Völkermord und Seelenmord an den Indianern Nordamerikas

Sie wurden überwiegend von Protestanten unter dem Missbrauch des Namens Christus ausgerottet, denn Christus ist der Friedenslehrer

Der Theologe Nr. 101, aktualisiert am 12.2.2024


Als Christoph Kolumbus im Jahr 1492 in der Karibik landete, lebten im Norden des – von Europa aus gesehen – neu entdeckten Kontinents, also auf dem Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten Amerikas und Kanadas, Schätzungen zufolge bis zu 18 Millionen so genannte "indigene" Völker bzw. Ur-Einwohner. Bis heute werden sie "Indianer" genannt, weil Kolumbus irrtümlich der Meinung war, er sei in Indien gelandet. Sie selbst bezeichnen sich heute als "first nations". Vierhundert Jahre nach Kolumbus, im Jahr 1890, lebten im selben Gebiet noch etwa 250.000 so genannte Indianer. Das waren nur etwa zwischen ein und zwei Prozent der Zahl an ursprünglich dort lebenden Bewohnern mit dieser Herkunft.

Kolumbus, seine Soldaten und die katholischen Priester (links stehend mit Kreuz) landen am 12.10.1492 in der "Neuen Welt". Einige Jahrzehnte später kommen auch die evangelischen Pfarrer und Prediger aus Europa auf den Kontinent. Auf die Einwohner des Kontinents (auf dem Gemälde links am Rand) kommt in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten ein furchtbares Blutbad zu mit ca. 60 Millionen Todesopfern und einem Gemetzel auch an der Tierwelt.

Heute [2024], über 130 Jahre nach dieser Zählung, leben zwar wieder etwa drei Millionen Menschen mit ausschließlich indianischen Wurzeln in den USA und Kanada. Doch die meisten von ihnen leben zurückgedrängt in kärglichen Reservaten, viele fielen in Armut und Suchtverhalten. Die Arbeitslosenquote liegt bei 50 Prozent, die Selbstmordrate ist hoch und ihre Lebenserwartung niedrig.
Was ist aus all den ehemals so selbstbewussten Ureinwohnern Amerikas geworden? Und weshalb sind es nur noch so wenige? Sie wurden vertrieben, deportiert, gedemütigt, ihrer Kultur beraubt, ermordet in einem zweieinhalb Jahrhunderte dauernden erbarmungslosen Krieg, ausgelöst durch die einwandernden konfessionell gläubigen Europäer. "Man kann schon von einem Genozid sprechen", sagt Martin Klepper, Professor für Amerikanische Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Auch die heutigen Indianer, so Klepper, sprechen "ganz klar" von einem Völkermord an ihren Vorfahren.
(Main-Post, 8.8.2013)

 
1 –
Der furchtbare Missbrauch des Namens Christus


  2 – Das Wissen um die beseelte Natur bei den Indianern

  3 – Evangelischer holländischer Generaldirektor: Friedliebende Nachbarn erwürgt und ihnen die Köpfe abgehackt

  4 – Die evangelischen Puritaner, die "Pilgerväter" und ihr Glaube an ihr "gelobtes Land"

  5 – Die evangelischen "Väter" der Gewalt: Martin Luther und Jean Calvin

  6 – Verhängnisvolle evangelische Lehre: Angebliche Vorherbestimmung, gnadenlose Kriege
       angeblich strafender Gott, angebliche ewige Höllenqualen

  7 – Die bibeltreuen Briten erklärten die indigenen Völker einfach zu "Kindern Satans", und das Morden begann

  8 – Der evangelische "Götze" gab den Auftrag, den Indianern "das Land wegzunehmen"
       Auch Quäker begannen mit dem Morden

  9 – Die protestantische Staatsideologie: "Frieden" durch Krieg in aller Welt – Fast alle Verträge gebrochen

10 – Völkermord unter evangelischer Präsidentschaft

11 – Auch Abraham Lincoln war beteiligt

12 – Präsident Roosevelt im 20. Jahrhundert: "Unser großes Land ist kein Tierschutzgebiet für schmutzige Wilde"

13 – Wie geht es den Seelen der Hingemordeten heute?

14 – Christus hat mit allen den Grausamkeiten der Institutionen Kirche, den Vertretern des "Systems Baal", nichts zu tun

15 – "Brüder und Schwestern, fürchtet euch nicht!"
 


1 – Der furchtbare Missbrauch des Namens Christus

Und dieser Völkermord, der sich über 250 Jahre hinzog, einer der längsten der Menschheitsgeschichte, wurde verübt von Menschen, die sich "Christen" nannten, die sich also auf Jesus, den Christus, beriefen, den Friedefürsten, der die Nächstenliebe und die Vergebung lehrte, ja sogar die Feindesliebe, und der in Seiner Bergpredigt sprach: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut ihr ihnen zuerst." Wir kennen diese goldene Regel auch unter den Worten: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!"
Wie war es möglich, dass Menschen, die sich selbst als "Christen" bezeichnen, unter furchtbarem Missbrauch des guten Namens "Christus" ihre Mitmenschen von ihrem angestammten Land vertreiben, ihre Dörfer niederbrennen, sie absichtlich mit Seuchen anstecken, sie in der Wüste verhungern lassen, Männer, Frauen und Kinder wahllos erschießen und viele Scheußlichkeiten mehr? Und das nicht nur über Jahre oder Jahrzehnte hinweg, sondern über Jahrhunderte?
Dies betrifft natürlich nicht nur die geschichtlichen Ereignisse der letzten 500 Jahre in Nordamerika, also auf dem Gebiet der heutigen Staaten USA und Kanada. Diese Frage betrifft genauso Lateinamerika zwischen Mexiko und Feuerland. Auch dort, im spanisch- und portugiesischsprachigen Teil des Doppelkontinents Amerika, verübten die dort überwiegend spanischen Eroberer einen Völkermord an den Einheimischen, auch "Indios" genannt. Der Genozid an den indigenen Völkern in Süd- und Mittelamerika verlief zwar augenscheinlich nicht weniger grausam und unbarmherzig wie der im Norden. Doch der Schriftsteller und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner schrieb in seinem Buch Der Moloch – Eine kritische Geschichte der USA (München 2002, S. 80): "Nicht einmal die katholischen Hispanier vernichteten die Eingeborenen so radikal, so nahezu gänzlich wie die protestantischen Briten."

Zur geschichtlichen Orientierung: Im Jahr 1565 errichteten die katholischen Spanier eine erste Kolonie auf dem amerikanischen Kontinent, 1607 folgten die katholischen Franzosen im heutigen Kanada und die protestantischen Briten im heutigen Virginia. Im Laufe der Geschichte haben sich dann die beiden mörderischen europäischen Großkonfessionen Katholisch und Evangelisch den grausamen Völkermord in Amerika "aufgeteilt": im Süden die Katholiken, im Norden überwiegend die Protestanten; so wie sie sich auch in Europa die Verfolgung und Ermordung Andersdenkender seit der so genannten Reformationszeit "aufteilten".
Zum Vergleich: In Deutschland schlossen Anführer der beiden Großkonfessionen im Jahr 1555 untereinander einen so genannten "Religionsfrieden", den so genannten "Augsburger Religionsfrieden", der allerdings nicht hielt, und gleichzeitig beschloss man gemeinsam einen Pakt zur Ausmerzung von Menschen anderen Glaubens, was zunächst die friedfertigen so genannten Täufer betraf, die ihre neugeborenen Kinder nicht per Kirchentaufe einer der beiden Großkirchen übereignen wollten, sondern stattdessen erst Erwachsene taufen ließen. Ähnlich grausam, nur mit Ausmerzungen in weit größerem Ausmaß, verhielten sich dies beiden mörderischen Religionssysteme Evangelisch und Katholisch in Amerika.

2 – Das Wissen um die beseelte Natur bei den Indianern

Im Unterschied zu Lateinamerika, wo die spanischen Konquistadoren, gleich Eroberern, zum Teil auf durchorganisierte Hochkulturen wie die der Inkas und Azteken trafen, lebten in Nordamerika auf einer riesigen Fläche mehr als 500 ganz unterschiedliche indianische Völker bzw. Stämme mit ganz unterschiedlichen Sprachen und Stammeskulturen. Es gab, vor allem in den Südstaaten der heutigen USA, gut organisierte Ackerbaugesellschaften und sogar regelrechte Kleinstädte, die untereinander Handel trieben, während andere Stämme als Jäger und Sammler ein Nomadenleben führten.
"Die Indianer empfanden die Natur als beseelt, als lebendes Wesen", schreibt Karlheinz Deschner: "Sie fühlten sich eins mit ihr, verwandt mit Tieren und Bäumen. Und alles gehörte allen. Alles war Teil einer ´gemeinsamen Mutter`, von der man zwar lebte, gewiss, aber mäßig, die man schonte, auch schützte. Sammler waren sie und Jäger, doch sammelten und jagten sie nur das Notwendigste." Und: "Sie kannten die krassen sozialen Unterschiede nicht" wie die evangelischen und katholischen Eroberer. (Der Moloch, München 2002, S. 29) 

Der Gemeinsinn, den die Indianer hervorbrachten, war teilweise erstaunlich. So schlossen sich bereits vor der Ankunft der Europäer einige Stämme der Irokesen zu einer Liga zusammen, die demokratisch organisiert war. Ein Zeitgenosse von Benjamin Franklin, einem der US-amerikanischen "Gründerväter", schrieb im 18. Jahrhundert: "Die Indianer haben die Römer übertroffen. … Man betrachtet die Anführer als Diener ihres Volkes und nicht als dessen Herren; außerdem können sie bei Fehlverhalten abgewählt werden. … Sogar Frauen können für politische Ämter gewählt werden, und der Reichtum wird relativ gleichmäßig unter allen verteilt." (Die Wurzeln Amerikas, in: Zeitenschrift, Januar 2000)
Die indigenen Völker waren gewiss keine Menschen, die man idealisieren sollte. Sie jagten nicht nur Tiere, sie bekriegten sich auch gegenseitig. Doch der Gemeinsinn, den die Indianer ebenfalls hervorbrachten, war teilweise erstaunlich, so Karlheinz Deschner weiter, und der
Egoismus der Invasoren scheint ihnen eher fremd gewesen zu sein. David Thompson, ein kanadischer Kartograf, der um das Jahr 1800 häufig mit indianischen Volksstämmen Kontakt hatte, schrieb: "Hat einer bei der Jagd kein Glück gehabt oder hat er seine wenigen Habseligkeiten durch irgendein Missgeschick verloren, so darf er sicher sein, dass er von den anderen unterstützt wird, soweit es nur in ihrer Kraft steht. In der Krankheit sorgen sie füreinander bis zum letzten Atemzuge." (S. 30)

Sioux-Häuptling Sitting Bull (1885) –
Gemeinfrei nach Wikimedia Commons – Library of Congress's Prints and Photographs divisionUnter Sitting Bull gab es im Jahr 1876 den einzigen größeren militärischen Sieg der Indianer gegen ein Heer der USA am Little Bighorn im heutigen Bundesstaat Montana. Daraufhin forcierte die USA die Vernichtung bzw. Kasernierung der Indianer. Und der römisch-katholische Bischof Marty von Dakota kündigte 1883 den vermeintlichen Eintritt Sitting Bulls in die römisch-katholische Kirche an. Freunde Sitting Bulls berichten jedoch glaubwürdig, er sei bis zu seinem Tod ein glühender Gegner der Kirche geblieben und setzte sich für die Aufklärung über das Leid seines Volkes ein und für eine Versöhnung mit den Tätern.

Einander in Krankheit beizustehen, das war zum Beispiel nach Ankunft der Europäer besonders gefragt, denn diese brachten zahlreiche Krankheitserreger mit, gegen die die amerikanischen Ureinwohner keine Abwehrkräfte hatten. Ganze Stämme, vor allem im Süden der USA, durch den zeitweise auch plündernde spanische Mörderbanden zogen, wurden durch Seuchen wie Pocken, Typhus oder Cholera ausgelöscht.
Erste Begegnungen der Neu-Ankömmlinge mit den "first nations" verliefen noch meist friedlich. Die Indianer verhielten sich meist abwartend und zurückhaltend, oft sogar gastfreundlich und hilfsbereit. "Moralisch", schreibt Karlheinz Deschner, "waren ´die Wilden` den Weißen, alles in allem, weit überlegen". (S. 32)
Die europäischen Neusiedler kämpften in den ersten Jahren in einer ihnen fremden Umgebung ums Überleben und waren auf Hilfe angewiesen. Indianer halfen ihnen teilweise sogar mit Vorräten aus, erklärten ihnen den Anbau von Mais oder trieben Handel mit den Siedlern.

3 – Evangelischer holländischer Generaldirektor: Friedliebende Nachbarn erwürgt und ihnen die Köpfe abgehackt

Doch das war nicht von Dauer. Es kamen immer mehr so genannte "Siedler" über das Meer und beanspruchten Land für sich. Bald gab es erste Zusammenstöße, es begannen erste Kämpfe und auch erste Massaker der Europäer an den indigenen Völkern. So ließ der niederländische Generaldirektor der Westindischen Kompanie im Jahr 1643, wie Karlheinz Deschner berichtet, "hundert friedliebende Algonkin-Indianer ... im Schlaf erwürgen und allerlei abgehackte Köpfe einbringen". Hochrangige Vertreter der eigenen Kompanie bekannten daraufhin: "Die Indianer lebten unter uns wie Schafe. Sie taten für uns alles Menschenmögliche und gaben uns zu essen, wenn uns die Vorräte ausgingen; der Direktor aber hat sie durch seine verabscheuungswürdige Handlungsweise derart gegen uns gestimmt, dass unmöglich abzusehen ist, wie der Friede wiederhergestellt werden könnte." (S. 55)
Die Mörder, die den Frieden zerstörten, nannten sich zu Unrecht "Christen"! Denn Christus ist der Friedefürst, der als Jesus von Nazareth auf dieser Erde absolut gewaltlos lebte und Seinen Jüngern sagte: "Stecke dein Schwert in die Scheide! Denn wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen!"  

Was wäre geschehen, wenn die Neusiedler nicht nur dem Namen nach, sondern tatsächlich Christen gewesen wären, wenn sie das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe beherzigt und gelebt hätten? Wie sähe das Land heute aus? Und wie würde es den Nachkommen der damaligen Indianer heute gehen? Millionen von Menschen wären am Leben geblieben, möglicherweise hätte sich zwischen Siedlern und Ureinwohnern ein friedliches Zusammenleben in gegenseitigem Respekt und Achtung aufbauen können. Stattdessen führten die Europäer einen schändlichen, gewalttätigen und zutiefst antichristlichen Eroberungsfeldzug. Die Ermordeten starben dabei jedoch im Glauben, ihre Mörder seien Christen. Und wer weiß, wie viele der Seelen von Ermordeten bis heute glauben, dass der Gott, dessen Namen die Weißen im Munde führten und Christus, Sein Sohn, auf den sich die weißen Konfessionsangehörigen zu Unrecht beriefen, für ihr grausames Schicksal verantwortlich sind.


Das sind die Folgen, wenn Menschen nach dem evangelischen Manifest handeln, nach der Lehre Martin Luthers:

"Sündige tapfer"

Doch es war nicht Christus, unser Bruder und Erlöser, der die Ureinwohner Amerikas quälen und töten ließ. Es waren Menschen, die sich nur betrügerisch und missbräuchlich auf Ihn, den Friedefürsten, beriefen, da sie in Wirklichkeit das Gegenteil von dem taten, was Jesus, der Christus, als Mensch lehrte und vorlebte. Und es war auch nicht der Schöpfergott, der dieses Leid in die Welt gebracht hat. Er, der All-Eine, ist der Vater-Mutter-Gott aller Menschen, gleich welche Hautfarbe sie haben oder welcher Religion sie anhängen. Seine Liebe gilt allen Menschen und Schöpfungswesen gleich.

Die brutalen Eroberer kamen aus Europa. Der Journalist Wolf Schneider schrieb dazu: "Englands Verlierer also zogen aus, um in Amerika die Indianer zu Verlierern zu machen." (Geo-Epoche, Die Indianer Nordamerikas, Oktober 2000, S. 60)
Es waren Menschen, denen, wie Deschner schreibt, "das alte Europa … im Nacken" saß, "sein Feudalismus, seine Kriege, sein Kriegsdienst, seine Folter". Vielleicht waren sie eben, wie er fortfährt, "Davongejagte, Abenteurer, Desperados, fast durchweg Habenichtse, die jetzt buchstäblich um jeden Preis ihr Glück machen wollten, Wagehälse, Hasardeure, die eine Entschädigung suchten für ihr Unglück, die alles auf eine Karte setzten." (S. 35)

4 – Die Puritaner, die "Pilgerväter" und ihr Glaube an ihr "gelobtes Land"

Doch gehen wir auch der Frage nach: Wer blieb denn dann in Europa zurück? Und wer hatte denn den alten Kontinent Europa so kriegerisch gemacht, so brutal, so ungleich, wer hat den Feudalismus mit ins Leben gerufen und über Jahrhunderte gestützt? Das waren die Institutionen Kirche, die den alten Kontinent bis in die tiefsten Poren hinein geprägt hatten – und das alles im Namen ihres Gottes. Doch wer ist dieser Konfessionsgötze und wer verbirgt sich hinter ihm? Es sind bis heute die katholischen oder evangelischen Gewandungen des "Systems Baal", wie man die gewalttätige Gegenmacht zum Schöpfergott nennen kann. Dieses System ist der Gegensatz zu Gott, dem All-Einen und Seinen Geboten, was dessen eigene Geschichte vielfach aufzeigt.

Unter den ersten Siedlern, die innerhalb dieses Systems in Konflikte gerieten, waren zahlreiche tiefreligiöse, um nicht zu sagen fanatisch religiöse Menschen – und gerade sie werden bis heute in den Vereinigten Staaten als die ersten "Pilgerväter" verehrt, die, so sagt man, den Grundstein für die "Besiedlung" eines neuen Kontinents gelegt haben sollen. Und schon deshalb lohnt es sich, da einmal genauer hinzusehen:
Im
November 1620 landeten 102 Männer, Frauen und Kinder mit dem Schiff "Mayflower" an der Küste des heutigen Massachusetts. Sie gehörten den Puritanern an, einer besonders glaubensstrengen evangelischen calvinistischen Richtung. Sie waren aus England zunächst nach Holland geflohen, ehe sie dann das Angebot eines Investors annahmen, ihnen die Überfahrt ins "gelobte Land", wie sie es nannten, zu finanzieren.
Die Zielsetzung dieser Unternehmung trug folglich ausgesprochen religiöse Züge. Die Puritaner sahen sich selbst als "auserwähltes Volk", als Werkzeuge der "göttlichen Vorsehung". Sie wollten "die Reformation vollenden" und der Welt ein Beispiel geben, und sie orientierten sich an der Bibel. (Gustav Blanke, Das amerikanische Sendungsbewusstsein, in: Gott und Politik in USA, Frankfurt 1988, S. 188)

Die so genannte Reformation, die Martin Luther von Deutschland aus 1517 angestoßen und die der französische "Reformator" Jean Calvin später weitergeführt hatte, war nach Ansicht der Puritaner in der anglikanischen Kirche Großbritanniens auf halbem Weg stehen geblieben. Um sie zu vollenden, orientierten sich die Puritaner besonders streng an der Bibel, denn sie war für sie das Gesetz, das Antworten auf alle Fragen bereithält. Doch die Bibel ist eben gerade nicht das reine Gotteswort. Sie stammt von unterschiedlichsten Autoren. Wir finden darin einerseits einige Texte, die für die gesamte Menschheitsgeschichte bis heute richtungweisend sind wie die Zehn Gebote Gottes durch den Gottespropheten Mose oder die Bergpredigt des Jesus von Nazareth. Wir finden auf der anderen Seite aber auch unzählige Verfälschungen, die Priester und Theologen unterschiedlicher Zeitepoche dort hinein geschrieben haben und die mit Gott, dem Ewigen, und mit Christus nicht das Geringste zu tun haben: Etwa die Behauptungen, Gott sei ein strafender Gott, der sogar Völkermord und Todesstrafe befohlen habe, oder es sei Gottes Wille, dass Priester, die Er, der Ewige, nie eingesetzt hat, auf grausame Art Tiere töten, um sie Ihm, dem Gott der Liebe, angeblich zum Opfer zu bringen. In Wirklichkeit ging es ihnen hierbei vor allem um eine Legitimation ihres Fleischkonsums und ihrer Kaltherzigkeit gegenüber den sensiblen Tieren.

5 – Die evangelischen "Väter" der Gewalt: Martin Luther und Jean Calvin

Die Frage ist also hier: Was greift man aus diesem Bibel-Buch heraus und mit welchen Inhalten füllt man es? Luther und Calvin, auf deren Schriften die Eroberer in diesem Teil des bisher "unbekannten" Kontinents ihre größeren und kleineren Glaubenszirkel aufbauten, hoben in ihren Lehrschriften jedenfalls nicht die Bergpredigt des Jesus von Nazareth mit ihrer Lehre der Nächsten- und Feindesliebe hervor. Sie legten stattdessen viel Wert auf diejenigen Stellen der Bibel, in denen von einem strafenden "Gott" die Rede ist und von Gewalt und Totschlag, die teilweise angeblich von diesem "Gott" angeordnet worden seien und hinter dem sich der "Vater von unten" verbirgt, der ein Lügner ist und "der Vater der Lüge" und "ein Mörder von Anfang an" (Johannes 8, 44), so wie Jesus von Nazareth den Götzen der damaligen Priesterkaste nannte, die Ihm nach dem Leben trachteten. Aus der Anwendung der bereits erwähnten Völkermord-Szenen der Bibeln wurde später der Völkermord an den Indianern – und die indigenen Völker wurden auch ähnlich abgeschlachtet wie in den Bibeln die Opfertiere im Tempel, angeblich zu Gottes Wohlgefallen.
Sowohl Luther als auch Calvin, deren Geist den europäischen Protestantismus prägte, rechtfertigten im Gegensatz zum Pazifisten Jesus also Gewalt und Krieg und auch die Verfolgung Andersdenkender. Martin Luther rief z. B. bei den sich gegen die Unterdrückung durch die Fürsten wehrenden Bauern mit folgenden Worten zum Massenmord auf: "Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Fürst den Himmel eher mit Blutvergießen verdienen kann, besser denn andere mit Beten."
(Weimarer Ausgabe der Lutherschriften 18, S. 357 ff.)
Das also waren Luthers Vorstellungen vom Weg zum Himmelreich – und genau das sollten auch die Indianer später zu spüren bekommen. Und Jean Calvin errichtete in Genf nicht nur eine fanatische protestantische Religionsdiktatur, er ließ auch religiös Andersdenkende wie den Arzt Michel Servet auf grausame Art hinrichten, nur weil dieser eine andere Vorstellung von der angeblich göttlichen Dreifaltigkeit hatte als er.
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" – diese Worte aus dem Alten Testament der Bibel verstanden die priesterlich inspirierten kriegerischen Eroberer aller Zeiten immer wieder als Aufforderung zum Totschlag – und ein Anlass zum Losschlagen ließ sich dann immer finden oder konstruieren.

Der Gottesprophet Jesaja hingegen hat die Friedfertigkeit angekündigt: Friede zwischen Mensch, Natur und Tieren, denn in allem ist der Gottesgeist gegenwärtig, es ist die große Einheit der Schöpfung, woraus sich die Achtung vor allen Lebensformen ergibt. Es ist ein Respekt für die göttliche Schöpfung, wie ihn die Indianer wohl wesentlich eher empfunden haben als ihre Peiniger. Solche Gedanken aus der göttlichen Welt spielten für die Reformatoren und ihre Nachfolger aber so gut wie keine Rolle. Solche Überlegungen, Mahnungen und Hilfen hätten die neuen Herren des Landes nur dabei "gestört", in kürzester Zeit auch fast sämtliche Bisons der nordamerikanischen Prärie auszurotten. Man entzog damit den dort lebenden Indianern damit auch die Lebensgrundlage, und gleichzeitig machte man Platz für die riesigen Rinderherden der Neusiedler, die für die Schlachthöfe von Chicago bestimmt waren. Karlheinz Deschner erwähnt in diesem Zusammenhang das unter den protestantischen Eroberern kursierende und gegen Christus und die Schöpfung Gottes gerichtete Sprichwort "Der Indianer hat nicht mehr Seele als ein Büffel".


Anfang des 19. Jahrhunderts gab es auf dem Gebiet der heutigen USA ca. 60 Millionen Bisons. Im Jahr 1902 gab es nur noch 23 einzelne dieser prachtvollen Büffel. Dazwischen kamen die weißen Siedler, überwiegend Protestanten, und metzelten alle Tiere nieder – teils für Schuhsohlen, teils, um den Indianern die Ernährungsgrundlage zu entziehen und um sie auszuhungern, teils aus Spaß am Morden. Die letzten 10.000 Bisons wurden durch Scharfschützen an den Wasserstellen abgeknallt. "Allein der Glaube genüge für das Seelenheil", so die Religion des weißen Mannes.   Foto: Jack Dykinga, Lizenz: Wikimedia Commons
 


6 – Verhängnisvolle evangelische Lehre: Angebliche Vorherbestimmung, gnadenlose Kriege, angeblich strafender Gott, angebliche ewige Höllenqualen

Zu dem verhängnisvollen Erbe, das die Reformatoren ihren Anhängern in die neue Welt mitgaben, gehörte aber nicht nur die Rechtfertigung von Krieg und Gewalt und die Herabwürdigung der Natur und der Tiere. Dazu gehörte auch die Angst vor einem angeblich strafenden Gott. Sowohl Luther als auch Calvin sprachen den Menschen zudem jeglichen freien Willen ab. Sie lehrten die so genannte Vorherbestimmung und vermittelten ihren Anhängern ein schreckliches Gottesbild: Ihr "Gott" habe angeblich manche Menschen zu einem Leben nach seinem Willen vorherbestimmt, andere jedoch zu einer angeblich ewigen Hölle – und zwar, noch ehe sie überhaupt geboren sind!

Gott, der die All-Liebe ist, soll also einige Seiner Kinder, die Er, der Ewige, selbst geschaffen hat, zu ewigen Höllenqualen vorherbestimmen? Mit der Lehre des Jesus, des Christus, hat das nicht das Geringste zu tun. Doch wie geht es Menschen, die auf diese Weise über Jahre hinweg indoktriniert wurden? Sie leiden oft unter einer bohrenden Angst, zu den zur Hölle vorherbestimmten "armen Seelen" zu gehören. Von einem grausamen und willkürlichen Götzen, der ihr Schicksal schon von vorne herein festgelegt habe, wie Luther und Calvin ihn lehrten, können sie dabei keine wirkliche Hilfe erwarten. So lehrte Luther, der Gründervater der evangelischen Kirchen, auch: "Wenn ich also auf irgendeine Weise begreifen könnte, wie denn dieser Gott barmherzig und gerecht ist, der solchen Zorn und solche Ungerechtigkeit zeigt, wäre der Glaube nicht nötig." (WA 18, S. 633)
Wenn sie aber bereits in ihrer eigenen Glaubensgruppe von solchen Schrecken umgeben sind, wie werden in einer solchen Religion Menschen betrachtet, die nicht an ihren "Gott" glauben und die als so genannte "Heiden" gelten?
William Bradford, einer der Teilnehmer der Mayflower-Expedition, berichtet, dass für viele Puritaner Amerika "zu diesen wilden und unbesiedelten Ländern (gehöre), welche ertragreich und für Besiedelung geeignet sind und wo es nur wilde und viehische Menschen gibt". (Geo-Epoche Nr. 11, S. 45)

Jesus von Nazareth sprach von Seinem und unserem Vater als von dem Gott der Liebe, und Er sagte: "Kommet alle zu Mir her, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken." Er machte also keine Unterschiede. Priester und Theologen hingegen machen häufig Unterschiede und bauen damit Feindbilder auf. Und diese Fehlhaltung übertragen sie dann auf ihre Gläubigen. Und das über Generationen.
Hans-Ulrich Wehler, Professor für Geschichte und Philosophie und einer der besten Kenner der nordamerikanischen Geistesgeschichte, bestätigte dies in einem Vortrag an der Universität Bielefeld im Jahr 2002. Er sagte über die Grundeinstellung mancher amerikanischer Politiker bis in unsere Tage Folgendes: "Diesem fortlebenden Auserwähltheits- und Sendungsglauben entspricht seit je her und noch immer zum einen die Externaliserung des Bösen, zum anderen die Stilisierung des Gegners zum Todfeind, der entweder zerstört oder zur ´bedingungslosen Kapitulation` gezwungen werden muss." (zit. nach uni-bielefeld.de, Rede zum Jahresempfang)

7 – "Puritaner" – Die bibeltreuen Briten erklärten die indigenen Völker einfach zu "Kindern Satans", und das grausame Morden begann

Das war jedenfalls der religiöse Hintergrund, vor dem der Völkermord an den Indianern stattfand. Die anfängliche Zurückhaltung der Puritaner gegenüber denjenigen unter ihnen, die um sie herum lebten, dauerte ungefähr 17 Jahre, von 1620 bis 1637. In den Anfangsjahren waren die puritanischen Neusiedler nämlich noch auf die Hilfe der Indianer angewiesen, um unter widrigen Umständen zu überleben. Sie feierten sogar noch gemeinsam Erntedank, das berühmte Thanksgiving, bei dem mittlerweile jedes Jahr Millionen von Truthähne ihr Leben lassen müssen. Doch bald änderte sich das einst freundliche Klima massiv und schlug ins Gegenteil um. Maßgeblich verantwortlich dafür war die Kirchenreligion. In der Tageszeitung Main-Echo schreibt der Journalist Thomas Burmeister:
"1637 meinten die Puritaner, die erst wenige Jahrzehnte zuvor an der Massachusetts-Bay in Nordamerika eine neue Heimat gefunden hatten, dass sie mehr Land brauchen könnten. Kurzerhand erklärten sie die seit Menschengedenken hier lebenden Pequot-Indianer zu ´Kindern Satans` und bliesen zum ´Heiligen Krieg`. Selten ist ein Volk von übermächtigen Feinden so gründlich ausgerottet worden wie die Pequot von den bibeltreuen englischen ´Einwanderern.`
"

Einer der so genannten Pilgerväter, William Bradford, schrieb über das Gemetzel, zitiert in dem Buch von Karen Armstrong mit dem Titel Im Namen Gottes – Religion und Gewalt, München 2014, Anmerkung Nr. 1237:
"Diejenigen, die dem Feuer entkamen, wurden mit dem Schwert erschlagen. Einige wurden in Stücke gehauen, andere mit Dolchen durchbohrt, so dass man mit ihnen schnell fertig war. Nur wenige entkamen. Es heißt, man habe auf diese Weise vierhundert getötet. Es war schrecklich anzusehen, wie sie im Feuer brieten, und auch die Ströme von Blut waren entsetzlich. Außerdem roch und stank es, aber der Sieg war ein süßes Opfer, und sie [die Pilgerväter] beteten danach zu Gott, der alles so wunderbar für sie gefügt hatte."

Karlheinz Deschner zitiert hierzu den Anthropologen Paul Radin, der schrieb: Erst fielen sie "auf die Knie, dann fielen sie über die Eingeborenen her". (S. 54)
Und ihre Theologen lieferten die Begleitmusik dazu. Deschner schreibt: "Und so hetzten auch jetzt gerade Geistliche die Menschenjagd an, waren es Kreaturen wie Cotton Mather oder William Hubbard, die ihre Schlachtopfer, die ´barbarischen, ungläubigen Indianer`, ´Auswurf der Menschheit` schimpften, ´Unrat und Bodensatz`, ´Ungeheuer ohne Glauben`, und ihre Religion ´reinen Teufelskult`." (S. 53)


Das sind die Folgen, wenn Menschen nach dem evangelischen Manifest handeln, nach der Lehre Martin Luthers:
"Sündige tapfer"

John Underhill, ein "Veteran" dieses Krieges – so berichtet Karen Armstrong weiter – stellte sich nach diesem Massaker die Frage: Hätten sie sich als Christen mitfühlender verhalten müssen? Er beantwortete die Frage zynisch mit einem entschiedenen Nein: Gott hätte die Engländer unterstützt, "so dass wir genug Licht für unser Tun hatten".
So wüteten und mordeten also
die strenggläubigen Protestanten, die ausgezogen waren, um eine bessere Welt aufzubauen. Doch "die Verheißungen einer neuen, christlichen Welt galten nicht für Amerikas Ureinwohner", schreibt Barbara Jentzsch in der Wochenzeitung Freitag. (24.12.2004)

8 – Der evangelische "Götze" gab den Auftrag, den Indianern "das Land wegzunehmen" – Auch Quäker begannen mit dem Morden

Die Puritaner hatten, so noch einmal Karen Armstrong, keinerlei Gewissensbisse, wenn sie Indianer töteten. So sagte der puritanische Prediger Alexander Leighton, Gott sei ein großer Krieger und die Bibel sei das beste Lehrbuch des Krieges. Und der Pfarrer John Cotton hatte gelehrt, sie könnten die Eingeborenen angreifen, auch ohne provoziert zu werden, weil sie nicht nur das natürliche Recht auf das Territorium besaßen, sondern sogar einen Auftrag von Gott, "ihnen das Land wegzunehmen". (zit. nach Karen Armstrong, Im Namen Gottes, München 2014)
Als den Indianern klar wurde, dass die Neuankömmlinge dabei waren, die Existenzgrundlage ihrer Völker zu zerstören, ihre Gemüsegärten und Jagdreviere zu besetzen, um dort ihre importierten landwirtschaftlichen Monokulturen zu errichten, setzten sich einige von ihnen im März 1622 zur Wehr. Die Geldgeber der Siedler in Virginia, die der anglikanischen Kirche angehörten, die Virginia Company, gab daraufhin im Gegenzug die Weisung an ihre Kolonisten, "sich alles Land anzueignen und alle beteiligten Stämme auszurotten". "Zerstört die, die uns zerstören wollten", hieß es in der Verlautbarung. So hatte also der evangelisch begründete Völkermord an den indigenen Völkern in Nordamerika begonnen.

Der Journalist Wolf Schneider berichtet: "Und so zogen die … Engländer in Nordamerika in den großen, mehr als zweieinhalb Jahrhunderte währenden Krieg gegen die Indianer. Sie brannten die Dörfer nieder, vernichteten die Ernten, jagten die Einheimischen wie Vieh."
Und die Eindringlinge und Eroberer waren den Einheimischen nicht nur an Zahl von Menschen und Waffen haushoch überlegen, sondern, wie der Journalist Wolf Schneider weiter schreibt: "Ihre größte Stärke lag indes in ihrer Macht und goldgierigen Zielstrebigkeit, ihrem Willen zu jeder Brutalität und Hinterlist – und dies mit gutem Gewissen, denn die Indianer waren ja Heiden, die durch Bekehrung zu erlösen den Spaniern der Papst befahl, den Engländern später die anglikanische Kirche oder das puritanische Gewissen; wenn die Wilden denn überhaupt Menschen waren." (Geo-Epoche Nr. 4, S. 66)

Eine Ausnahme unter den meist protestantischen Religionsgruppen, die Nordamerika besiedelten, waren anfangs noch die Quäker, die Pazifisten waren und deshalb auch in Nordamerika von anderen Protestanten angefeindet und verfolgt wurden. Doch auch diese Ausnahme war nicht von Dauer. Hatte der Quäker William Penn Ende des 17. Jahrhunderts noch jegliche Gewaltanwendung in seiner indianerfreundlichen Gründung Pennsylvania abgelehnt und sich für indianisches Besitzrecht eingesetzt, so setzte bereits sein Enkel als Gouverneur eine Skalpprämie für Indianer aus, was zu wahllosen Tötungen führte.
Im 18. Jahrhundert verteilte man dann an die Indianer Betttücher, die mit Pockenviren verseucht sind, denn es wäre, so der britische General Amherst, "zu schade, britische Soldaten gegen dieses Ungeziefer einzusetzen". (Der Moloch, S. 63)

Nicht einmal von den zum so genannten abendländischen "Christentum" bekehrten Angehörigen der "first nations" machte man mit dem Morden Halt. Karlheinz Deschner schrieb in Der Moloch weiter: "Als während des Unabhängigkeitskrieges eine Schar von mehreren hundert ´bekehrten` Indianern, ´Praying Indians`, von Zufluchtsort zu Zufluchtsort getrieben, schließlich, dem Verhungern nah, in einen früheren zurückkehrte, um die schon eingebrachte Ernte zu holen, lauerten zweihundert Weiße, lauerten zweihundert weiße Christen den roten Christen auf. Sie gaben sich als Freunde aus, überredeten die Unglücklichen, ihre Waffen abzugeben, metzelten sie dann nieder und skalpierten sie, nicht nur die Männer, auch die alten Frauen und 34 Kinder; offenbar selbst Indianerinnen, wie ein zeitgenössischer Stich festhält, mit dem Kind an der Brust." 

Als die Vereinigten Staaten von Amerika dann Ende des 18. Jahrhunderts nach diesem Krieg ihre Unabhängigkeit erlangt hatten, verankerten sie in ihrer Verfassung die Religionsfreiheit und die Trennung von Staat und Kirche, um unter der Vielzahl von religiösen Gruppen und Konfessionen einen gemeinsamen Nenner zu finden. Dies war und ist eine zwar eine wichtige Errungenschaft, vor allem im Vergleich mit dem fortgesetzten Konfessionsterror in Europa. Das freie Bürgerrecht hingegen wurde sowohl den indigenen Völkern als auch den Sklaven aus Afrika noch für mehr als ein Jahrhundert vorenthalten. Die Sklaverei wurde übrigens, ebenso wie die Ausrottung der Indianer, immer mit jeweils passenden Bibelstellen begründet. So heißt es zum Beispiel – nur eine Stelle von vielen – im 2. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 44: "Die Sklavinnen und Sklaven, die euch gehören sollen, kauft von den Völkern, die rings um euch wohnen; von ihnen könnt ihr Sklaven und Sklavinnen erwerben."
Dies soll angeblich Gott, der Ewige, durch den Gottespropheten Mose gesagt haben – eine der vielen Fälschungen, die die Priesterkaste in dieses Buch hineingefälscht hat und was weder von Gott noch von Mose stammte.
In dieser Hinsicht liefen die Schriftgelehrten schon immer zu intellektuellen Höchstleistungen auf – wenn jedoch Mitgefühl für den Nächsten gefragt ist, gehen viele vorbei, so wie die Schriftgelehrten im Gleichnis von Jesus vom "barmherzigen Samariter" an dem Mann vorbeigingen, der unter die Räuber gefallen war.
Und trotz der wie gesagt: richtungsweisenden Trennung von Staat und Kirche blieb der Protestantismus im Hintergrund die herrschende Staats-Ideologie.

9 – Die protestantische Staatsideologie: "Frieden" durch Krieg in aller Welt – Fast alle Verträge gebrochen

So ließ sich beispielsweise Präsident James Polk – ein Nachfahre des bekannten schottischen Missionars John Knox und in einer evangelischen Schule groß geworden – vom evangelischen Presbyterianer zum evangelischen Methodisten umtaufen. Und mit James Garfield war 1881 ein evangelischer Prediger sogar selbst Präsident.
Ein Kerngedanke dieser protestantischen Staats-Ideologie war im 19. Jahrhundert der Begriff "manifest destiny", zu Deutsch "die schicksalhafte Bestimmung des Volkes", seinen angeblich gottgewollten Einfluss in der Welt immer weiter auszudehnen, um dadurch zu einem Vorreiter für andere Völker zu werden. Oder, wie es der lutherische Theologe und Amerika-Kenner Geiko Müller-Fahrenholz in der katholischen Zeitung Publik-Forum (27.6.2003) umschrieb: "Wenn ich Gottes Instrument bin, sind auch meine Methoden und Taten von Gott legitimiert. Wenn dabei Menschen zu Schaden kommen, tragen diejenigen die Schuld, die sich den Segnungen meiner Mission widersetzen."
Das Magazin Der Spiegel nannte dieses Prinzip "die Schicksalsbestimmung der Vereinigten Staaten, Frieden durch Krieg in die Welt zu bringen". (17.2.2003)

Nach Gustav Blanke, Professor für Amerikanistik in Mainz, beinhaltete dieses Prinzip unter anderem auch die Expansion der Vereinigten Staaten vom Atlantik bis zum Pazifik. In dem Buch Gott und Politik in USA (Frankfurt am Main 1988) schrieb er in dem Kapitel Das amerikanische Sendungsbewusstsein: "Die Expansion zum Pazifik war danach ´gottgewollt`, ´natürlich`, ´naturgesetzlich` und ´unabwendbar`." (S. 196)
Die Ureinwohner, die dieser Expansion im Wege standen, wurden daher brutal beseitigt. Denn eine freie Entscheidung der Indianer war in dieser protestantischen Ideologie nicht vorgesehen. Natürlich hat das mit dem Willen des Gottes, den uns Jesus von Nazareth nahe brachte, überhaupt nichts zu tun. Eine angeblich göttliche Mission, bei der Männer, Frauen und Kinder wahllos abgeschlachtet werden, bei der die Gottes- und Nächstenliebe, die Jesus, der Christus, lehrte, zweieinhalb Jahrhunderte lang mit Füßen getreten wurde, täglich aufs Neue, ist das Gegenteil dessen, was Christus, der Friedefürst, lehrt. Dahinter stand folglich jene Macht, die sich dem Krieg gegen Christus verschrieben hatte und gegen Seine Vision vom Reich Gottes, das Er verkörpert hatte.


Bisonschädelknochen
(1892) –
Gemeinfrei nach Wikimedia Commons Burton Historical Collection, Detroit Public Library Mit der Abschlachtung aller Bisons versuchten die Jäger und US-Behörden auch, die Ernährungsgrundlage von Indianerstämmen wie der Sioux zu zerstören. Teilweise war es auch ein Ermordungs-Spaß der konfessionellen Scheinchristen. Nach katholischer und evangelischer Lehre seien die Tiere seelenlos, gingen bei ihrem Tod zugrunde und hätten kein oder allenfalls sehr wenig Schmerzempfinden. Doch sind nicht eher die Priester, Pfarrer und die mit ihnen verbündeten Politiker und Jäger seelenlos?

Die Verfolgung und Ausrottung der Indianer wurde das gesamte 19. Jahrhundert (!) über zu einer offiziellen Angelegenheit des Staates und wurde ab dieser Zeit systematisch und bürokratisch äußerst effizient betrieben. Zu dieser Systematik gehörte es, mit den einzelnen Stämmen immer neue Verträge abzuschließen, oft mit Druck und Erpressung, um diese Verträge anschließend samt und sonders wieder zu brechen. Man versprach ihnen einen bestimmten Kaufpreis, besseres Land oder garantierte ihnen erträgliche Lebensbedingungen. Erfüllt wurde davon dann aber so gut wie nichts.


Wolf Schneider schreibt: "Waren die Indianer also Menschen, so doch vorerst Heiden und somit Mitmenschen noch lange nicht. An Vereinbarungen mit ihnen hielten sich Europäer nur so lange, wie sie sich als die Schwächeren empfanden; sobald sie sich stark genug fühlten, zerrissen sie jeden Vertrag. Darauf waren die Indianer zumal Nordamerikas nicht gefasst: Wer miteinander die Friedenspfeife geraucht hatte, der war eine Verpflichtung eingegangen, an die er sich hielt." (Geo-Epoche Nr. 4, S. 67)

Und Karlheinz Deschner schreibt in seinem Buch Der Moloch: "Gebrochene Verträge und Versprechen, überhaupt alle Mittel des Betruges gegenüber Indianern waren so selbstverständlich wie das Abstechen ihrer Frauen und Kinder." Die US-Regierung "schloss in den folgenden hundert Jahren 370 Verträge mit den Indianern, und fast jeden Vertrag brach sie! Keine Regierung der Welt weist in einem so kurzen Zeitraum eine derartig schmachvolle Vertragsgeschichte auf!" (S. 65)

10 – Völkermord unter evangelischer Präsidentschaft

Wie sehr die menschenverachtende Ideologie mit protestantischen Wurzeln in den Köpfen der Menschen Fuß gefasst hatte, sieht man schon daran, dass auch die Mehrzahl der US-amerikanischen Präsidenten sich davon anstecken ließ.
So sagte etwa der dritte US-Präsident Thomas Jefferson, der ansonsten als "aufklärerischer" Vertreter von Religionsfreiheit galt, aber eben nicht gegenüber den Indianern: "Wir werden gezwungen sein, sie wie die Tiere aus den Wäldern in die Felsengebirge zu treiben. … Aber der Krieg wird dort nicht Halt machen. Er wird nicht aufhören, sie zu verfolgen, solange noch einer von ihnen übrig ist, diesseits des Mississippi." (Der Moloch, S. 66)
Und genau so kam es. Der siebte US-Präsident, Andrew Jackson, ein besonders brutaler Indianerverfolger, unterzeichnet 1830 den Indian Removal Act, der ihn ermächtigte, alle noch im Osten der USA lebenden Indianer über den Mississippi nach Westen zu deportieren – "eine der größten Zwangsumsiedlungen der Geschichte", wie Karlheinz Deschner schreibt (S. 67). Präsident Jackson sollte ursprünglich protestantischer Pfarrer werden, gelangte über die Wirren des Krieges aber in die Politik und wurde nach seinem Tod im Nachruf als "alter Soldat, Patriot und Christ" gewürdigt. 
 
Der französische Staatsphilosoph Alexis de Tocqueville wird im Dezember 1831 bei eisigen Temperaturen Zeuge der von Jackson angeordneten Deportation von 15.000 Choctaw-Indianern mit Schiffen, die wie 64.000 andere Stammesangehörige das Land verlassen mussten, in dem ihre Vorfahren, ihre Familien, seit Hunderten von Jahren gelebt hatten. Lassen wir einige Satze davon einmal auf uns wirken: "Kein Klagelaut war zu vernehmen und kein Weinen, obwohl sich unter den Choctaws auch Kleinkinder, Greise und Schwerkranke befanden. Einzig die Hunde heulten markerschütternd, als sie bemerkten, dass ihre Besitzer sie zurücklassen würden. Rasch entschlossen stürzten die Tiere in die eisigen Fluten und schwammen dem Dampfer hinterher. Über der ganzen Szene lag eine Stimmung des Ruins und der Zerstörung, etwas, das einen endgültigen und unwiderruflichen Abschied bezeugte; man konnte das Geschehen nicht beobachten, ohne dass sich einem das Herz zusammenschnürte." (Die Zeit, 21.7.2011)

Wenige Jahre später erfolgte die Deportation der Cherokesen. Karlheinz Deschner schreibt darüber: "Gegen die Cherokesen wird das Militärrecht eingeführt. … Die Armee spürt die Indianer mit Bluthunden auf. Man verhaftet, erhängt sie, holt die Männer vom Feld, die Frauen aus ihren Häusern, entreißt Kinder ihren Eltern. Schließlich schleppt man 15.000 Cherokesen nach Arkansas, und Tausende kommen dabei um. Der Soldat Burnett … berichtet, dass Verjagte durch Eis- und Schneesturm barfuß gehen mussten, dass sie an Kälte, Krankheit, Misshandlungen zugrunde gingen. ´Nie vergesse ich die stumme Trauer dieses Morgens. Häuptling John Ross stimmte das Gebet an, und als das Signal geblasen wurde, sprangen die Kinder auf und winkten mit ihren kleinen Händen ihren Heimatbergen Lebewohl, die sie nie wieder sehen würden` … Der Zug der Vertriebenen wurde ein Todesmarsch. … Als die Reise zu Ende war, bezeichneten 4000 stumme Gräber unseren Weg." (S. 67)

Und wofür vertrieb man sie auf eine Weise, die nicht schlimmer sein konnte? Historiker sagen: Aus purem Profit, aus Gier nach Land, nach Gold, nach Weideflächen für die neu entstehende Massentierhaltung.
"Bei den Indianerkriegen gegen Mitte des 19. Jahrhunderts und danach", so berichtet Deschner weiter, "dem ´Indian War`, dem ´Langen Tod`, ging es schlicht um Ausrottung, vor allem der Männer, doch oft auch der Frauen, Kinder. Es kam zu brutalsten Terrorakten. Da und dort wurden die Frauen auch durch ganze Männerhaufen vergewaltigt, ihre Kinder versklavt. Man gestand Indianern kein Recht auf Grundbesitz zu. Man brannte ihre Dörfer nieder, vernichtete ihre Herden, ihre Ernten, Kleidung, Lebensmittel. Manchmal jagte man sie wie Kaninchen, behandelte sie fast wie Ungeziefer. Man trieb die letzten Überlebenden in immer kleinere Reservationen, und dann überschwemmten Goldwäscher und Siedler auch sie. Es war der totale Krieg."


Das sind die Folgen, wenn Menschen nach dem evangelischen Manifest handeln, nach der Lehre Martin Luthers:
"Sündige tapfer"

11 – Auch Abraham Lincoln war beteiligt

"Die Befehle des US-Generals Carleton 1862 unter der Präsidentschaft des evangelisch-baptistischen Abraham Lincoln lauteten: ´Keine Beratungen sind mit ihnen abzuhalten, keine Gespräche zu führen … Die Männer sind zu töten, wo immer sie gefunden werden`." (S. 69)
Abraham Lincoln selbst hatte sich einst als junger Mann als Freiwilliger für den Krieg gegen die Sauk-Indianer gemeldet.

1864 verwandelt General Sheridan "das Shenandoah-Tal in eine ausgebrannte Wüste, sodass, lobt General Grant, der fünf Jahre später Präsident der USA wurde, selbst die Krähen, die darüber fliegen, kein Futter mehr finden.’"(S. 71)
Der Offizier John Milton Chivington schlich sich mit seinen Soldaten in der Morgendämmerung an rund 150 Hütten der Cheyenne heran und lässt 450 Menschen ermorden, hauptsächlich Frauen und
Kinder. Chivington war evangelisch-methodistischer Prediger und war einige Jahre zuvor noch als Missionar unterwegs. Nach diesem Massaker stand er als Kriegsverbrecher vor Gericht, doch Präsident Abraham Lincoln stellte sich hinter ihn, woraufhin er frei gesprochen wurde.
Zwei Jahre später sagte der ihm vorgesetzte General Sheridan: "Alle Indianer, die sich an ihren alten Jagdgebieten festklammern, sind feindlich und werden es bleiben, bis sie abgeschossen sind." Oder: "Je mehr wir dieses Jahr töten, desto weniger brauchen im nächsten Jahr getötet werden." (S. 73)

Karlheinz Deschner schrieb: "Nur allzu oft wurden die Massaker gebilligt oder gar geleitet ´von Regierenden, Geistlichen, militärischen Kommandanten`, wurden sie ´geschürt und verteidigt` von der Kanzel."


Das Massaker an Sioux am Fluss Wounded Knee in South Dakota am 29.12.1890, wie es der Zeichner Frederic Remington sah und in der Zeitung Harper´s Weekly 1891 veröffentlichte. Die sich dort aufhaltenden friedfertigen Indianer hatten keine Chance gegen die Gewehre der US
-Armee und wurden alle massakriert oder "abgeknallt", einschließlich fliehender Frauen und Kinder.


Grover Cleveland, der in der Endphase der so genannten Indianerkriege Präsident der USA wurde, wuchs als Pfarrerssohn in einem streng geführten protestantisch-calvinistischen Pfarrhaus auf und vertrat ausdrücklich die calvinistische Prädestinationslehre, wonach das Schicksal jedes Menschen angeblich vorher bestimmt sei.

Noch 1890, an der Schwelle zum 20
. Jahrhundert, wird am Wounded Knee ein letztes regelrechtes Massaker durchgeführt. Fliehende Frauen mit ihren Kindern in den Armen schoss man nieder, nachdem der Widerstand längst aufgehört hatte und nachdem bereits jeder Krieger tot oder sterbend auf dem Boden lag. "Gestapo-Methoden", schreibt Deschner dazu, "doch ein halbes Jahrhundert früher!" Unter Präsident Benjamin Harrison, der von einer streng protestantischen Mutter erzogen wurde und mit der Tochter eines protestantischen Predigers verheiratet war, wurden kurz danach die letzten Indianer-Schutzgebiete in Oklahoma an die weißen Siedler übergeben. Und auch die noch verbliebenen Indianer-Reservate hat man in den folgenden Jahren um weitere 2/3 verkleinert.

12 – Präsident Roosevelt im 20. Jahrhundert: "Unser großes Land ist kein Tierschutzgebiet für schmutzige Wilde"

Noch im 20. Jahrhundert sagte der 32. US-Präsident Theodor Roosevelt, welcher der Reihe nach drei evangelischen Konfessionen angehörte: "Jedenfalls hat der bösartigste Cowboy mehr moralische Prinzipien als der durchschnittliche Indianer." Und weiter: "Unser großes Land ist kein Tierschutzgebiet für schmutzige Wilde." (S. 75)
Im 20. Jahrhundert war der Völkermord zwar zu Ende. Doch die abgrundtiefe Verachtung und Abwertung, die aus diesen Worten des evangelischen Präsidenten Theodor Roosevelt spricht, war damit nicht zu Ende. Bis heute leiden die Nachkommen der Überlebenden der indigenen Volksstämme unter den Folgen dieser Ausgrenzung und Diskriminierung. Im Grund ist fast ein ganzes Volk, das nie eine echte Chance hatte, diesen quälend langen Kampf zu gewinnen, bis heute mehr oder weniger noch immer traumatisiert von dem Schrecken ohne Ende, der sich über Jahrhunderte hinzog. Das zeigen die hohen Prozentzahlen von Selbstmord und Alkoholsucht unter den heute lebenden Indianern.

Und neue Traumata kamen hinzu: Eine ganze Generation von jungen Indianern durchlief noch im 20. Jahrhundert groß angelegte Umerziehungsversuche in meist kirchlich geführten Heimen. Dort versuchte man, den jungen Menschen ihre Kultur abzuerziehen und sie zu folgsamen Protestanten oder Katholiken zu machen. Viele wurden in diesen Missionsschulen auch misshandelt oder sexuell missbraucht, wie zahlreiche Betroffene berichten.
Erst im Jahr 2000 entschuldigte sich der Leiter des Büros für Indianische Angelegenheiten, einer Behörde des US-Innenministeriums, für die Massaker und Verbrechen, die von seiner Behörde in den 175 Jahren ihres Bestehens begangen worden waren. Er sagte: "Das Trauma von Scham, Angst und Wut ist von einer Generation an die nächste weitergegeben worden und kommt zum Ausdruck in zügellosem Alkoholismus, Drogenmissbrauch und häuslicher Gewalt."
(Süddeutsche Zeitung, 11.9.2000)

Abgesehen von dieser Entschuldigung eines Einzelnen kann aber von einer wirklichen Aufarbeitung oder Wiedergutmachung dieser schrecklichen Ereignisse kaum eine Rede sein – nicht von amtlicher politischer Seite und auch nicht von Seiten der beteiligten Religionsgemeinschaften.
Professor Hans-Ulrich Wehler sagte dazu in seinem Vortrag an der Universität Bielefeld im Jahr 2002 (siehe oben), dass es in den USA in der Hauptstadt Washington zwar ein Museum über den Holocaust an den Juden gebe, der bekanntlich von deutschen überwiegend Protestanten und Katholiken begangen wurde, "doch keine vergleichbaren bundes- oder einzelstaatlichen Denkmäler oder Museen für die ermordeten Indianer, auch nicht für die Abermillionen von Sklaven aus Afrika". Wehler führt dies in seinem Vortrag sinngemäß wiederum auf den Mangel an Selbstkritik und die Suche nach Sündenböcken zurück, die ihre Wurzeln sowohl im katholischen Absolutheitsanspruch als auch, wie oben dargelegt, in der reformatorischen Theologie eines Luther oder Calvin haben.
 
Ein nicht unbekanntes Muster lag dann auch wieder in den Jahren 2022 und 2023 im Russland-Ukraine-Krieg zugrunde, indem sich die vor allem katholischen US-amerikanischen Politiker als die "Guten" darstellten, welche schwere Waffen an die dortige nationalistische Regierung und deren Armee und Kriegstruppen liefern, um damit die von ihnen als die "Bösen" betrachtete russische Regierung und deren Kriegstruppen mit militärischer Gewalt zu besiegen. Ausgeblendet wird dabei, dass man selbst in den Jahren 2013 und 2014 einen gewaltsamen Umsturz in diesem Land maßgeblich finanzierte, um dieses in der Folgezeit zu einem militärischen, wirtschaftlichen und ideologischen Werkzeug US-amerikanischer Geopolitik im massiven Interessengegensatz gegenüber den russischen Nachbarn hochzurüsten – übrigens auch hier, indem mündlich gegebene Versprechen amerikanischer Regierungspolitiker anlässlich der deutschen Wiedervereinigung, solches nicht zu tun, gebrochen wurden. Und ausgeblendet werden dabei ebenfalls die eigenen völkerrechtswidrigen Angriffskriege der vorangegangenen Jahre mit Millionen von Todesopfern und unzähligem Leid und eben auch der Völkermord an den indigenen Völkern Amerikas. Erst 2024 zeichnet sich hier durch die Politiker der Republikanischen Partei eine Umkehr ab und der Versuch, diesen Krieg nicht durch ständige Waffenlieferungen fortzusetzen.

13 – Wie geht es den Seelen der Hingemordeten heute?

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Jesus von Nazareth lehrte etwas ganz anderes. Er, der Friedefürst, sprach davon, dass wir zunächst den Balken aus dem eigenen Auge ziehen, also das eigene Fehlverhalten erkennen und bereuen sollten, ehe wir dem Nächsten helfen können, den Splitter aus dem eigenen Auge zu ziehen. Er sprach davon, dass wir uns mit unseren Mitmenschen versöhnen sollen, solange wir mit ihnen auf dem Weg sind. Er forderte uns zum Mitgefühl mit allen Menschen auf: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder angetan hab, das habt ihr mir getan."
Die Nachkommen der früheren indigenen Völker leiden noch immer unten Folgen eines schauderhaften Völkermords. Und wie steht es um die Seelen der ermordeten, gequälten, betrogenen, vertriebenen, in hoffnungsloser Öde zurückgelassenen Indianer? Wie geht es den Seelen der vergewaltigten Frauen, der ihren Eltern entrissenen und brutal erschlagenen Kinder? Wo sind sie heute?

Aus Offenbarungen des Christus-Gottes-Geistes ist wie schon immer in den letzten Jahrhunderten einmal mehr neu bekannt geworden, dass die Seelen verstorbener Menschen weiterleben. Sie halten sich meist in jenseitigen Welten auf, bis sie ihre Seelen soweit von Belastungen gereinigt haben, dass sie wieder zurück zu Gott, dem Ewigen, in die reinen himmlischen Welten, ihrer ewige Heimat, gelangen. Oder bis sie eine weitere Einverleibung als Mensch auf sich nehmen, um hier auf Erden weiter zu wachsen und zu reifen. Denn auch die Möglichkeit der Reinkarnation gehörte schon zu Jesu Zeiten zum Grundwissen der ersten Christen.

Doch wie ergeht es der Seele eines Menschen, der z. B. sehr plötzlich und auf grausame Weise sterben musste? Unter Umständen wird diese Seele im Jenseits lange Zeit benötigen, um den Tätern zu vergeben, um sich von den Bildern und Vorwürfen zu lösen und ihren Weg als Seele in den jenseitigen Welten weiterzugehen zumal dann, wenn sie von den Mördern in dem Glauben gelassen wurde, Gott, der Ewige, oder Christus, Sein Sohn, hätten dieses Leid verursacht, weil die Mörder in ihrem Blutrausch immer wieder den Namen des Allerhöchsten im Munde führten und durch ihr Tun furchtbar schändeten?

14 – Christus hat mit allen den Grausamkeiten der Institutionen Kirche, den Vertretern des "Systems Baal", nichts zu tun

Durch das Prophetische Wort der heutigen Zeit erfolgte im Jahr 1981 folgende Aufklärung. Auch wer nicht daran glaubt, dass es sich hier um eine "Offenbarung" handelt und wer demgemäß der Autor der nachfolgenden Zeilen ist, kann vor dem Hintergrund der hier dargelegten Fakten über den Völkermord an den Indianern zumindest über den Inhalt nachdenken: "Die Christen gingen wohl hinaus, um andere zu Christen zu machen. Ihre Gesinnung jedoch war nicht die selbstlose Liebe, sondern das Schwert des Hasses und die Gier nach Macht und Ansehen. So töteten und folterten sie grausam des Herrn Kinder und glaubten, auf diese Weise ein Christentum erwecken zu können. Dieses Blutbad, das sie im Namen Christi anrichteten, ist noch nicht gesühnt und deshalb gegenwärtig. Bis zur Jetztzeit gab die Institution Kirche jenen Völkern, die sie auch ihrer Schätze beraubte, weder diese zurück, noch leistete sie Abbitte für das grauenvolle Geschehen. Der Hass der damaligen getöteten Menschen haftet heute noch an deren Seelen. Diese in den Reinigungsebenen befindlichen Seelen trachten nach Rache. Ihr Vergeltungsdrang ist vorwiegend auf Christus ausgerichtet und auf all jene, die sich Christen nennen und am Blutbad mitschuldig waren. Die rohen Gesellen einer verweltlichten Macht, die sich Christen nannten und das Blutbad im Namen Christi und im Namen Seines erlösenden Kreuzes ausführten, sind in den Augen der rachedurstigen Seelen nicht die Mörder, sondern Jesus Christus, in dessen Namen sie das Niedrigste vollbrachten."

15 – "Brüder und Schwestern, fürchtet euch nicht!"

Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit den Grausamkeiten, mit den unvorstellbaren Verbrechen, die in Seinem Namen begangen wurden, hat Er, der Friedefürst, der Erlöser aller Menschen und Seelen, aber überhaupt nichts zu tun! Er hat keinen Menschen ausgegrenzt, sondern Er hat gesagt: "Kommt alle zu Mir her, die ihr mühselig und beladen seid!" Er hat uns Menschen den Gott der Liebe nahe gebracht, den All-Einen, der alle Seine Erdenkinder unendlich liebt, der auch die Natur und die Tiere liebt und mit Seinem Geist beständig beatmet. Mögen deshalb auch die Seelen der Hingemordeten erkennen: Christus hat mit all diesen Grausamkeiten, die euch widerfahren sind, nichts zu tun! Er war als Jesus von Nazareth der geistige Revolutionär, der jegliche Gewalt und jeglichen Betrug ablehnte. Wer Gewalt, Mord, Totschlag, Raub und Betrug begeht, der verstößt gegen die Gesetze Gottes und wird nach dem Gesetz von Saat und Ernte früher oder später erleiden, was er verursacht hat. Erst wenn er seine Fehler von Herzen bereut, um Vergebung bittet, den Schaden wenn möglich wiedergutmacht und das als falsch Erkannte nicht mehr tut, kann eine Versöhnung stattfinden, wenn ihm dann von den Opfern verziehen wird. Christus lebt mit Seiner Kraft auch in jeder Seele und in jedem beseelten Menschen und steht in jedem Moment bereit, uns beizustehen, um Gott in uns näherzukommen.
Wenn also wieder einmal für einen der evangelischen "Reformatoren" ein so genanntes Jubiläum gefeiert wurde wie für Martin Luther im Jahr 2017, dann mag dies protestantisch, lutherisch oder calvinistisch genannt werden christlich ist es jedoch angesichts der schrecklichen Tatsachen, die wir hier dokumentiert haben
und es war nur ein kleiner Ausschnitt , sicher nicht. Das hier Dargelegte geht vor allem auf das "Konto" der protestantischen Gewandung des "Systems Baal", das zu allen Zeiten bestrebt war, die Boten des Reiches Gottes zu verfolgen und die Schöpfung Gottes zu zerstören. Doch der Gott der Liebe, den uns Jesus, der Christus, nahe brachte, kann nicht besiegt werden, und aus der geistigen Welt erreicht uns deshalb auch der Ruf: "Brüder und Schwestern, fürchtet euch nicht – der Geist unseres himmlischen Vaters ist mit uns. Brüder und Schwestern, fürchtet euch nicht – der Christus Gottes ist mit uns." Christus, der Freie Geist außerhalb der Kirche. 
 

Der Text kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Herausgeber Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 101: Matthias Holzbauer, Völkermord und Seelenmord an den Indianern Nordamerikas, zit. nach
protestantismus_und_indianermord.htm, Fassung vom 12.2.2024,
Copyright © und Impressum siehe hier.


 

  Kurzvortrag: Katholische Heiligsprechung des Indianermissionars Juniperó Serra (bitte Foto anwählen)

Für Christen ist nur Gott allein "heilig". Für Katholiken gibt es über 7000 "Kirchenheilige". Papst Franziskus hat im September 2015 in Washington auch den spanischen Mönch Junípero Serra katholisch "heilig" gesprochen und damit "zur Ehre der Altäre erhoben"– eine Formulierung im Rahmen von Götzenkulten, denn bei Christus gibt es auch keine Altäre. Wer ist nun aber dieser Mann, der im 18. Jahrhundert versuchte, die Indianer an der Westküste Amerikas mit Gewalt zum katholischen Glauben zu bekehren? Tausende Ureinwohner Amerikas bzw. der USA kamen dabei in den katholischen Missionsstationen ums Leben, die man auch "Todeslager" nannte. Nachfahren der Indianer klagen den neuen "Heiligen" deshalb an als "Mörder unseres Volkes und unserer Kultur". Und die Vatikankirche beweist auch mit dieser "Heiligsprechung", dass sie sich im Wesen nicht geändert hat. Von nun an darf Junípero Serra weltweit als angeblicher "Fürbitter" vor dem katholischen Götzen angerufen werden.
Zum Lesen in der ausführlicheren Version: Der Theologe Nr. 91 Heiligsprechung trotz Völkermords

Gesprächsrunde – Folge 21:
martin-luther_lutherische-kirche_contra_christus

 


 

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