute fürchten – vor dem wahren Wort Gottes und der Gotteserfahrung der Menschen. Doch die Bevölkerung ließ sich zur Zeit von Jesus von Nazareth wieder von der Demagogie ihrer Priester einfangen anstatt dem friedfertigen Revolutionär Jesus den Rücken zu stärken. So ließ man Ihn – wie die anderen Propheten zuvor, z. B. Jeremia (vgl. dazu Der Theologe Nr. 20) – scheitern, indem man Ihm schließlich die Unterstützung bzw. Gefolgschaft versagte.

Doch wenn es auch später mit Jesus von Nazareth zu keinem Umschwung in der Gesellschaft kam: Dessen Botschaft vom Reich Gottes, das in jedem von uns ist, fiel damals in Israel auch hin und wieder auf fruchtbaren Boden und ist heute für alle Religionen aktueller denn je: Die Menschen brauchen keine Priester, denn in jedem Menschen, in jedem Tier, in jeder Pflanze, in der ganzen Natur, lebt Gott (vgl. dazu auch Freie Christen Nr. 1). Und näher kommt man Ihm durch das Leben nach Seinen Geboten. Und eines davon lautet ganz schlicht: "Du sollst nicht töten".

 

Teil 2:

Das israelische Priestertum
aus Ägypten
contra dem lebendigen Gott
der Propheten Israels

Woher stammen die Priesterlehren im alten Israel? Dem großen Gottespropheten Mose wurden sie nur in den Mund gelegt. In Wirklichkeit stammen sie aus dem ägyptischen Priesterkult, den die Israeliten während ihrer Gefangenschaft in Ägypten kennen gelernt hatten und aus umliegenden Götzenkulten. Dafür einige Beispiele:

Der Ägyptologe Stefan Grunert weist auf Parallelen zwischen Ägypten und dem Alten Testament hin und schreibt: Die "Beziehungen" "zwischen dem altägyptischen Schlachten von Opfertieren und dem rituellen Schächten" späterer Religionen "werden kaum zufällig sein" (Stefan Grunert, Die Schächtung im Totenopfer in: Martin Fitzenreiter, Steffen Kirchner, Tierkulte im pharaonischen Ägypten und im Kulturvergleich, Berlin 2003, S. 82; mehr dazu in Der Theologe Nr. 7).

Wenn man im Alten Testament die seitenlangen Ausführungen zur Ausgestaltung des Tempels, zu so genannten Reinheitsvorschriften oder zur Amtstracht der Priester liest, dann liegt auch hier der Gedanke an Ägypten sehr nahe. Hierzu einige Zeilen aus dem Wissenschaftlichen Bibellexikon (bibelwissenschaft.de, Deutsche Bibelgesellschaft 2007) zu dem Stichwort Priester in Ägypten:
"Die Priesterschaft des Tempels war hierarchisch organisiert."
– Oder: "Die wichtigste Quelle über die Priesterränge und ihre Dienstpflichten ist das sog. ´Buch vom Tempel`, ein Handbuch der Ägypter selbst zur architektonischen und personellen Ausstattung eines idealen Tempels."
– Oder: "Einige Ämter verfügten über eine charakteristische Amtstracht", die dann genau beschrieben wird.
– Oder es wird berichtet von "einer Reihe von Reinheitsvorschriften, denen sich die Priester unterziehen mussten. Dazu gehörten Regeln über sexuelle Enthaltsamkeit, Speisegebote und … Anweisungen zur körperlichen Hygiene."

Der Theologe Fritz Rienecker schreibt im Lexikon der Bibel, Wuppertal 1988: "Die Stelle 2. Mose 19, 22-24, wo Aaron vor den anderen Priestern bevorzugt wird, lässt es möglich erscheinen, dass er schon in Ägypten eine priesterliche Stellung inne gehabt hatte."

Was die Person des Aaron betrifft, stimmt dies nicht. Aber es zeigt auf, dass es wohl schon in Ägypten unter den Israeliten priesterliche Funktionen gegeben hat.

Und wie sind denn die Ägypter im Krieg mit ihren Feinden umgegangen? Man hat sie bevorzugt zu Sklaven gemacht anstatt sie zu töten. Und auch hier waren die Oberen Israels "gute" Schüler: Wenn die Nachbarvölker den Israeliten Sklavendienste leisten, dann sollen sie ebenfalls leben bleiben, so später das Alte Testament. Wenn sie dies nicht wollen, dann sollen sie vernichtet werden.

Der Stierkult in Ägypten – Als heiliger Stier und gleichzeitig "Gott" galt den Ägyptern Apis, vor allem wegen seiner Zeugungskraft. "Die Frauen entblößten sich vor Apis, was auf seinen Funktion als Gott der Fruchtbarkeit deutet." Auch wurde das männliche Geschlechtsteil manchmal mit dem Gott Apis identifiziert (aegypten-geschichte-kultur.de), woraus man nicht schwer erschließen kann, dass wohl so mancher begehrliche Geschlechtsakt als "Gottesdienst" umgedeutet wurde. Das so genannte "Goldene Kalb" bzw. "Goldene Stierbild", das der Oberpriester Aaron dem Volk während der Abwesenheit des Propheten Mose schmieden ließ, war demnach wohl eine Statue, die der goldenen ägyptische Apis-Statue zumindest nachempfunden war. Und es wäre naheliegend, dass es dann beim so genannten "Tanz ums Goldene Kalb" bei den Israeliten in der Wüste dann wohl ähnlich orgiastisch und enthemmt zugegangen sei; so, wie man es eben aus Ägypten kannte, womit man aber dem Einen Gott nicht näher kam.

Zu diesem Thema siehe auch:
Der Theologe Nr. 37 – Die blutige Tempelkult und der Schöpfergott im eigenen Herzen
 
 

 

 

Teil 3:

Mose, Aaron und das Volk

Zum Thema Mose, Aaron und das Volk einige weitere Überlegungen:

In Exodus 4, 16 (= 2. Mose 4, 16) heißt es über den Propheten Mose, der sich sehr schwer mit dem Reden tat (Exodus 4, 10), und über seinen Bruder Aaron: "Und er soll für dich um Volk reden; er soll dein Mund sein und du sollst für ihn Gott sein."
Die jüdische Kabbala-Mystik interpretiert dies unter anderem wie folgt: Da eben der unsichtbare Eine Gott durch den Propheten Mose sprach, sollte er, Mose, quasi für Aaron wie "Gott" sein. (Eli Erich Lasch, Let there bei Freedom – The Bible Unveiled, Logos Publication, 1989, Paraschat Ki Tissah)

Das Bewusstsein des Propheten Mose ist – unter der Voraussetzung, dass er ein wahrer Gottesprophet ist, der den Willen Gottes umfassend offenbaren kann, was für uns ebenfalls zu den Tatsachen gehört – zudem mit Gott geeint. Wahre Gottespropheten haben aufgrund ihres vorbildlichen Lebenswandels im Gegensatz zu den Priestern ein entsprechend erschlossenes weites Bewusstsein, wodurch sie auch die Verbindung zu Gott in ihrem Inneren aufbauen können.
Das bedeutet, dass alles, was Mose sagte und tat, praktisch auch dem Willen Gottes entsprach.

Dass Mose in Wirklichkeit ein wahrer Gottesprophet war, geht auch aus Numeri 12 (= 4. Mose 12) hervor.
Dort kommt es laut Bibel zu einem Aufbegehren von Aaron und seiner Schwester Miriam gegenüber ihrem Bruder Mose, da Mose mit Zippora, einer kuschitischen Frau, verheiratet war, und nicht mit einer Frau aus dem eigenen Volk. Könne Mose mit einer solchen Ehefrau aber wirklich das Volk führen? Und Aaron und Miriam argumentierten weiter:
"Redet denn der HERR allein durch Mose? Redet er nicht auch durch uns? Und der HERR hörte es. Aber Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf der Erden" (Verse 2 und 3) und hat sich nicht verteidigt.
Da griff Gott selbst durch das Prophetische Wort für Seinen Diener Mose ein und erklärt den Unterschied zwischen dem Lehrpropheten Mose einerseits und Aaron und Miriam andererseits, durch die Gott nicht die Fülle offenbaren könne wie durch Mose, sondern nur das eine oder andere durch "Gesichte" oder "Träume".
Wörtlich: "Hört meine Worte: Ist jemand unter euch ein Prophet des HERRN, dem will ich mich kundmachen in Gesichten oder will mit ihm reden in Träumen. Aber so steht es nicht mit meinem Knecht Mose; ihm ist mein ganzes Haus anvertraut. Von Mund zu Mund rede ich mit ihm, nicht durch dunkle Worte oder Gleichnisse, und er sieht den HERRN in seiner Gestalt. Warum habt ihr euch denn nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht Mose zu reden?" (Verse 6-8)
Und Aaron und Miriam bekommen nun einen "Denkzettel" (Miriam durch einen sieben Tage dauernden Aussatz), um danach aber wieder ihre Aufgabe an der Seite ihres Bruders Mose wahrzunehmen.

Zu diesem Thema siehe auch:
Der Theologe Nr. 37 – Die blutige Tempelkult und der Schöpfergott im eigenen Herzen
 

 

Teil 4: Gedanken zur Rehabilitation des Gottespropheten

Wer war Moses wirklich?

Ca. 600 Jahre nach Abraham machte sich ein Geistwesen aus dem Reich Gottes auf, um Gott, dem All-Einen, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, als Prophet auf der Erde zu dienen. So ist es heute durch die Gottesprophetie unserer Zeit erklärt. Es war ein "Gesetzesfürst", ein Geistwesen aus der unmittelbaren Nähe des Schöpfergottes, des Vater-Mutter-Gottes. Aus der Überlieferung sind die sieben "Cherubim" bekannt, auch als "Engelwesen" bezeichnet, und einer davon ist der "Cherub der göttlichen Ordnung", der damals in dem Menschen Mose inkarnierte. Mose oder Moses wurde als Mensch zu dem Gottespropheten, der das Volk aus der Sklaverei in Ägypten und nach einer langen Wüstenwanderung wieder zurück in das Land ihrer Vorväter führte. Während Abraham, in dem ebenfalls einer der Cherubim inkarniert war (wie später auch in den Gottespropheten Elia und Jesaja), in einer Gesellschaft der Vielgötterei dem Glauben an den Einen Gott zum Durchbruch verhalf, übermittelte Gott durch Moses die Zehn Gebote, die bis heute weltweit in vielen Kulturen als Richtschnur für ein ethisches Leben anerkannt werden. Die Zehn Gebote sind Auszüge aus dem ewigen Gesetz Gottes, die nicht nur geglaubt werden sollen, sondern die offenbart wurden, damit der Mensch danach leben kann und er sich auf diese Weise wieder seiner wahren Herkunft bewusst wird und um schließlich wieder heimkehren zu können in die ewige Heimat. Diese ist eine geistige Heimat und damit nicht von "dieser Welt" mit ihrem Geboren-Werden und Sterben in der Materie. Die Seele eines Menschen ist deshalb ein geistiges Wesen und unsterblich, und sie verlässt beim Sterben der Hülle, des Menschen, diesen Körper, um in den von der Materie aus gesehen unsichtbaren Welten weiterzuleben und gegebenenfalls von dort wieder in einen Menschenkörper zu inkarnieren (mehr dazu siehe hier).

Das Opfer des Mose

Moses wuchs am Hof des Pharao auf und wurde dort bei den Ägyptern erzogen und ausgebildet. Bevor sein Auftrag als Gottesprophet aktiv wurde, musste er, womöglich um sein eigenes Leben vor der Hinrichtung zu retten, vom Hof des Pharao fliehen. Der biblischen Überlieferung in 2. Mose 4 nach geriet er nämlich unüberlegt in solche Zorn-Aufwallung, als er sah, wie ein ägyptischer Sklavenaufseher einen israelitischen Sklaven grausam schlug, dass er seinerseits den Sklavenaufseher schlug, wodurch dieser starb. Damit hätte sich Mose als junger Mann große Schuld aufgeladen und der Vergebung durch den Getöteten bedurft, doch es kann sich hier auch um eine Legende handeln bzw. um eine spätere Fälschung der israelitischen Priesterkaste; vielleicht um mit dem Hinweis auf Mose die Hemmschwelle gegenüber Gewaltanwendung im eigenen Volk zu senken. Denn eines ist sicher: Ein Gottesprophet, der Mose später wurde, tötet nicht und ruft auch nicht zur Tötung oder zur Gewalt auf.
Unabhängig davon bleibt der große Gegensatz zwischen seinem vorherigen Leben im Palast des Pharao und seinem darauf folgenden Lebenserwerb unter rauen Bedingen als Schafhirte in einem Zelt. Und darin spiegelt sich auch bei Mose bereits: Ein Prophet nach dem anderen musste ein schweres und gefährliches Leben auf sich nehmen und große Opfer bringen, um den Auftrag, den er von "Oben" mitgebracht hatte, zu erfüllen.
Neben dem grundsätzlichen Opfer, das alle Propheten erbringen mussten, nämlich die beschwerliche Inkarnation in einen menschlichen Körper, war Moses größtes Opfer sicherlich, dass er fast 50 Jahre seines Lebens seine halsstarrigen und undankbaren Mitmenschen führen und mit ihnen leben musste. Obwohl man an seinem als "demütig" geschilderten Charakter und seinem Tun und an der Führung durch die geistige Welt seine Sendung erkennen konnte, zweifelten seine Zeitgenossen immer wieder an seinem prophetischen Auftrag und unterstelltem ihm, sie ins Unglück zu führen. Manches Mal sehnten sich die Israeliten lieber wieder in die ägyptische Sklaverei zurück anstatt dem Gottespropheten zu vertrauen und den durch ihn gegebenen Gottesworten zu folgen. Nur wenige Getreue standen zu Moses, glaubten an seine göttliche Sendung und unterstützten ihn.
Aus den überlieferten Berichten in den Büchern Moses geht hervor, dass das Volk immer wieder lieber seinen Leidenschaften und Bequemlichkeiten nachhing als dem Einen Gott zu vertrauen und zum "Segen für alle Völker" (wie in 1. Mose 12, 3 Abraham verheißen) zu werden.

Die Zehn Gebote und der Bundesbruch beim "Goldenen Kalb"

Mose empfing auf dem Berg Sinai von Gott die Steintafeln mit den Zehn Geboten. Als er vom Berg herabstieg, sah er, wie sich das Volk verhielt. Einige Anführer hatten die Schmuckstücke aus Gold und Silber eingeschmolzen, und sie gossen daraus ein Goldenes Kalb. Das Volk tanzte um das Kalb und verehrte immer wieder selbst erfundene Götzen, die ihnen ihre materiellen und auf ihr Ego bezogenen Wünsche erfüllen sollten. Mose war entsetzt und zerschlug sowohl die Steintafeln mit den Zehn Geboten, die den Bund des Volkes mit Gott begründeten, als auch das Goldene Kalb. Der Bund konnte zwar erneuert werden, und es wurden neue Steintafeln hergestellt, doch Mose erging es nun nicht besser.
Manches mehr von dem Leid des Propheten steht noch in den Bibeln der Kirche zu lesen. Bereits bei seiner Berufung ahnte Moses, was auf ihn zukommen könnte und er betete zu Gott: "Was aber, wenn sie mir nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern sagen: ´Jahwe ist dir nicht erschienen`?" (2. Mose 4, 1)
Die Berichte in der Bibel zeigen dann tatsächlich auf: Viele ließen sich von den Offenbarungen durch Mose nicht sonderlich beeindrucken. Nachfolgend einige von den Angriffen auf den Gottespropheten Moses und die Klagen gegen ihn, die in den Bibeln in den Büchern 2. Mose (= Exodus) und 4. Mose (= Numeri) überliefert sind und in der Summe kaum zu ertragen waren.

Klagen und Vorwürfe an Mose schier ohne Ende

Sie sagten zu ihm: "Gab es denn keine Gräber in Ägypten, dass du uns zum Sterben in die Wüste holst? Was hast du uns da angetan? Warum hast du uns aus Ägypten heraus geführt? Haben wir dir in Ägypten nicht gleich gesagt: ´Lass uns in Ruhe! Wir wollen Sklaven der Ägypter bleiben; denn es ist für uns immer noch besser, Sklaven der Ägypter zu sein, als in der Wüste zu sterben.`"
Oder: "Der Herr soll euch erscheinen und euch richten; denn ihr habt uns beim Pharao und seinen Dienern in Verruf gebracht."
Ein anderes Mal wurde dem Propheten Gottes die Wasserknappheit vorgeworfen: "Und sie haderten mit Mose und sprachen: ´Gib uns Wasser, dass wir trinken.` Mose sprach zu ihnen: ´Was hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den HERRN?`"
Doch die Wortführer aus dem Volk steigerten ihre Vorwürfe: "´Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen, dass du uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben lässt?` Mose schrie zum HERRN und sprach: ´Was soll ich mit dem Volk tun? Es fehlt nicht viel, so werden sie mich noch steinigen.`"

Immer wieder beklagten sich Vertreter aus dem Volk bei Moses, weil im Äußeren nicht mehr alles so angenehm war, wie es die Israeliten aus Ägypten kannten: "Und das Volk klagte vor den Ohren des HERRN, dass es ihm schlecht gehe. Das fremde Volk aber unter ihnen war lüstern geworden. Da fingen auch die Israeliten wieder an zu weinen und sprachen: ´Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, und an die Kürbisse, die Melonen, den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Nun aber ist unsere Seele matt, denn unsere Augen sehen nichts als das Manna.`"
Die Unzufriedenheit der Menschen war so groß, dass sie sogar riefen: "Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des HERRN Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu heraus geführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an Hunger sterben lasst."
Ein weiteres Mal lautete der Vorwurf: "´Ach, dass wir in Ägyptenland gestorben wäre oder noch in dieser Wüste stürben! Warum führt uns der HERR in dies Land, damit wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und unsere Kinder ein Raub werden. Ist´s nicht besser, wir ziehen wieder nach Ägypten? Und einer sprach zum anderen: ´Lasst uns einen Hauptmann über uns setzen und wieder nach Ägypten ziehen!`"
Oder sogar: "Aber das ganze Volk sprach, man sollte sie [Mose und Aaron] steinigen. Und der HERR sprach zu Mose: ´Wie lange lästert mich dies Volk? Und wie lange wollen sie nicht an mich glauben trotz all der Zeichen, die ich unter ihnen getan habe?`"
 
Moses redete mit Gott und bat immer wieder, dem Volk zu vergeben, aber immer wieder richtete sich die Stimmung gegen den Gesandten des All-Ewigen Gottes:
"Das Volk haderte mit Mose und sprach: ´Ach, dass wir umgekommen wären, als unsere Brüder umkamen … Warum habt ihr die Gemeinde des HERRN in diese Wüste gebracht, dass wir hier sterben mit unserem Vieh? Und warum habt ihr uns aus Ägypten geführt an diesen bösen Ort, wo man nicht säen kann, wo weder Feigen noch Weinstöcke noch Granatäpfel sind und auch kein Wasser zum Trinken ist.`"
Und schließlich hieß es: "Ist´s nicht genug, dass du uns aus dem Lande geführt hast, darin Milch und Honig fließt, und uns tötest in der Wüste? Musst du auch noch über uns herrschen?" [Dann ironisch:] "Wie fein hast du uns gebracht in ein Land, darin Milch und Honig fließt, und hast uns Äcker und Weinberge zum Erbteil gegeben! Willst du den Leuten auch die Augen ausreißen?"
Der Widerstand gegen Gott und Seinen Diener ging bis zum Verrat: "Da fing das Volk an zu huren mit den Töchtern der Moabiter; die luden das Volk zu den Opfern ihrer Götter. Und das Volk aß und betete ihre Götter an. Und Israel hängte sich an den Baal-Peor."
Und nachdem Aaron gestorben war, trafen die Angriffe nun Mose allein: "Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege und redete wider Gott und wider Mose: ´Warum hast du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier und uns ekelt vor dieser mageren Speise.`"

In der Mitte des Volkes stand das so genannte Offenbarungszelt, in welchem der Prophet in seiner Verzweiflung immer wieder die Zwiesprache mit Gott, dem Ewigen, hielt und wo die erneuerten Steintafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt wurden. Während es schon kurz davor war, dass man Mose ermordet hätte, hielt sich der Gottesprophet immer wieder an Gott, den Vater-Mutter-Gott allen Seins, dem Er treu diente, und an Seinen Zusagen fest.

Mose litt um des Volkes willen

In der bekannten Christusoffenbarung Alpha und Omega. Das Evangelium Jesu. Die Christus-Offenbarung, welche inzwischen die wahren Christen aller Welt kennen (1989) bestätigte Christus selbst durch das Prophetische Wort, dass Moses, in dem der Cherub der göttlichen Ordnung inkarniert war, "unvorstellbar vieles erdulden" musste und "um des Volkes willen" sein Opfer brachte. Christus offenbarte durch Prophetenwort, was damals genau geschah und wie die Menschen immer wieder in die Vielgötterei und in die dazu gehörigen Priesterkulte zurück fielen: "Moses brachte von dem einen, ewigen Gott der Liebe und Wahrheit die Zehn Gebote. Er befahl den Israeliten, die Geschöpfe Gottes nicht zu töten und nicht zu verzehren. Die Israeliten hörten nicht immer auf Moses. Besonders dann, wenn ihre eigenen Ursachen als Wirkungen über sie hereinbrachen, dachten sie wieder an ihre Götter und begannen von neuem das alte Ritual des Opferns." (S. 372 f.)

"Ein großer Teil des Volkes, das Gott Moses anvertraut hatte, war halsstarrig. Deshalb machte Moses einige Zugeständnisse an das Volk, um damit so manchen über seine Halsstarrigkeit zur Erkenntnis und zur inneren Reife zu führen. Nachdrücklich belehrte er sie, dass diese Zugeständnisse nicht Gottes Gesetze seien, sondern nur Hilfen, damit sie durch Selbsterkenntnis auf den Weg der Gebote finden sollten. Einige fanden zu den Geboten und befolgten sie; andere blieben den Geboten treu, so auch Moses und Aaron; jedoch viele aus dem Volk Israel sündigten trotz besseren Wissens weiter. Weiterhin aßen sie Fleisch, tranken scharfe Getränke und folgten ihren Begierden und Leidenschaften. Viele blieben auch ihren Götzen treu und hielten an den Gewohnheiten der Ägypter fest. Lange Zeit blieb so das wandernde Volk eine Menschenmenge ohne innere Einheit. Was der Mensch sät, das wird er ernten. Das traf auch bei den Israeliten zu: Zu Tausenden starben sie in der Wüste auf dem Weg in das so genannte Gelobte Land. Ihre Seelen gingen von der Erde. Viele von ihnen erkannten im Seelenreich ihr Fehlverhalten, taten Buße und kehrten dann freier und lichter wieder in ein neues Erdenkleid zurück; denn die Israeliten zeugten und gebaren auf dem Weg ins Gelobte Land. Auf diese Weise vermehrte und regenerierte sich das Volk. Im Wechsel von Geburt und Tod nahmen immer mehr Israeliten den einen Gott an und verfeinerten ihre Sitten. Nach sieben mal sieben Jahren waren nur noch wenige von der ersten Generation im Erdenkleid und kamen in das Land, das für sie bestimmt war. In diesen neunundvierzig Jahren musste Moses, der Prophet, unvorstellbar vieles erdulden. Er litt um des Volkes willen. Er betete für das Volk; er rang mit Gott um Gnade für das Volk, und er bat Gott immer wieder, ihm Zugeständnisse machen zu dürfen. Das Volk sah Moses, erkannte und erfasste jedoch letztlich nicht, wer in Moses mit ihnen war. Moses brachte die Zehn Gebote und lehrte das Volk, wie es diese halten sollte. Doch viele verstanden ihn nicht. Viele beteten und sündigten zugleich. Viele redeten von Gottes Geboten und hielten sie nicht. Viele klagten Moses wegen seiner Führung an, nannten ihn einen falschen Propheten oder einen halsstarrigen Weisen, weil er ihnen nicht alles gewährte, was sie von ihm erwarteten. Viele klagten aus demselben Grund auch Gott an, blieben dennoch in der Herde und vergifteten immer wieder das Herz anderer Israeliten. Viele Israeliten behielten ihr goldenes Kalb. Spätestens als Seelen mussten sie erkennen, dass sie sich Gott und Moses widersetzt hatten. Sie bereuten – und kamen wieder in das Fleisch zu den Kindern Israels und waren wieder im Zuge mit dabei, als Säuglinge, dann als Jugendliche und Ältere. Als die Israeliten nach vielen Jahren in das scheinbar Gelobte Land einzogen, konnten sich viele nicht mehr an den Auszug aus Ägypten erinnern." (S. 414-416)

Missbrauch des Namens "Mose" bis in unsere Zeit

Neben dem Volk selbst waren es insbesondere Männer im Volk, die das Priestertum anstrebten, die nach Moses Tod seine Lehre nahmen, sie nach ihren eigenen Vorstellungen veränderten und damit verfälschten, aber den guten Namen des Moses weiterhin missbrauchten, um im Volk mehr Gewicht zu haben. Was den meisten Menschen als die "fünf Bücher Mose" bekannt ist, stammt also weitgehend gar nicht von Moses. Moses wurde von der späteren Priesterkaste angedichtet, was diese selbst erfunden hatte: Eine angebliche Einsetzung von Priestern samt den unzähligen kultischen und Kleidungs-Vorschriften, die grausamen Tieropfer, den Fleischgenuss, die Aufforderungen zu Todesstrafe bis hin zum Völkermord. So wie Jesus von Nazareth von der kirchlichen Priesterkaste bis heute missbraucht wird, indem man Seinen Namen missbraucht und vereinnahmt, so ähnlich erging es bereits Moses.
In den Bibeln wird, wie oben dargelegt, auch die Erzählung von der "Rotte Korach" überliefert (4. Mose 16), einem Aufstand gegen Moses und seinen Bruder Aaron, der ein Aufstand von 250 Männern gegen die von Gott angeblich eingesetzte Priesterkaste gewesen sein soll, als deren ersten Vertreter man Aaron später vereinnahmte. Doch es war kein Aufstand gegen die Priester, denn der Gottesprophet Mose und sein Bruder Aaron hatten mit Priestern und Priesterhörigen nichts im Sinn. Auch das "Offenbarungszelt" wurde von den späteren Priestern missbraucht, indem sie behaupteten, dort wären viele ihrer Kultgegenstände aufbewahrt worden. Doch Gott, der Ewige, hat weder Priester eingesetzt noch Kulte, Rituale und Zeremonien eingeführt und dazu Kultgegenstände ersonnen, die sich die Menschen dann anschaffen sollten.
Wenn es heute heißt "Nach jüd. Überlieferung hat [der Priester] Esra das mosaische Gesetz, das beim Untergang Jerusalems 586 v. Chr. Verbrannt sein soll, neu geschrieben" (Fritz Rienecker, Lexikon zur Bibel, 1988, S. 375), dann hat jeder Wahrheitssucher bereits ein Indiz vor Augen, was in früheren Zeiten durch die Priesterkaste geschehen sein mag, von der Esra nur ein Vertreter ist. Wir wissen von dem, was also noch alles in diesen langen 49 Jahre in der Wüste geschah, als eines der höchsten Geistwesen der Himmel im Propheten Mose bei den Menschen inkarniert war, nicht viel mehr als das, was oben anhand der Quellen dargelegt ist. 
Das Opfer, welches der Cherub der göttlichen Ordnung in dem Propheten Moses erbrachte, endete jedoch nicht mit seinem Tod. Er zog nicht mit in das so genannte gelobte Land. Vielleicht brauchte er diesen Weg einfach nicht mehr mitzugehen, denn genug ist irgendwann auch einmal genug – auch für einen Diener Gottes im Erdenkleid. Auch wenn Moses nicht wie viele andere Propheten gefoltert und umgebracht wurde, die Bürde seines langen Lebens und der Betrug an seinem Namen Jahrhunderte über den Tod hinaus bis heute ist ebenfalls ein schweres Opfer, das er für seine gefallenen Brüder und Schwestern brachte, die sich auf dem Planeten Erde in der Gottferne verirrt haben und denen er wieder den Heimweg aufgezeigt hatte. 


 



Teil 5 – Was die Bibel schreibt:

Die Zehn Gebote, durch Mose offenbart, und ihre Fälschung durch die Priesterkaste

 

Die Zehn Gebote nach 2. Mose 20 und 5. Mose 5*, wie sie vom Gottespropheten Mose überliefert wurden

Und der HERR sprach ... : Dies sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst ...

1. Ich bin der HERR, dein Gott ... Du sollst keine anderen Götter haben neben mir

2. Du sollst dir kein Bildnis ... machen ...

3. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen

4. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst

5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren

6. Du sollst nicht töten

7. Du sollst nicht ehebrechen

8. Du sollst nicht stehlen

9. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus ... Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was sein ist

(2. Mose 20, 1-17; 5. Mose 5, 1-22)

* Zwei Fassungen, in denen erklärt wird, dies seien die Zehn Gebote, die Gott Mose beim Bundesschluss gegeben habe. Doch welche ist die richtige?
Zum Hintergrund: Wegen der Anbetung des "Goldenen Kalbs" durch das Volk soll Mose die Steintafeln mit den Zehn Geboten zunächst zerbrochen haben. Anschließend hätte er sie aber mit dem gleichen Inhalt (!) wieder neu herstellen können. So wird die Fassung nach 2. Mose 34 mit den vermeintlichen Gottesworten an Mose eingeleitet: "Hau dir zwei steinerne Tafeln zurecht wie die ersten! Ich werde darauf die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln standen, die du zerschmettert hast." (Vers. 1)
Doch laut 2. Mose 20 und 5. Mose 5 standen auf diesen ersten Tafeln ganz andere Worte als die nun in 2. Mose 34 überlieferten Worte. Wenn die "Erneuerung des Bundes" aber die gleichen Gebote beinhaltete wie der ursprüngliche Bundesschluss, welche Fassung ist dann die Richtige? Und welche ist dann die Fälschung? Es gibt nur ein Entweder-Oder.

 

Die Zehn Gebote nach 2. Mose 34*, wie sie durch den "Lügengriffel" der Priesterkaste zensiert und verändert wurden

1. Du sollst keinen anderen Gott anbeten. Denn der HERR ist ein Eiferer ...

2. Du sollst dir keine gegossenen Götterbilder machen

3. Das Fest der Ungesäuerten Brote sollst du halten

4. Alle Erstgeburt ist mein ... Wenn du ihn [die Erstgeburt des Esels] aber nicht auslöst, so brich ihm das Genick ...

5. Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebten Tage sollst du ruhen

6. Das Wochenfest sollst du halten

7. Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist, erscheinen vor dem Herrscher, dem HERRN, dem Gott Israels. Denn ich werde die Heiden vor dir ausstoßen

8. Du sollst das Blut meines Opfers nicht darbringen zugleich mit dem Sauerteig

9. Das Beste von den ersten Früchten deines Ackers sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes bringen

10. Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Mutter Milch

Und der HERR sprach zu Mose: Schreib dir diese Worte auf; denn aufgrund dieser [!] Worte habe ich mit dir und mit Israel einen Bund geschlossen ... Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte.

(2. Mose 34, 8-28)

 


Teil 6 – Was die Bibel schreibt:

Blut, Blut, Blut –
Die angebliche Einsetzung des Priestertums durch Gott

Auf dem Berg Sinai erhielt der Gottesprophet Mose die 10 Gebote. Die Priester jedoch behaupteten nach dem Babylonischen Exil (nach 538 v. Chr.), Gott habe bei diesem Anlass (also über 700 Jahre zuvor) den ganzen Priesterkult eingesetzt. In dem Buch Das Buch der Bücher – Altes Testament, München 1980, zusammen gestellt und verfasst unter anderem von den renommierten protestantischen Theologen Hanns Martin Lutz und Hermann Timm, mit einem Vorwort von Gerhard von Rad, heißt es dazu jedoch:

"Das Priestertum ist das älteste sakrale Amt in Israel und reicht sicher bis in die Anfänge des Jahweglaubens zurück. Das Ritual, das die Priesterschrift [eine Quellenschrift des Alten Testaments] schon für die Amtseinführung der ersten Priester voraus setzt, entstammt jedoch erst der nachexilischen Zeit [also nach 538 v. Chr.]. Die Zurückführung auf die Sinaioffenbarung soll die unverbrüchliche Gültigkeit dieses Rituals ausdrücken." (S. 68)

Also weniger beschönigend formuliert: Das Ritual der Priestereinsetzung ist eine spätere Fälschung und wurde keineswegs dem Mose auf dem Berg Sinai von Gott so diktiert.

Lesen Sie dazu nachfolgend einige Ausschnitte darüber in 2. Mose 29, wie die Priester ihr blutiges Handwerk begründet sehen. Der Stamm Levi war ja pauschal mit Priesterdiensten beauftragt. Nun sollte der Mosebruder Aaron (da dies nicht stimmt, von uns sonst "Bibel-Aaron" genannt, dem unterschoben wurde, was nicht wirklich von Aaron stammte, sondern eine Fälschung seiner Worte ist) aus dem Stamm Levi und seine Söhne speziell das Hohepriestertum von Gott aufgetragen bekommen haben. Zunächst wird die aufwändige genau vorgeschriebene Priesterkleidung beschrieben. Dann heißt es weiter:

"Und du [der Bibel-Moses] sollst den jungen Stier herzu führen vor die Stiftshütte, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf den Kopf des Stieres legen. Und du sollst den Stier schlachten vor dem HERRN, vor der Tür der Stiftshütte, und sollst von seinem Blut nehmen und mit deinem Finger an die Hörner des Altars streichen und alles andere Blut an den Fuß des Altars schütten. Und du sollst alles Fett am Eingeweide nehmen und den Lappen an der Leber und die beiden Nieren mit dem Fett daran und sollst es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Aber Fleisch, Fell und Mist des Stieres sollst du draußen vor dem Lager mit Feuer verbrennen; denn es ist ein Sündopfer.
Und den einen Widder sollst zu nehmen, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf seine Kopf legen. Dann sollst du ihn schlachten und sein Blut nehmen und ringsum an den Altar sprengen. Aber den Widder sollst du in seine Stücke zerlegen und seine Eingeweide und Schenkel waschen und sie zu seinen Stücken und seinem Kopf legen und den ganzen Widder in Rauch aufgehen lassen auf dem Altar; denn es ist dem HERRN ein Brandopfer, ein lieblicher Geruch
[bzw. ein "beruhigender Duft"], ein Feueropfer für den HERRN.
Den anderen Widder aber sollst du nehmen, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf seinen Kopf legen, und du sollst ihn schlachten und von seinem Blut nehmen und es Aaron und seinen Söhnen an das rechte Ohrläppchen streichen und an den Daumen ihrer rechten Hand und an die große Zehe ihres rechten Fußes, und du sollst das Blut ringsum an den Altar sprengen. Und du sollst von dem Blut auf dem Altar nehmen und Salböl und sollst Aaron und seine Kleider, seine Söhne und ihre Kleider damit besprengen. So werden er und seine Kleider, seine Söhne und ihre Kleider geweiht.

Danach sollst du nehmen das Fett von dem Widder, den Fettschwanz und das Fett am Eingeweide, den Lappen an der Leber und die beiden Nieren mit dem Fett daran und die rechte Keule – denn es ist der Widder der Einsetzung und ein Brot und einen Ölkuchen und einen Fladen aus dem Korbe mit dem ungesäuerten Brot, der vor dem HERRN steht. Dann lege das alles auf die Hände Aarons und seiner Söhne und schwinge es als Schwingopfer vor dem HERRN. Danach nimm es von ihren Händen und lass es in Rauch aufgehen auf dem Altar über dem Brandopfer zum lieblichen Geruch vor dem HERRN; denn es ist ein Feueropfer für den HERRN. Und du sollst die Brust vom Widder der Einsetzung Aarons nehmen und sie vor dem HERRN schwingen. Das soll dein Anteil sein. So sollst du heiligen die Brust als Schwingopfer und die Keule als Hebopfer, die von dem Widder der Einsetzung Aarons und seiner Söhne genommen sind. Und das soll Aaron und seinen Söhnen gehören als ewiges Anrecht bei den Israeliten, denn es ist ein Hebopfer. Und ein Hebopfer vor den Israeliten soll es sein von ihren Dankopfern, ihr Hebopfer für den HERRN ...
Und du sollst den Widder der Einsetzung nehmen und sein Fleisch an einem heiligen Ort kochen. Und Aaron mit seinen Söhnen soll das Fleisch des Widders samt dem Brot im Korbe essen vor der Tür der Stiftshütte. Sie sollen die Stücke essen, mit denen die Sühnung für sie vollzogen wurde, als man ihre Hände füllte und sie weihte. Kein anderer darf sie essen, denn es ist heilig. Wenn aber etwas übrig bleibt von dem Fleisch der Einsetzung und von dem Brot bis zum Morgen, sollst du es mit Feuer verbrennen. Es darf nicht gegessen werden, denn es ist heilig.

So sollst du mit Aaron und seinen Söhnen alles tun, was ich dir geboten habe. Sieben Tage sollst du ihre Hände füllen und täglich einen jungen Stier zum Sündopfer schlachten zur Sühnung und sollst den Altar entsündigen, indem du die Sühnung an ihm vollziehst. Sieben Tage sollst du an dem Altar die Sühnung vollziehen und ihn weihen; so wird er ein Hochheiliges. Wer den Altar anrührt, der ist dem Heiligtum verfallen ...

Und dies sollst du auf dem Altar tun: Zwei einjährige Schafe sollst du an jedem Tage darauf opfern, ein Schaf am Morgen, das andere gegen Abend ... Das soll das tägliche Brandopfer sein bei euren Nachkommen am Eingang der Stiftshütte vor dem HERRN, wo ich euch begegnen und mit dir reden will."
(Verse 10-28.31-40.42)

Dies alles wird heute im Judentum nicht mehr praktiziert, da es weder eine Stiftshütte noch einen Tempel mehr gibt. Im kirchlichen so genannten "Christentum" hält man jedoch daran fest, dass dies exakt Gottes Anweisungen gewesen seien, obwohl es nur Erfindungen der Priester waren, worauf die großen Gottespropheten Israels immer wieder hingewiesen haben. Die Schrift, welche den ganzen Kult beinhaltet und die als Quellenschrift zu einem Bestandteil des aus kirchlicher Sicht Alten Testaments wurde, heißt Priesterschrift, und die oben bereits zitierten Professoren für Altes Testament charakterisieren deren im Hinblick auf Gott, den Ewigen und Seinen Propheten Mose gefälschte Lehre weiter mit den Worten:
"Das Priesteramt hat für dieses Erzählungswerk eine überragende Bedeutung. Es ist die einzige sakrale Institution, über die Jahwe mit Israel verkehrt. Die Priester allein vertreten Israel vor Gott, und ausschließlich durch die Priester handelt Gott an seinem Volk." (S. 68)

Denn dieser Glaube, der in den hier zitierten Zeilen aus dem Alten Testament zum Ausdruck kommt, ist in Wirklichkeit der grundlegende Gegensatz zu dem, wie Jahwe bzw. Gott auch von den späteren wahren Gottespropheten (Elia, Jesaja, Jeremia, Daniel, Hesekiel, Hosea und viele mehr) geschildert wird. Und durch die Gottespropheten konnte sich Gott tatsächlich für Sein Volk offenbaren, während das hier dokumentierte kultische Religionstheater nichts anderes als eine blutige und vor allem für die Tiere grausame Selbstbeweihräucherung der Priesterkaste war, die in Wirklichkeit dem "System" Baal entstammt, dem Widersacher Gottes, gleich in welcher religiösen Gewandung er auftritt, und welchem "Gott" man dabei zu dienen vorgibt. Doch auch für die Menschen waren es grausame Einschüchterungs-Riten, denn bereits kleinere Abweichungen bedeuteten unter Umständen das Todesurteil auch für die Menschen.

So sollen mit Aaron seine vier Söhne Nadab, Abihus, Eleasar und Itamar durch den obigen Ritus zu Oberpriestern geweiht werden. Doch der Abschluss ihrer Priesterweihe war für Nadab und Abihus unglücklicherweise auch ihr Todestag. Wohl im Übermut der großen "Ehre" haben sie anschließend gleich einmal ihre Räucherpfannen ausprobiert. Gemäß der Bibel sei danach folgendes geschehen:

"Und Aarons Söhne Nadab und Abihu nahmen ein jeder seine Pfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten so ein fremdes Feuer vor den HERRN, das er ihnen nicht geboten hatte. Da fuhr ein Feuer aus von dem HERRN und verzehrte sie, dass sie starben vor dem HERRN." (3. Mose 10, 1-2)
Das heißt, sie verbrannten bei lebendigem Leib.
Und wie habe ihr Vater gemäß dieser Überlieferung reagiert? "Und Aaron schwieg." (Vers 3d)
So also wird der Bibel-Aaron geschildert. Und damit beinhaltet diese Erzählung eine klare Botschaft der Einschüchterung.

Unglücklicherweise seien aber auch die beiden anderen Söhne Eleasar und Itamar mit dem ganzen Ritual überfordert gewesen und hätten gleich zu Beginn ebenfalls einen Fehler begangen. Die Bibel schreibt:

"Und Mose suchte den Bock des Sündopfers und fand ihn verbrannt. Und er wurde zornig über Eleasar und Itamar, Aarons Söhne, die ihm noch geblieben waren, und sprach: ´Warum habt ihr das Sündopfer nicht gegessen an heiliger Stätte? Denn es ist ein Hochheiliges und der HERR hat es euch gegeben, dass ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmen und sie vor ihm entsühnen sollt. Siehe, sein Blut ist nicht in das Heilige hinein gebracht worden. Ihr solltet das Opfer im Heiligen gegessen habe, wie ich geboten hatte.`"
(V. 16-18)

Der Bibel-Aaron hat hier dann angefangen, zu argumentieren: "Ich sollte heute essen vom Sündopfer? Sollte das dem HERRN gefallen?" (V. 19)
Und er konnte den Bibel-Mose milde stimmen, dass "heute" nicht der richtige Tag gewesen sei, vom Sündopfer zu essen.
"Als Mose das hörte, ließ er sich´s gefallen" (V. 20), und  Eleasar und Itamar blieben am Leben.

Diesen blutigen Kult soll also angeblich Mose auf dem Berg Sinai von Gott empfangen haben. Doch damit wird nicht nur der Gott der wahren Propheten, sondern auch der Gottesprophet Mose verhöhnt. Die Propheten haben später alles klar gestellt. Dafür mussten viele von ihnen ebenfalls sterben, wie Jesaja oder Jeremia. Und auch deren Worte wurden später von Priestern und "Schriftgelehrten" mit ihrem "Lügengriffel" (Jeremia 8, 8) "überarbeitet", wie der Prophet Jeremia klagte, also gefälscht und vielfach in ihr Gegenteil verkehrt.

Auf keinen Fall stammt eine solche Einsetzung der Priester – wie oben zitiert – von Gott, dem Schöpfer von Himmel und Erde, oder von Mose, Seinem Propheten, in dem der Cherub der göttlichen Ordnung inkarniert war.
 

 

Die Eskalation des Blutvergießens im Neuen Testament

"Fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung."

(Hebräerbrief 9, 22)
 

Und im Katechismus der Römisch-Katholischen Kirche heißt es unter Nr. 140:
"Das Alte Testament bereitet das Neue vor, während dieses das Alte vollendet. Beide erhellen einander; beide sind wahres Wort Gottes."


Wie das Blutvergießen immer mehr zur "erhellenden" kirchlichen "Vollendung" gebracht wurde, lesen Sie unter anderem in:

Der Theologe Nr. 90 – Warum sind die Kreuzzüge noch nicht beendet?

Der Theologe Nr. 92 – Urchristentum im Freien Geist, von der Kirche verfolgt


Der Theologe Nr. 4 – Die evangelische Kirche und der Holocaust
 

 

Lesen Sie dazu auch Der Theologe Nr. 26 – Die Aufforderung zum Völkermord in der Bibel 
 


Der Text  kann wie folgt zitiert werden
:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 13: Wer war Mose wirklich? Ein echter Gottesprophet, kein Begründer einer Priesterkaste, Wertheim 2003, zit. nach theologe.de/theologe13.htm, Fassung vom 1.10.2023;
Copyright ©, Impressum und mehr zum Autor dieser Studie siehe hier.
 

 

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