DER THEOLOGE
Christival, ein "Kongress junger Christen"
2008 in Bremen
"Christustag" 2014 in Stuttgart
Christival 2016 in Karlsruhe
Wer weiß ob es noch
stattfindet? Christival vom 25. Mai bis 29. Mai 2022 in Erfurt
Im Jahr 2008 trafen sich in Bremen viele Jugendliche zum fünften Mal seit 1976 zu einem "Kongress
junger Christen", genannt Christival. Veranstalter war ein Gremium aus
verschiedenen evangelischen Kirchen, Werken und kirchlichen Verbänden, die in
Verbindung mit der so genannten "Evangelischen Allianz" stehen. Es fanden
dabei über 200 Workshops zu verschiedenen Themen statt. Bereits im Vorfeld gab es
heftige Auseinandersetzungen um einen zunächst geplanten Workshop, bei
dem es um "Heilung" von Homosexualität bzw. homosexuellen
Neigungen gehen sollte. Der Workshop wurde darauf hin abgesagt. Während des Christivals kam es dann mehrfach zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen
Teilnehmern und homosexuellen so genannten "Aktivisten", die in Veranstaltungen laut auf sich aufmerksam
machten.*
Die Fortsetzung des Projekts fand 2016 in Karlsruhe
statt. Als übergeordnetes Thema
wurde "Jesus
versöhnt"
gewählt. Bereits zuvor hatte man einen so genannten "Christustag" in
Stuttgart
mit ca. 20.000 Teilnehmern durchgeführt. Vom 25. Mai bis zum 29. Mai 2022 ist
nun trotz der momentanen [2021] Pandemie das nächste Christival in Erfurt
als nicht ausschließlich digitale größere Veranstaltung geplant.
Dort soll der Brief des
Paulus an die Philipper besprochen werden, ein nahezu 2000 Jahre altes Schreiben
aus einer völlig anderen Zeit. So ordnete Paulus in einem anderen Schreiben (1.
Korinther 14) an, dass die Frauen in den Gemeinden schweigen und zuhause ihre
Männer fragen sollen, wenn sie Fragen haben - in gewisser Weise ein Kontrapunkt
zum Aufbegehren vieler Frauen in der Vatikankirche, die sich das Gebaren der
Männerhierarchie nicht mehr gefallen lassen wollen. Damit versuchen in diesem
Fall die evangelischen Veranstalter, ihre Bibeln wieder mehr in den Vordergrund
zu rücken, während immer mehr Gottsucher für sich merken, dass das
widersprüchliche Bibelbuch, um das seit nahezu
1700 Jahre gestritten wird, allmählich abgelöst wird, zum Beispiel durch
Menschen, die nicht mehr an den Kirchengott glauben, sondern an Gott, den Freien
Geist, und durch prophetische
Botschaften von Christus. Doch wer weiß, was bis 2022 alles noch passiert?
Im November 2020 erlaubte jedoch das Berliner Landgericht die Plakatierung eines
Imbisses mit der Hinrichtungsforderung der Bibel, Homosexuelle
"sollen
ausgetilgt werden aus der Mitte ihres Volkes" (idea-spektrum Nr. 48/2020)
als zulässiges Verhalten im Rahmen der Religions- und Meinungsfreiheit. Ein
juristischer Sieg also zugunsten der Bibel, der so manchen an die frühere
Inquisition erinnert; und wie früher auch mit der falschen Begründung, dies sei
die "christliche Überzeugung" der Angeklagten. Doch mit "christlich" hat das
Ausmerzen bzw. Hinrichten von Menschen nichts zu tun.
Im Rückblick: Die fünf voran gegangenen Christival-Treffen
vor Bremen im Jahr 2008 waren 1976 in Essen mit dem Prediger Billy Graham aus den USA, 1988 in
Nürnberg, 1996 in Dresden und 2002 in Kassel. Zum vierten Mal in
Folge gab es dabei 2016 in Karlsruhe einen Besucherrückgang. In Karlsruhe kamen
noch 13.500
Teilnehmer, in Bremen waren es 16.400, in Kassel noch 20.000 und
in Dresden als Scheitelpunkt der Besucherentwicklung 30.000. Beim Beginn in Essen waren es 12.500 gewesen, in Nürnberg
zwischenzeitlich 18.500.
Die
geistig degenerierten und toten Institutionen Kirche, die vor allem mit Äußerlichkeiten und
geschickten PR-Maßnahmen versuchen, Emotionen zu wecken, wünschen sich von
Initiativen wie dem Christival eine Art Vitalisierung, in diesem Fall vor allem die
lutherischen Kirchen.
So erhoffte sich der badische Landesbischof Jochen
Cornelius-Bundschuh im Vorfeld des Karlsruher Christivals 2016, das Festival könne Jugendliche motivieren,
´ihren Weg mit der Kirche ... weiterzugehen`" (domradio.de, 4.5.2016).
Das Ziel, den dahinsiechenden und zum großen Teil staatsfinanzierten Kircheninstitutionen neues Leben einzuhauchen,
bestätigte auch Karsten Hüttmann, Vorsitzender des Christival: "Was wir hier in
Karlsruhe erleben, ist eine starke Ermutigung für die Zukunft der Kirche und
Gemeinde" (regio-news.de. 6.5.2016). Doch wurde auch bei diesen Treffen überwiegend auf
"Gemeinschaftsenergie" aufgebaut, die man sich gegenseitig gibt, was
aber etwas anderes ist als die Erfahrung des "Heiligen Geistes"
im Urchristentum. Denn Jesus von Nazareth gründete weder eine Religion noch eine
Kirche, noch setzte Er Pfarrer oder Priester ein noch lehrte Er die Jahrhunderte
langen Gräuel der Kirchengeschichte mit Millionen von Opfern. Und Gott, der "Freie Geist",
ist damals wie heute erfahrbar außerhalb der religiösen Institutionen und der
Institutionen Kirche.
Was besagt der Name "Christival"?
Der Name "Jesus" bzw.
"Christus" soll, wie das Wort "Christival" schon sagt, im Mittelpunkt
stehen. Doch was hat dies mit dem Christus zu tun, der in dem Menschen Jesus von
Nazareth unter uns lebte? Und sind die in diesem Geist durchgeführten Aktionen
wirklich "pro Christ", wie eine verwandte Veranstaltungsreihe genannt wird, oder im Kern
"anti Christ"? Man beruft sich vor allem auf den grausamen Foltermord
von Jesus von Nazareth, der ein angeblich von Gott gewolltes blutiges Sühneopfer
gewesen sein soll - eine Religionsvorstellung, die aber in Wirklichkeit aus den antiken Baalskulten entlehnt wurde.
Jesus, der Christus, kam nicht auf die Erde, um sich hier hinrichten zu lassen,
sondern um mit dem Volk das Friedensreich aufzubauen, das schon der
Gottesprophet Jesaja angekündigt hatte. Doch das Volk und selbst die meisten
Seiner Anhänger haben Ihn im Stich gelassen, so dass Seine Gegner, die
damalige Priestergilde, die römischen Staatsmacht dazu bringen konnten, Ihn zu
ermorden.
Zum Nachdenken, was Jesus, der Christus, wirklich lehrte, wird das
Lesen folgender Ausgaben empfohlen:
Nr. 3 - So spricht Martin Luther, so spricht
Jesus von Nazareth
Nr. 5 - Wie Paulus die Lehre von Jesus
veränderte
Nr. 7 - Jesus und die ersten Christen waren
Vegetarier
Nr. 8 - Wie der Teufel in der Bibel hauste
Nr. 19 - Es gibt keine ewige Verdammnis, auch nicht in
der Bibel
Nr. 35 - Gefährliche
Rechtfertigungslehre: Allein der Glaube führt in den Abgrund
Nr. 58 - Der Kreuzestod von Jesus hätte nicht sein
müssen - Was bedeutet Erlösung?
Alle Ausgaben sind hier
zusammengestellt.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern einen inneren Gewinn.
PS: Vergleichbar mit dem Christival ist die Veranstaltungsreihe ProChrist
(siehe Der Theologe Nr. 22). Einzelne dezentrale Treffen
in über 100 Städten fanden zuletzt im Oktober und November 2015 statt. Im Jahr 2018
war zuletzt eine "Großevangelisation", dieses Mal aus Leipzig - mit Übertragung per Leinwand in weitere Städte.
Für November 2021 ist in Dortmund eine Fortsetzung unter anderem Namen geplant,
hoffnungsfest2021. Doch ob dies angesichts der Pandemie-Einschränkungen stattfindet, ist mehr
als fraglich.
*
Nachrichten:
4.3. / 26.4. / 8.5.2016 - Unmittelbar vor dem Christival 2016 trat
einer der schärfsten Kritiker der "evangelikalen Bewegung",
Volker Beck von der Partei "Bündnis 90/Die Grünen", zunächst von seinen politischen
Ämtern zurück. Sein Rücktritt erfolgte, als er von der Polizei gefasst wurde,
nachdem er die Wohnung eines Drogen-Dealers mit der harten Droge Crystal Meth
verließ. Beck ist auch ein Anhänger für die Lockerung des Strafrechts im Umgang
mit Drogen.
"Angeblich soll er seit Jahren harte Drogen
konsumieren"
(bild.de, 6.3.2016). Volker Beck kritisierte jedoch nicht die Lehre, die beim Christival
verkündet wird, sondern Teile der Ethik zum Thema Homosexualität: Vor allem auf seine Attacken hin wurde beim Christival im Jahr 2008 in Bremen ein geplantes Seminar für Jugendliche und junge Menschen, die
ihre homosexuellen Empfindungen nicht unbedingt ausleben wollen, gestrichen.
Stattdessen wirbt Beck für Ehen unter Homosexuellen mit Adoptionsmöglichkeiten
für "gemeinsame" Kinder usw.
1988 hatte Volker Beck auch "von einem ´Kampf für die zumindest teilweise
Entkriminalisierung der Pädosexualität` - also des Geschlechtsverkehrs mit
Kindern - gesprochen", dies aber nach einem Wechsel des Zeitgeistes in der
Bevölkerung - nach Bekanntwerden von Zigtausenden von Kinder-Vergewaltigungen
durch Pfarrer und Priester - später als "Irrtum" bezeichnet. Volker Beck war zuletzt
unter anderem religionspolitischer Sprecher der
Grünen-Bundestagsfraktion und wurde kurz
nach dem Rücktritt wieder in dieses Amt berufen. Ein Grund dafür könnte sein: Er ist bei den Großkirchen sehr beliebt,
obwohl gemäß ihrer eigenen Kirchenbibel der dort verehrte "Gott" die Hinrichtung
Homosexueller fordere (3. Mose 20, 13; siehe dazu oben in der Einleitung); und obwohl
auch der Kirchenlehrer
Paulus in der Bibel schrieb, dass diejenigen, die diese "Unzucht" betrieben,
nach seiner Meinung "den Tod verdienen" (Römer 1, 24-32), was für die
Kirchen-Institutionen und kirchliche Initiativen wie dem "Christival" "unfehlbares reines Gotteswort" sein soll.
"Die Nachricht von der Aufgabe der
Ämter hat mich erschreckt",
sagte ein Sprecher der EKD, der Evangelischen Kirche in Deutschland (epd,
3.3.2016).
So manchen erinnert das kirchliche Verhalten dabei an das Winden einer Schlange - aalglatt von einem
Extrem zum Nächsten, je nach momentaner Interessenlage.
So wurde Volker Beck,
nachdem das Interesse der Öffentlichkeit an seinen Rauschgift-Delikten nachließ,
auch als religionspolitischer Sprecher der Grünen wieder neu eingesetzt.
Ob es unter den
damaligen Umständen eine neuerliche
Auseinandersetzung zwischen Beck und den Verantwortlichen von Christival e.V. im
Jahr 2016 geben könnte, war eine Fragen im Vorfeld. Offenbar
um Konflikten aus dem Weg
zu gehen, wurde das Thema "Homosexualität" beim Christival 2016 aber
dann von vorne herein gar nicht mehr angeboten.
Eines der Seminare hieß lediglich ergebnisoffen Der Gender-Streit.
Im Umfeld dieser Thematik ist
auch eine Theologen-Ausgabe erschienen unter dem Titel
Wie transsexuelle evangelische
Pfarrer der Schöpfungsordnung den Kampf ansagen.
Der Verein Christival
e.V. gehört zur Deutschen Evangelischen Allianz, die besonders bibeltreu
sein will und mittlerweile über dieses
Thema ebenfalls zerstritten ist. Deren Vorsitzender Michael Diener (bis
2016) hatte
praktizierende Homosexuelle ausdrücklich zur Mitarbeit eingeladen. Doch droht ihnen
dort aufgrund der unmissverständlichen Bibelstellen nicht Gefahr? Was ist, wenn
man die Bibel in diesen Kreisen tatsächlich wieder ernster nimmt? Und zwar nicht
nur dem Sinn nach, sondern auch wörtlich?
27.4. / 5.5.2016 - Für das unermessliche Leid der
Tiere, das eine kosmische Schuld der verantwortlichen Menschen ist, war,
wie immer im
Protestantismus, auch bei dem Christival-Treffen 2016 in Karlsruhe nur wenig Verständnis zu erwarten. Lediglich die
Massentierhaltung erfährt mittlerweile teilweise Kritik. "Während die einen
wegen der Massentierhaltung ganz auf Fleisch verzichteten, komme dieser Schritt
für andere nicht infrage", wird die Stellungnahme von Karsten Hüttmann, der
Vorsitzende des Trägervereins Christival e.V. wiedergegeben. (idea-spektrum
Nr. 14, 6.4.2016)
Im Evangelischen
Katechismus steht aber auch dazu nichts, da die "kleinen Brüder und
Schwestern" der Menschen laut kirchlicher Vorstellung vom Heil in Christus
ausgeschlossen sind.
Allerdings war erstmals die konfessionell ungebundene
Tierschutzorganisation Peta auf dem Christival mit einem Stand vertreten.
Doch um die mächtige und
traditionell kirchengebundene Schlacht-Lobby und Massentierhalter nicht zu
verärgern, fügte der Vorsitzende Karsten Hüttmann die Erklärung hinzu:
Einen "Großteil der theologischen Aussagen und
Schlussfolgerungen" dieser Organisation teile man nicht (zit. nach idea.de,
15.4.2016). So verlangte der Norddeutsche Bauernverband im Vorfeld die
Ausladung von Peta wegen "eklatantem Widerspruchs" zum "biblischen
Menschenbild".
Was nicht aus der Luft gegriffen ist: Denn die Interpretation ihrer Bibel durch die Institutionen Kirche ist
seit Jahrhunderten hauptverantwortlich für das
grässliche Tierleid und die Zerstörung der Schöpfung Gottes. So biegt der
Bauernverband den "Fluch der Urzeit" (Der bekannte Theologe Walther Zimmerli),
der lautet "Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen"
(Genesis 9, 3), um in eine angebliche Erlaubnis Gottes. (topagrar.com, 13.4.2016)
4.5. / 8.5.2016 / 9.3.2019 - Auch beim Christival
wurde eine "Taizé-Nacht der Lichter" angeboten,
am 6. Mai 2016 - Äußere Licht-Inszenierungen erzeugen Stimmungen und Gefühle und
wirken in jeder Gemeinschaft, gleich welchen Inhalts. Auch wenn das Christival
vordergründig eine evangelische Veranstaltung war, wird über Elemente der
Frömmigkeit, wie sie im südfranzösischen Taizé praktiziert werden, ein
energetisches Sendepotenzial zum Vatikan aufgebaut, denn über Taizé sollen
spirituell interessierte Jugendliche dem Papst in Rom und damit letztlich dem
Gegenspieler
von Jesus, dem Christus, zugeführt werden. Siehe dazu
Die Taizé-Verschwörung. Das
Christival ging am Sonntag, den 8. Mai 2016, zu Ende. Ob es 2022 wirklich zu
einer Neuauflage in Erfurt kommt, wie geplant? Die Veränderungen in der Welt und in der
Gesellschaft schreiten in einem immer rasanteren Tempo voran und das
Lügengebäude der Institutionen Kirche wird von immer mehr Menschen durchschaut.
25.11. / 20.12.2020 - "Der Jugendkongress
´CHRISTIVAL 22` soll wie geplant in Erfurt stattfinden". "Eine reine
digitale Durchführung schließe der Vorstand aus" (idea-spektrum Nr. 48
vom 25.11.2020). Dort soll es um die Bibel gehen, den Brief des Apostels
Paulus an die Philipper aus einer Zeit, in der die Menschen vielfach ganz andere
Probleme hatten als heute. Außerdem ist Paulus nicht Christus. Es gibt
viele Widersprüche, so dass ein Name wie "Paulival"
statt Christival eigentlich treffender wäre. Doch wer weiß, was bis dahin ist und ob es
überhaupt noch
stattfindet? Im November 2021 ist erst einmal ein so genanntes
"hoffnungsfest2021" in näherer Planung, das aus den so genannten
ProChrist-Veranstaltungen hervor geht,
was wiederum mit den Christival-Ideen verwandt ist.
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Es ist ein Vortrag mit Ausschnitten aus der Studie
Martin Luther und der
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Fassung vom 3.1.2021