Positives Denken und
Hilfe bei Depressionen

und Minderwertigkeitsgefühlen

Der Theologe Nr. 48, aktualisiert am 25.9.2023



1) Chancen und Gefahren durch "positives Denken"

2) Depressionen – wie ist Hilfe möglich?

3) Das Minderwertigkeitsgefühl überwinden
 


1) Vorsicht bei Missbrauch der Gedankenkraft

Chancen und Gefahren durch
 "positives Denken"

"Schlafen Sie ein mit dem Wort ‘Reichtum’ auf Ihren Lippen, und Sie werden erstaunt sein über die Wirkung. Bald nämlich sollte dann Wohlstand von allen Seiten überreichlich auf Sie zuströmen." So ein Rezept von Dr. Joseph Murphy, dem Begründer der Methode des so genannten "Positiven Denkens". Der Psychotherapeut Günter Scheich behauptet in seinem Buch jedoch: Positives Denken macht krank. Kann das sein?

Was immer Sie denken, vermehren Sie

Gefahr der Leugnung lebenswichtiger Persönlichkeitsanteile

Die Sache mit Gott

Gefahr der Umpolung göttlicher Wahrheiten

Wenn "positives Denken" erfolgreich ist

Echtes positives Denken ist selbstlos

Das Unterbewusstsein ist nicht das Göttliche

Was steckt hinter dem Gedanken?

Lachen und WeinenGedanken sind ungeahnte Kräfte – zum Positiven oder zum Negativen

Gute, also positive Gedanken tragen sehr viel zum eigenen Wohlbefinden bei. Das ist allgemein anerkannt. Daneben hat sich jedoch eine umstrittene "Technik" des positiven Denkens entwickelt, die erklärt, wie man gute Gedanken rezept- oder gar schemenartig in verschiedenen Krisensituationen zur Anwendung bringen kann. Vor allem in Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs und zunehmender Hiobsbotschaften aus aller Welt hat eine solche Lehre Konjunktur: "Erkenne deine geistige Kraft!", "Wie man seine Wünsche und Träume erfolgreich verwirklicht", "Was Sie ersehnen, kommt zu Ihnen". So lauten einige attraktive Buchtitel.

Eine solche Lehre ist für viele anziehend. Die Verkünder der Technik des "positiven Denkens" bauen auf die als unbegrenzt betrachtete Macht des Denkens. Mit seiner Hilfe wird auf das Unterbewusstsein eingewirkt und kann dies in diesem Sinne auch auf "positive" Weise beeinflussen. Dr. Murphy erklärt: "Ihr Unterbewusstsein führt ... alle Befehle aus, die ihm ihr Bewusstsein in Form von Urteilen und Überzeugungen zukommen lässt." Und: "Denken Sie das Gute, und es wird sich verwirklichen." (aus: "Die Macht Ihres Unterbewusstseins")

Was immer Sie denken, vermehren Sie

Das Unterbewusstsein gilt dabei als unerschöpfliches Kraftpotenzial, das alles schaffen kann, was das Denken ihm befiehlt. Und wer das Unterbewusstsein richtig programmiert, der habe Erfolg. Vertreter dieser Denkrichtung weisen auf die Gesetzmäßigkeiten "Was der Mensch sät, das wird er ernten" bzw. "Wohin du sendest, von dort empfängst du" hin und erklären damit z. B. auch, dass die Reichen reicher, die Armen ärmer, die Kranken kränker und die Erfolgreichen erfolgreicher werden. Und wie soll das vor sich gehen? "Denken Sie an das Gute, und das Gute geschieht. ... Merke: Denken ist gleich säen ..." So lautet die einfache Botschaft, und die Erfahrung zeigt, dass sie zu einem großen Teil stimmt. Denn alles, was wir denken, speichern wir auch – in unserem Oberbewusstsein, in unserem Unterbewusstsein, ja bis hin zu Speicherungen in unserer Seele und im Äußeren sogar in unseren Körperzellen.

Die Technik des "positiven Denkens" besteht dabei in erster Linie in einer Art Autosuggestion, in dem In-sich-hinein-Sprechen von positiven Sätzen. Oder, wenn man es weniger mechanisch, sondern mehr aus den Alltagssituationen heraus tut, dann sind es schlicht Bewusstseinsstützen, mit dem man sich die Richtung vorgibt.

Sowohl diese Methode als auch die Inhalte werden jedoch von dem Psychotherapeuten Günter Scheich in seinem Buch Positives Denken macht krank heftig kritisiert: "Die Lehre vom ‘positiven Denken` definiert sich" laut Scheich "über die unreifen Ziele immerwährenden Glücks, immerwährender Harmonie und Gesundheit, sowie immerwährenden Reichtums. Dieses Heilsversprechen spricht besonders Menschen mit psychischen Problemen an, die durch die unweigerlich eintretenden Frustrationen und falschen Zielvorgaben noch weiter in ihre Krankheit getrieben" würden. Wobei es allerdings ein großer Unterschied ist, die tatsächliche Macht der Gedanken aufzuzeigen oder daran vermeintliche "Versprechungen" festzumachen. Denn in der "Lebensschule Erde" geht es darum, die Seele von ihren Belastungen zu befreien und nicht in erster Linie darum, im materiellen Bereich möglichst viele Erfolge zu erzielen ohne zu berücksichtigen, was die geistige Basis dafür ist. Und hier ist letztlich die Zielvorgabe von entscheidender Bedeutung. Rein auf das Ego bezogene Ziele oder Ziele, die einen Schaden für andere beinhalten, werden im Fall des "Gelingens" dann nicht von der im selbstlosen Tun wirkenden allgegenwärtigen Gottesenergie erfüllt, sondern diese göttliche Energie wird bei solchen Vorgaben für egobezogene Zwecke benutzt und damit auch umgepolt – vereinfacht gesprochen in "negative Energie", denn das Ego ist niemals Teil der kosmischen All-Einheit allen Lebens. Und hier wird in der so genannten Technik des positiven Denkens eben nicht bzw. nicht klar unterschieden, worin vielfach auch die Gründe für die Kritik an dieser Lebenshaltung liegt.

Gefahr der Verleugnung lebenswichtiger Persönlichkeitsanteile

Günter Scheich nennt das "positive Denken" eine "pseudowissenschaftliche Verdrängungsmethode". Unglückliche Menschen seien auf der Suche nach der Lösung ihrer Probleme. Und "zur Erfüllung dieses Ziels sind (leider zu viele) bereit, einfachsten Erklärungsmustern zu folgen und sich dabei einlullen zu lassen – statt sich den Problemen zu stellen ..."
Dies sei aber unumgänglich. Denn "die menschliche Psyche ist ein komplexes und differenziertes System ... Alle Emotionen – seien sie nun ´positiv` oder ´negativ` – sind wichtig. Versuche, den natürlichen Gefühlshaushalt zu manipulieren und nur noch ´positiv` zu denken und zu fühlen, führen zu einer Verleugnung wichtiger – zum Teil lebenswichtiger – Persönlichkeitsanteile", so der Autor. Damit warnt er klar vor einer Verdrängung von Problemen, von denen sich eigene Seele aber befreien möchte, wozu das kleine Wörtchen "Warum" nicht übergangen werden darf. Ohne den Ursachen für die Unglücke auf die Spur zu kommen und diese zu beheben, werden sie einen früher oder später wieder einhohlen und den Betroffenen, wovor der Therapeut warnt, noch kränker macht.

Doch trifft diese Kritik wirklich immer zu? Oder wird das "positive Denken", das "krank" machen soll, bei ihm nur einseitig dargestellt und seine Schwächen und Gefahren bewusst überzeichnet? Schüttet der Psychotherapeut Günter Scheich also nicht das Kind mit dem Bade aus, indem die negative Beurteilung der "positiven Technik" den Blick für die großen Chancen einer positiven Lebenseinstellung und positiver Gedanken verdeckt?

Die Sache mit Gott ...

Denn dass unsere Gedanken Kraft haben und jeder Gedanke – vor allem, wenn er wiederholt gedacht wird – zur Verwirklichung drängt, kann jedenfalls niemand ernsthaft bestreiten und wird meistens weit unterschätzt, und man kann wirklich sagen "sehr massiv unterschätzt". Und man darf auch nicht unterstellen, dass jeder, der sich im "positiven Denken" übt, Negatives automatisch verdrängen würde. Denn die Gesetzmäßigkeit besteht ja gerade darin, sich selbst im "Negativen", das z. B. auch gerade durch "positives Denken" angestoßen und geweckt wird, zu erkennen und dies dann Zug um Zug zu "bereinigen", das heißt, letztlich bis zu dessen Wurzeln vorzustoßen und dies mithilfe der Christus-Gottes-Kraft allmählich umzuwandeln. Denn diese Kraft ist durch und durch positiv und kann, wie es schon in den Bibeln beschrieben ist, "Berge versetzen", wenn sie nicht durch allzumenschliche Einwände und Zweifel selbst wieder ausschaltet und wirkungslos macht.

Weil ein solches "Bereinigen" jedoch meist nicht geschieht, sind kritische Rückfragen notwendig, wenn jemand hier anknüpfen möchte. So könnte man fragen: Woher stammt eigentlich die Lebensphilosophie, dass wir uns durch "positives Denken" bevorzugt unsere ichbezogenen Wünsche erfüllen können? Und auf der Basis welcher Weltanschauung behaupten viele Vertreter dieser Art von positivem Denken – wie z. B. der ehemalige Pfarrer Norman Vincent Peale –, dies sei sogar gleichbedeutend mit dem "Willen Gottes"?

Hier lohnt es sich tatsächlich, innezuhalten. Gott kommen wir näher, indem wir Seine Gebote halten. So lehrte es Jesus von Nazareth. Er sprach: "Wer Meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der Mich liebt – und wer Mich liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden, und auch Ich werde ihn lieben und Mich ihm offenbaren" (Johannesevangelium 14, 21). Anders herum gesprochen: Damit sich Gott bzw. Christus einem Menschen "offenbaren" oder ihm auch in der Seele näher kommen können, ist eine Voraussetzung, dass dieser die Gebote Gottes erfüllt bzw. diese zu seinem Zielbild macht.

Gefahr der Umpolung göttlicher Wahrheiten

Was jedoch passiert, wenn man nur Teilaspekte aus der göttlichen Wahrheit herauslöst und sie für egoistische Zwecke verwendet? Dann missbraucht man die Kräfte und stellt sie in den Dienst einer Sache, die unmittelbar oder letztlich gegen Gott gerichtet ist. Denn Gott ist immer für die Einheit allen Lebens und möchte, dass alle Lebewesen und Lebensformen der Schöpfung miteinander harmonieren. Die dämonischen Kräfte jedoch lehren im Gegensatz dazu das "Trenne, binde und herrsche!" Wenn ich also etwas für mich will, und, wie es dem Nächsten damit geht, ist mir mehr oder weniger einerlei, dann trenne ich mich von ihm. Wer also, wie wohl fast alle Menschen, nicht frei von Egoismus oder Herrscher-Allüren ist, der sollte seinen vermeintlichen Erfolg nicht vorschnell mit "Gott" oder dessen vermeintlichem Willen verbrämen. Denn stimmt das dann wirklich?

Dies gilt auch, wenn man den "positiven Denker" Dr. Joseph Murphy einmal hinterfragt, wenn er kühn und munter behauptet: "Ich weiß: Meine Herzenswünsche sind mir von Gott, der in mir wohnt, eingegeben. Gott will, dass ich glücklich bin." Letzteres ist wahr. Doch Achtung! Wenn jemand so locker von der Eingabe "Gottes" in die eigenen "Herzenswünsche" spricht, ist größte Vorsicht geboten, denn schnell hat man das eigene Ich auf diese Weise vergöttlicht. "Gott will, dass ich glücklich bin" – dagegen wird kein vernünftiger Mensch etwas einwenden, wenn man es auf alle Menschen und Lebewesen bezieht und es nicht nur auf die Höhen und Tiefen eines bürgerlichen Privatlebens anwendet. Denn Gott bevorzugt bzw. benachteiligt keinen. Das göttliche Prinzip ist die Gleichheit, die auch die gleiche Liebe allem Sein gegenüber beinhaltet. Somit ist der Weg zum Glück auch für alle gehbar, und nicht nur für Menschen in Ländern, in denen vielfach auf Kosten anderer Länder und Menschen gelebt wird – von dem Leid der Tiere ganz zu schweigen.

Dieses Glück in Gott, so haben es Mystiker zu allen Zeiten immer wieder erfahren, ist demnach ein inneres Glück. Sie konnten sogar sagen: Das Leben in Gott ist Reichtum, ist Glück, ist die Erfüllung der menschlichen Sehnsucht. Dieses könne man aber nicht mithilfe einer Technik, sondern nur durch Verwirklichung der göttlichen Gebote Schritt für Schritt erleben. Das Glück in Gott ist also nicht das Haben-, Sein- und Besitzen-Wollen. Deshalb wollte Jesus von Nazareth auch nicht, dass wir nach materiellem Reichtum streben, was bei vielen Vertretern des so genannten "Positiven Denkens" aber ein vordringliches Anliegen ist. Er sagte: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles [was der Mensch zum Leben braucht] wird euch zufallen." Wer sich also ehrlich um ein Leben nach den göttlichen Geboten bemüht (und z. B. das Gebot "Bete und arbeite" erfüllt), der wird seine Wünsche in den Willen Gottes stellen, wie er in den Zehn Geboten und der Bergpredigt des Jesus von Nazareth zum Ausdruck kommt. Und dann ist das "positive Denken" wie ein Gefährt, dass diese Erfahrung beschleunigt. Dann wird ihm auch das nach und nach zukommen, was er für sein Leben braucht und darüber hinaus. So könnte man die urchristliche Botschaft zu diesem Thema zusammenfassen.

Bei Jesus, dem Christus, stehen also Gott und die Anliegen des "Reiches Gottes" an erster Stelle, nicht die Wünsche des Einzelnen, was jedoch zu keinerlei Mangelerscheinung führt, im Gegenteil. An anderer Stelle in der Bergpredigt erklärt der Menschheitslehrer aus Nazareth sogar: "Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Dabei zeigte Jesus jedoch einen anderen Weg auf als bloßes positives Denken, nämlich die Selbsterkenntnis, das Erforschen der eigenen Abgründe, ehrliche Reue, Vergebung und die Arbeit an sich selbst, was allerdings von positiven Gedanken begleitet sein sollte, z. B., dass Gott mich unendlich liebt und mir auch die Kraft gibt, nach Seinen Geboten zu leben. Durch die Reue und die Bereinigung der eigenen Fehlhaltungen und ihrer Wurzeln und durch die Verwirklichung des Gebots "Was du willst, das die Menschen dir tun, das tue du ihnen zuerst" wird der Mensch innerlich reich und glücklich – so die "Goldene Regel" aus der Bergpredigt von Jesus.

"Und was soll ich jetzt als Nächstes denken?"

Wenn "positives Denken" erfolgreich ist ...

Was ist dann aber mit dem Glück, das sich mit Hilfe des "positiven Denkens" durch Erfüllung menschlicher Wünsche einstellen kann? Und wer führt diesen "Erfolg" herbei?

Ist es Gott? Jemand könnte daraufhin antworten: Warum sollte diese Freude nicht von Gott sein, wenn der Wunsch nicht selbstsüchtig überzogen ist und durch seine Erfüllung niemand zu Schaden kommt? Jesus hat kein zerknirschtes und fanatisches Asketentum gelehrt. Deshalb genauer gefragt: Kommen "Erfolg" und Wunscherfüllung immer von Gott? Oder können auch andere Kräfte dahinter stehen, die gegen Gott gerichtet sind?
Dazu eine These: Gott gibt selbstlos, die gegen Gott gerichteten Kräfte nicht. Sie stellen früher oder später für ihre "Dienste" eine "Rechnung", und sei es im Jenseits oder in einer weiteren Inkarnation dessen, der sich diese Kräfte zunutze gemacht hat.
Dann heißt es z. B.: "Wir haben dir im letzten Leben zu Ruhm und Ehre verholfen. Jetzt sei du unser Diener und tue für uns dies und das. Sonst werden wir dir unsere Energien entziehen, und dann sieh´ zu, wie du mit deinem erbärmlichen Leben klar kommst!" Und das kann bedeuten: Wer seine Gedankenkräfte z. B. rücksichtslos für eigensüchtige Zwecke eingesetzt hat, muss seinen "Gewinn" irgendwann bei denen zurückzahlen, die ihm durch ihre Energien dabei geholfen haben. Und tritt dies dann unausweichlich ein, hilft dagegen auch keine Technik des positiven Denkens mehr.
 
Diese hier als These dargelegten Zusammenhänge können wir zwar nicht beweisen. Aber alle echten Propheten und wahre Gottesboten haben in den letzten Jahrhunderten so oder so ähnlich darauf hingewiesen. Das ist das "Gesetz von Saat und Ernte", auf diese Lebenssituation bezogen.

Echtes positives Denken ist selbstlos

Wo die Kritik an der Technik des "positiven Denken" berechtigt ist, stellt sie, wie bereits angedeutet, nicht den Wert einer positiven Grundeinstellung im Leben und von wirklich positiven Gedanken in Frage. Innere Werte wie Vertrauen, Zuversicht und innere Stärke sind Gaben Gottes. Und die ständige Bejahung des Positiven im Alltag, auch als die Gotteskraft in allem Negativen, ist das stärkste Zugpferd für ein glückliches Leben. Die göttlichen Lebenskräfte wachsen in uns durch die Bereinigung des "Menschlich-Allzumenschlichen", also Ichbezogenen, und durch die schrittweise Erfüllung der göttlichen Gebote. Dabei hilft einem das Wissen, dass alle für uns erstrebenswerten positiven Charaktereigenschaft bereits in uns selbst angelegt sind. Dieses Positive in uns wächst auch, wenn wir, statt sich an den Fehlern unseres Nächsten abzuarbeiten, das Gute in unserem Nächsten bejahen und ihm stets wohlwollend gegenübertreten – vor allem dann, wenn wir mit ihm Probleme haben. Denn wer das Gute in seinem Nächsten bejaht, erweckt es zugleich in sich selbst.

Eine wichtige Hilfe kann deshalb auch folgende Gedankenstütze sein: "In jedem Negativen ist das Positive". Denn Gott ist mit Seiner Kraft überall gegenwärtig. Auch im so genannten Schicksal, auch in der Krankheit, die wir uns letztlich durch falsches Denken und Handeln irgendwann selbst eingegeben haben. Wenn wir uns Ihm zuwenden, kann Er uns aufzeigen, was unser Anteil daran ist und wo wir unser Verhalten gegenüber dem Nächsten oder der Natur ändern müssten, um freier, glücklicher und letztlich auch gesünder zu werden.

Das Unterbewusstsein ist nicht das Göttliche

Ein gravierendes Missverständnis der Methode des "positiven Denkens" liegt von daher in der Annahme, das Unterbewusstsein, das ganz wesentlich unser Verhalten (mit-)steuert, sei schon die Quelle der Kraft an sich, sei sozusagen das Göttliche. Das Unterbewusstsein ist jedoch erst eine Art Vorhof unserer Seele, in welcher das Göttliche und damit die Quelle der Kraft in uns beheimatet ist, aber wo sich auch langwierig Negatives bereits festgesetzt haben kann. Es sind dann belastete Seelenhüllen. Und Gravuren in der Seele sind noch massiver und können auch traumatische Kindheitserlebnisse oder aus Belastungen aus Vorexistenzen in einem anderen Menschenkörper beinhalten, während das Unterbewusstsein hingegen noch etwas flexibler ist im Vergleich zu solchen tiefen Seelen-Prägungen. Sowohl im Unterbewusstsein als auch in den Seelenhüllen tummeln sich also neben positiven Prägungen auch das Verdrängte, die ungelösten Konflikte, Aggressionen, Ängste und Süchte. Und je nachdem, wie gravierend die Inhalte sind und wie lange sie vom Menschen "kultiviert" wurden, sind diese eben bereits in der Seele, in deren Hüllen, selbst gespeichert und warten darauf, dass sie über das Unterbewusstsein ins Oberbewusstsein kommen und dass wir es mit der Kraft Gottes in unserer Seele aufarbeiten können. Und hierfür kann tatsächlich das Bestreben auslösend sein, positiv zu denken. Es bringt zunächst zum Vorschein, was echter positiver selbstloser Lebenskraft noch im Wege steht.

Unsere Aufgabe besteht also darin, uns die Inhalte des Unterbewussten und – eine Etage tiefer – in der Seele schrittweise bewusst zu machen und sie zu bereinigen – durch Erkennen, Bereuen, Um-Vergebung-Bitten, wenn möglich Wiedergutmachung und Nicht-mehr-Tun. Durch diese Bereinigung wächst die Kraft des Guten, das Göttliche in uns.

Was steckt hinter dem Gedanken?

Die Inhalte von Seele und Unterbewusstsein sind also oftmals weiterhin negativ, obwohl wir uns vordergründig um eine positive Lebenseinstellung bemühen. Ein geistiges Gesetz lautet, wie schon erwähnt: "Was der Mensch aussendet, das empfängt er wieder" oder "Was der Mensch sät, das wird er ernten", wie es auch die Vertreter der Technik des "Positiven Denkens" lehren. Doch entscheidend ist dabei nicht der Gedanke an sich, sondern sein Inhalt, d. h. die innere Einstellung bzw. das Gefühl, das wir in einen Gedanken hinein legen. Diese ist maßgeblich und ist damit unser Sendepotenzial bzw. unsere "Saat", nicht die Gedanken an sich, von denen viele vordergründig "positiv" sein mögen. In diesem Fall ist aber nur die Hülse "positiv", was eine Täuschung ist, wenn der Kern in der Hülse bitter ist. Was steckt also jeweils in oder hinter einem "positiven" Gedanken? Vielleicht sind deshalb so manche Menschen mit der Anwendung dieses Denkens gescheitert und haben eher das Gegenteil erreicht, worauf der Psychotherapeut Günter Scheich ja eindringlich hinweist weil sie eben nur oberflächlich "positiv" waren und nicht das darunter liegende "Negative" anschauen wollten.

Ist unsere Einstellung nämlich ichbezogen oder gegen den Nächsten gerichtet, dann können wir noch so intensiv positiv zu denken versuchen – über kurz oder lang würden wir dennoch das Ichbezogene oder das gegen unseren Nächsten Gerichtete ernten, also z. B. Zwietracht, Neid, Hass oder Feindseligkeit. Ist der Inhalt unserer positiven Gedanken jedoch selbstlos, d. h. im Einklang mit der Ethik des Jesus von Nazareth, dann hilft uns Gott, auch als Mensch glücklich zu werden. Das ist dann wirklich "positives Denken", das auch die entsprechenden guten Früchte erntet, und dieses grandiose Kraftpotenzial der Gedanken haben leider die meisten Menschen noch nicht annähernd geweckt.

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Was Gedanken anrichten können

"Wir können unserem Nächsten über Gedanken seine Seelen- und Körperenergie stehlen, indem wir ihm bestimmte sündhafte Gedanken, z. B. Wünsche, zusenden. Liegt in der Seele unseres Nächsten eventuell latent, ähnliches Sündhaftes wie in unseren Gedankensendungen, dann kommt in ihm dieses Potenzial zum Schwingen, es wird also aktiv. Es steigt empor in seine Gefühls- und Gedankenwelt. Wir haben durch das Senden in Gedanken in ihm diese Reaktion hervor gerufen, haben ihn mit unserem Denken, Wollen und Wünschen infiziert."
(zit. aus Die Zehn Gebote Gottes, Das Leben der Urchristen, Würzburg 1995, S. 49-51)

Oft liegt bei der Partnersuche oder der Suche nach Sexualkontakten solches vor. Ein Mann, der im kirchlichen Sinne sehr religiös ist, diese Zusammenhänge aber nicht kennt, könnte nun  zum Beispiel sagen:
"Ich habe immer wieder zu Gott gebetet, dass er mir diese bestimmte Frau zuführt, wenn es sein Wille ist. Und ich habe immer wieder ´positiv` gedacht und habe mir vorgestellt, wie ich mit dieser Frau eine glückliche Ehe führen könnte, einschließlich der Sexualität."
Auf diese Weise hat er die Frau täglich mit seinen ´Gebetsgedanken` und scheinbar ´positiven` Wunschvorstellungen regelrecht traktiert, bis bei ihr eine entsprechende Resonanz entstanden ist. Schließlich geht sie auf sein Werben ein und verdrängt ihr womögliches Gefühl, dass eine Partnerschaft mit diesem Mann für sie und ihren weiteren Lebensweg gar nicht förderlich sei. Beide finden im Äußeren dennoch zusammen. Der Mann hingegen ist nun zunächst glücklich und bedankt sich bei "Gott" und bei "Jesus" für die Gebetserhörung. In Wirklichkeit hat er jedoch durch sein eigenmächtiges Wünschen, Wollen und Gedanken-Aussenden die Partnerschaft selbst herbei geführt. Die Frau wiederum leidet bald an Depressionen als Folge einer Entscheidung, die sie im Nachhinein
für sich schließlich als falsch bewertet. Beide sind nun im Negativen aneinander gebunden, und es kommt zu vielen weiteren negativen Verwicklungen.
 

 



2) Nur bedrückt oder schon depressiv? Sie haben es in der Hand:

Depressionen – wie ist Hilfe möglich?

Etwa acht Millionen Bürger leiden in Deutschland an einer depressiven Störung. Jeder fünfte, so die Statistiker, erkrankt in seinem Leben an einer schwereren, d. h. länger dauernden Depression. Sind wir einer Depression hilflos ausgeliefert?

Depression – Mangel an Serotonin?

Ein Weg aus dem Leid

Depression durch mangelnde Stressbewältigung?

Veränderung

Das Glück des Menschen und seine Gedanken

Depression – Energiemangel der Seele

Positive und negative Energie

Wenn der Nächste seine Energie entzieht

Das Positive in der depressiven Reaktion

Sich rechtzeitig abfangen

Der Impuls aus unserer Seele

Die Schliche des menschlichen Ego

Nebelverhangene Landschaft
Wann weicht der Nebel wieder dem Licht?

Die Depression bzw. auch bereits schwere depressive Verstimmungen, wenn gegen sie nichts unternommen wird, sind nicht ungefährlich. So nehmen sich einer Statistik von 2019 zufolge ca. 15.000 Bundesbürger jährlich das Leben, darunter überdurchschnittlich viele Ärzte und Pfarrer. Eine Depression kann viele Ursachen haben: eine einschneidende Lebensveränderung, Trennung oder Tod eines einem nahe stehenden Menschen, Erschöpfung durch Überarbeitung, Arbeitslosigkeit, Stress in Familie oder Beruf, bedingt zum Beispiel auch dadurch, einem Mitmenschen gefallen zu wollen oder falsche Lebensentscheidungen, bei denen der Mensch z. B. nicht auf seine innere Stimme hörte. Mögliche Symptome einer Depression sind Antriebslosigkeit, fehlende Lebensfreude, Überempfindlichkeit, Verharren in grüblerischen energiezehrenden Gedanken, ständige Niedergeschlagenheit oder drückendes Schweregefühl. Das Gehirn fühlt sich meist bleischwer an. Und nicht selten wird durch diesen Gemütszustand das Familienleben oder die Leistung am Arbeitsplatz noch zusätzlich weiter in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kommt, dass Betroffene und Angehörige den Gemütszustand bzw. die Krankheit oftmals am liebsten verschweigen möchten. Und die Verzweiflung wird dann oft noch dadurch gesteigert, dass der Betroffene ja sehr gerne etwas leisten möchte, aber einfach die Lebenskraft dafür nicht verspürt. Dadurch droht er dann, gedanklich im negativen Milieu hängen zu bleiben, statt sich gezielt auf das Kraftpotenzial in der eigenen Seele, letztlich auf "Gott in uns", auszurichten.

Depression: Mangel an Serotonin?

In der Medizin geht man davon aus, dass sich bei Depressiven eine Fehlregulation der Hormone aufzeigen lässt. So haben Depressive offenbar einen Mangel an Serotonin, einem Botenstoff, der für die Übermittlung von Impulsen von Nervenzelle zu Nervenzelle zuständig ist.

Wer bereut, um Vergebung bittet und Gleiches oder Ähnliches nicht mehr tut, bringt die kosmischen Kräfte zum Wirken. Leid verwandelt sich in Freude, Unglück in Glück.

Serotonin ist demnach für vieles in unserem Körper verantwortlich. Es soll unser Wohlbefinden über den Tag hinweg steuern. Und dies hat bekanntlich auch etwas mit dem Selbstwertgefühl zu tun. Aus medizinischer Sicht gilt weiter: Über Nacht baut der Körper Serotonin in das verwandte Hormon Melatonin um. Am Morgen ist unser Serotoninspiegel daher niedrig. Wir versuchen ihn wieder aufzubauen, indem wir z. B. ein Frühstücksbrötchen mit Marmelade essen. Dem gleichen Zweck dient eine Tasse frisch gebrühter Kaffee. Denn Koffein regt nicht nur an, es wirkt sogar leicht euphorisierend. Zudem bringt es unseren Serotoninspiegel weiter nach oben. Auch die zweite Kaffeepause, wenn mit dem Tageslicht auch das Serotonin schwindet, soll den Stoff wieder aufbauen. Koffein stoppt zwar nicht den Abbau des Serotonins, regt aber dessen Neubildung an.

An eben diesem äußeren Serotonin-Mangel setzen dann die chemischen schulmedizinischen Mittel zur Bekämpfung der Depression an, die Antidepressiva, z. B. die US-"Wunderdroge" Prozac (in Deutschland "Fluctin"). Sie erhöhen einfach den Serotoninspiegel im Gehirn. Doch wenn man allein mit äußeren Maßnahmen "erfolgreich" wäre und das Lebensgefühl durch Tabletten dauerhaft wieder angehoben werden könnte, würden ja alle depressiv Erkrankten in der Kürze der Zeit ihre Depression oder hartnäckige depressive Verstimmungen los. So ist es aber nicht. Nur hier und da kann ein solches Medikament die akute Depression zurückdrängen bzw. verschwinden lassen, denn die Ursachen sind immer seelisch. Außerdem hat ein Medikament auch Nebenwirkungen: Die Substanzen wirken oftmals erst nach drei Wochen, der Patient hat jedoch sofort einen trockenen Mund, ist müde, hat Verdauungsstörungen. Auch die Rückfallquote ist hoch, und der genaue Wirkmechanismus ist letztlich immer noch unbekannt. Und die Ursache der Depression ist damit auch nicht behoben.

Depression durch mangelnde Stressbewältigung?

Eine andere These knüpft daran an, dass die Disharmonie im Hormonsystem bei schweren Depressionen in erster Linie etwas mit Stress zu tun haben kann. Bekanntlich wird bei Stress das Hormon Cortisol bzw. CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) ausgeschüttet, ein Stoff, der den Organismus in Alarmbereitschaft versetzt. Wenn z. B. plötzlich vor uns ein großer, grimmiger Hund auftaucht und eine bedrohliche Position einnimmt, dann führt die Hormonausschüttung zu verstärktem Blutdruck, Atmung und Blutdurchfluss, damit der eigene Körper sich dem entweder stellen oder fliehen kann. Ist die mögliche Gefahr vorbei, normalisiert sich der Hormonhaushalt wieder und Entspannung setzt ein. Nicht so bei Depressiven. Sie bleiben womöglich in einer Art innerem Dauerstress, der an den Kräften zehrt, für die es irgendwann keinen erkennbaren Anlass mehr gibt. Bei ihnen bleiben die Stresshormone ständig erhöht oder anders formuliert: Sie stecken jetzt schon so tief im Schwermutssumpf, dass unmittelbare äußere Anlässe der momentanen Befindlichkeit gar nicht mehr ursächlich zugeordnet werden können.

Ziel der medizinischen Depressionsbehandlung auf Grundlage dieser These ist deshalb, das Stresshormon-System zu normalisieren. Da man die Produktion von zuviel Cortisol bisher nicht unterdrücken konnte, suchte man nach einem Weg, das CRH = Cortisol im Gehirn an seiner Wirkung zu hindern. Man entwickelte einen Stoff, der die Aufnahme von CRH an den Rezeptoren unterdrückt. Dadurch soll die Stressreaktion unterbrochen werden, mit der Folge, dass Angst und Unruhe schwinden sollen. Das Mittel soll Angst- und Stressgefühle stark reduzieren und weder müde noch süchtig machen. Man könnte es auch so bezeichnen: einfach mal zur Ruhe kommen. Nicht darüber nachdenken und sich dadurch weiter im Kreis drehen, nicht grübeln. Einfach mal alles so belassen wie es ist und durchatmen.

Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern.

Konfuzius

Die Thesen der Mediziner lassen jedoch die Frage aufkommen, ob mit solchen medizinischen Experimenten gar beliebig und in entsprechenden Dosierungen in den menschlichen Gefühlshaushalt eingegriffen werden kann? So heißt es z. B. in der Süddeutschen Zeitung: "Besteht nicht die Gefahr, dass Gesunde das Medikament missbrauchen, um besser mit ihren Ängsten umgehen zu können? Ist es dann nicht der nächste Schritt, Angst gleich zu blockieren, bevor sie überhaupt entstehen kann? Haben Gefahren bald nichts Abschreckendes mehr, ist der Angstpegel dann nur noch eine Frage der Dosierung? Der Soldat vor einem Angriff ... der Bankräuber vor einem Überfall ..." (8.10.1999)
Oder anders gesprochen: Kommt also mit der modernen Psycho-Neuro-Chemie der "programmierte Unmensch"? Ein Mensch, dessen Gefühlsebene letztlich "abgeklemmt" ist, der zu echter Einfühlung und Mitleiden nicht mehr fähig ist und bei dem quasi mechanisch erzeugt werden könne, was ihn antreibt, etwas zu tun oder zu unterlassen?
 
Abgesehen davon, dass man eben auch mit dieser Cortisol-Hemmung eine Depression in der Regel nicht einfach abschalten kann, ist ein weiterer Aspekt interessant: Die Forscher lassen nämlich die Frage, was früher ist – das erhöhte Cortisol oder die Depression – aus. Sie wissen keine Antwort – wahrscheinlich einfach deswegen, weil sie die Seele und den Geist außen vor lassen oder Geist und Seele zu wenig Beachtung schenken. Ihnen reicht es vielfach, die Depression scheinbar chemisch bekämpfen zu können. Doch mit einem Medikament bekämpft man allenfalls die Symptome dieser Krankheit, wenn überhaupt. Man findet damit jedoch nicht zu ihrer tieferen Ursache und eine Heilung kann deshalb nicht erfolgen.

Depression – Energiemangel der Seele

Dabei ist nicht jede depressive Reaktion – sei es schwere Niedergeschlagenheit, Bedrücktheit, Pessimismus oder Resignation – gleich eine seelische Krankheit. Doch es hat immer etwas mit der Seele zu tun. Im Leben jedes Menschen gibt es ja das Auf und Ab, doch wer kann den Ruf aus seiner Seele richtig deuten? Und wie begegnet er der Herausforderung einer depressiven Reaktion? Denn die Seele will ja frei von dieser Last werden und sendet deshalb diese Signale.

Eines ist dabei unstreitig: Jede Niedergeschlagenheit, jede depressive Verstimmung zeugt von Energieverlust. Und daraus lässt sich folgern: Eine Depression ist letztlich nichts anderes als ein gravierender Energiemangel der Seele. Und die entscheidende Frage im Hinblick auf eine wirkliche Hilfe ist von daher, wie es zum Verlust seelischer Energie bzw. wie es zum Abfall der Bewusstseinskräfte gekommen ist bzw. immer wieder kommt und wie diese auf eine positive Weise wieder aufgebaut werden können.

Vereinfacht gesprochen kann man sagen: Indem man die auslösenden Faktoren "bereinigt", das heißt, den entsprechenden Fehlhaltungen auf den Grund kommt, ihre Ursachen bearbeitet, also die Einfallspforten so weit wie möglich schließt und man sich neue Lebensvorgaben macht wie zum Beispiel: "Ich möchte nicht anderen Menschen gefallen und ihnen zu Willen sein, sondern ich möchte Gott gefallen und ich leben nach Seinen Geboten."
Liegen schwerwiegende Dinge zugrunde, kann es sein, dass aus der eigenen Seele etwas von dem Dunklen ausfließen möchte, das wir uns nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung einst selbst auferlegt hatten. Und auch wenn wir dieses Negative jetzt nicht mehr praktizieren, sind wir doch noch nicht frei von den Auswirkungen des einstigen Fehlverhaltens, dessen Programmatik oft auch noch im Gehirn gespeichert ist. Hier können auch gravierende negative Ursachen aus Vorleben zugrunde liegen, die wir noch nicht greifen können, aber vielleicht ahnen. Doch Vorsicht vor Grübeleien oder gar der Neugier, hier näher einsteigen zu wollen! Die Gefahren werden dadurch eher noch größer (vgl. "Der Theologe Nr. 2" über Reinkarnation). Stattdessen ist der Ansatz immer dieses Erdenleben und der jeweils aktuelle Tag und seine Impulse aus der "Tagesenergie", denn was eine Seele in dieses Erdenleben mitgebracht hat, zeigt sich in diesem Erdenleben auf eine Weise, wie es jetzt, unter diesen Umständen, am besten behoben oder zumindest gelindert werden kann.

Positive und negativer Energie

Denn immer hat die Depression auch mit unmittelbaren Lebenssituationen zu tun bzw. wird von diesen ausgelöst, gleich was womöglich an früher entstandenen Komplexen zugrunde liegt. Und um hier die Schritte heraus zu finden, ist zunächst einmal das Wissen um den Unterschied zwischen positiver und negativer Energie hilfreich. Positiv ist die Energie, die sich in uns durch ein Leben nach den Geboten Gottes aufbaut, z. B. durch unser selbstloses Tun, indem wir etwa anderen eine Freude machen, ohne dafür Lob oder eine Gegenleistung zu erwarten. Oder durch für uns richtige Entscheidungen im Einklang mit den Geboten Gottes – in wichtigen Lebenssituationen oder bei bestimmten Themen des Alltags. Diese Energie könnte man als "göttliche" Energie bezeichnen. Diese Energie baut sich auch in den kleinsten Augenblicken des Tages auf oder ab, denn in jedem Augenblick liegt es an uns, ob wir z. B. positiv oder negativ denken. Jeder positive und ehrliche Gedanke, jede gute Empfindung ist wie ein Tropfen dieser positiven = göttlichen Energie in unsere eigene Seele hinein. Umgekehrt führen Wut, Resignation, andauernde Selbstzweifel, Grübeleien, Schuldzuweisungen, massive Erwartungen an andere oder das Bestreben, anderen gefallen zu wollen, Angst und vieles mehr sofort zu weiterem Energieverlust. Denn es ist bekannt, dass Gedanken Energien sind – Kräfte also, die genau das bewirken, womit sie gefüllt sind. Positive, lebensbejahende Gedanken bauen auf, negative bauen ab. Zu letzteren gehören auch andauernde grüblerische Gedanken ohne klare Entscheidungen. "Das Glück des Menschen hängt von der Beschaffenheit seiner Gedanken ab", wusste schon der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel. Es ist also letztlich die innere Einstellung, die über Glück oder Unglück in uns entscheidet und die einen Menschen anfällig macht für Depressionen oder nicht. 

Das Glück des Menschen hängt von der Beschaffenheit seiner Gedanken ab

Marc Aurel

Und der Verlust an Energie beginnt schon bei der Zerstreuung, z. B. durch belanglose und wortreiche Gespräche oder durch wenig sinnvollen Zeitvertreib. Irgendwann ist dann der innere Energievorrat erschöpft. Kommt jetzt ein bestimmtes negatives oder als negativ empfundenes Ereignis hinzu, kann dies zum Auslöser für die depressive Stimmung bzw. Depression werden. Das erklärt auch, warum durch erstes positives Umdenken der Aufwärtstrend meist noch nicht spürbar ist. Denn so wie in solchen Situationen zuvor Energie stetig abgebaut wurde, so muss sie auch stetig und nach und nach erst wieder aufgebaut werden. Dieser Aufbau von positiver Energie in der eigenen Seele ist folglich auch für den Gesunden der beste Schutz vor Depressionen. Und dies ist auch ein Aspekt der Aktivierung unserer Selbstheilungskräfte bzw. der Stärkung unseres Immunsystems. Wer in diesem Bewusstsein von einer depressiven Verstimmung erfasst wird, kann beispielsweise seinen augenblicklichen Zustand mit der nüchternen Bestandsaufnahme "Ich nehme es zur Kenntnis" feststellen ohne deswegen in Panik zu verfallen. So eine von vielen Lebenserfahrungen Betroffener. Denn er kennt ja den Weg heraus, der eben manchmal etwas Geduld benötigt, und er kennt den Unterschied zwischen positiven und negativen Energien, und er wird sich gezielt der Kommunikation mit den positiven Kräften zu wenden.
Negative Energien sind alle Energien, die mit negativem Verhalten in Verbindung stehen, wie z. B. Schadenfreude, Rachegefühle, die Genugtuung über einen gewonnenen Krieg und vieles mehr. Negative Energie ist jedoch auch – und das wird oft übersehen – diejenige Lebenskraft, die wir uns nicht selbst erarbeitet haben, sondern die wir von anderen Menschen erhalten und von denen wir uns abhängig gemacht haben. Z. B. gehört auch der Applaus dazu, den ein Künstler auf der Bühne von seinem Publikum erhält. Und zwar dann, wenn er ohne diesen Applaus in ein Energieloch fällt, das er z. B. dann mit Drogen zu kompensieren versucht. Nicht zufällig sind gerade so genannte "Stars" hier oft sehr anfällig. Negative Energie ist es auch, wenn meine Stimmung davon abhängt, ob der Partner oder der Wunschpartner mich begehrt oder mir schmeichelt oder ob er mich links liegen lässt, oder ob der Chef mich lobt oder mit mir zufrieden ist oder aber eine abfällige Bemerkung über mein Tun macht. Das entscheidende Wort ist hier "abhängt". Eine liebevolle Familie, in der sich die Familienmitglieder weitgehend in Freiheit begegnen und ein gutes Betriebsklima sind wichtig und sollen hier nicht madig gemacht werden. Das Problem ist, wenn wir dies für unser Wohlbefinden erwarten, weil wir uns ohne dieses Umfeld nicht ausreichend lebenstüchtig fühlen. Die meisten Menschen sind also viel verwundbarer als man es sich normalerweise zugesteht, was bedeutet, abhängig von "negativer Energie" zu sein, also von Energie, die nicht aus dem eigenen Inneren kommt, und hier sind vor allem familiäre Bindungen verantwortlich für Energiemangel oder eben anderweitige abhängige Energien, da sie auf Menschen bezogene sind.

Wenn der Nächste seine Energie entzieht

Die mehr oder weniger große Abhängigkeit von "negativer Energie", was weit mehr beinhaltet als uns in der Regel bewusst ist, führt dann oft zu sehr bedrohlichen Erwartungshaltungen, die wiederum die Vorwürfe an andere im Gepäck haben, wenn eine Erwartung nicht erfüllt wird. Meist gesteht man sich nicht ein, wie abhängig man von dem Zuspruch ist, der einem von außen zugeführt wird – wenn Mitmenschen oder eine bestimmte Person meine Wünsche und Erwartungen erfüllen, mich bewundern oder achten oder gar ehren. Fällt eine solche für unser Wohlbefinden maßgebliche Energiequelle durch bestimmte äußere Umstände einmal weg, kann der Betroffene logischerweise in eine depressive Phase oder gar Depression fallen, die dann oft durch eine dadurch ausgelöste Vorwurfshaltung noch massiv verstärkt wird.
So ist es eben ein sehr großer Unterschied, ob ich mich daran von Herzen erfreuen kann, wenn mir ein bestimmter Mensch ohne Hintergedanken seine Zuwendung zeigt. Oder ob mich entweder bestehende Hintergedanken beim Nächsten, die mir eher unangenehm sind oder umgekehrt das Ausbleiben einer Zuwendung in eine Niedergeschlagenheit bis hin zur tiefen Depression stürzt. Anders ausgedrückt: Beruht z. B. eine gegenseitige Anziehung überwiegend auf beidseitigen positiven Eigenschaften und Charakterstärken? Also auf dem gegenseitigen Geben und Empfangen? Oder beruht sie vor allem auf Mängeln und Defiziten, die einem der Nächste wie auch immer kompensieren soll? Dann sind Depressionen vorprogrammiert, wenn der zwischenzeitliche Energieaustausch an Intensität nachlässt oder irgendwann gar nicht mehr zur Verfügung steht oder eben andersgeartet ist als es meinem individuellen Glückempfinden entsprechen würde.
Im ersten Fall kann es also ein gegenseitiges Geben und Empfangen unter Menschen in Freiheit und Herzlichkeit sein. Im zweiten Fall sind die vordergründig "Liebenden" massiv voneinander abhängig und – wie mit "Klebstoff" verleimt – aneinander gebunden bzw. ineinander verharkt. Es findet dann – auch im positiv empfundenen "Normalzustand" – vor allem ein Austausch von Energie statt, welche in diesem Fall dann "negative" Energie ist. Doch auch wenn dieser Energieaustausch oberflächlich positiv erscheint oder gar irrtümlich als Musterbeispiel beflügelnder "Liebe", so droht in allen zwischenmenschlichen Bereichen immer ein Entzug von Energie. Und gerade in diesem Umfeld finden sich deshalb viele Ursachen für Depressionen – ob es sich um nicht eingestandene Ehekrisen handelt oder, allgemeiner gesprochen, z. B. um die Angst, nicht so handeln zu können, wie man es eigentlich fühlt; weil man dann die "Liebe" = (in diesem Fall) "negative Energiezufuhr" seines Partners oder Wunschpartners aufs Spiel setzt, von dem man sich abhängig gemacht hat. Kommt es dann tatsächlich zu einer Trennung oder zeigt einem der einst innig "Geliebte" oder der nicht entsprechend reagierende "Wunsch-Geliebte" nun die kältere oder schon erkaltete Schulter, ist spätestens dies sehr oft der Auslöser für eine Depression.

Das Positive in der depressiven Reaktion

Doch bevor jemand eventuell ein solches Schicksal erleidet, wurde er zuvor von Ereignissen seines Lebens ermuntert bzw. ernsthaft ermahnt, sich angesichts der selten ausbleibenden Widrigkeiten und Konflikte zuvor oder parallel dazu eine innere Basis aufzubauen, die ihn immer unabhängiger von der Energie anderer macht. Dabei gilt: Jeder Mensch wird wohl auf Schwierigkeiten und Probleme in seinem Leben manchmal oder häufiger mit einer gewissen Niedergeschlagenheit reagieren. Doch nicht jeder muss zwangsläufig eine Depression erleiden.
Eine wichtige Frage dabei ist: "Nähre" ich in dieser Situation das seelische Tief oder verwickle ich mich gar in oft endlosen Gesprächen in Selbstmitleid, welches das Tief kräftezehrend noch weiter verstärkt? Und schraube ich meine Erwartungen an den Nächsten am Ende gar noch höher, so dass sich das Problem noch weiter verschärft? Ein klassisches Beispiel dafür sind zwei Streitende, von denen jeder eine Entschuldigung des anderen erwartet, während beide bei sich selbst dafür keine Veranlassung sehen.
Der Weg heraus aus dem Tief ist zunächst der ehrliche Wunsch nach Selbsterkenntnis, was das Leben mich hier lehren will, völlig unabhängig vom Verhalten meines Nächsten? Das heißt: Bei einer seelischen Gesundung kann es nicht darum gehen, meine Mitmenschen zu ändern. Ich kann nur mich selbst ändern. Und das Ziel sollte dabei sinnvollerweise immer ein größeres Stück innerer Freiheit und damit auch innere Freude sein, welche der Schöpfergott in der Seele jedes Menschen und jedes Lebewesens ja vollkommen angelegt hat – und zwar unabhängig davon, wie andere über ihn denken oder ihn behandeln. Letztlich ist dies die Kraft in uns, man könnte sagen "Gott in uns".

In der Psychotherapie gilt, dass Leidensdruck und Krankheitseinsicht eine Voraussetzung für die Aufnahme der Therapie sind. Man könnte fragen: Warum Leidensdruck? Macht nicht gerade dieser Druck depressiv? Schon. Doch es kommt eben darauf an: Lasse ich mich dann hängen, resigniere ich? Und verstärke ich währenddessen vielleicht noch die Vorwürfe an meine Mitmenschen? Oder nehme ich die Depression vielleicht mit einem gewissen Schrecken zur Kenntnis, lasse mich dadurch aber nicht in noch größere Tiefen ziehen, sondern sehe die Situation als eine Chance für einen Schritt hin näher zu meinem wahren Wesen und der inneren Verbindung zum Göttlichen in mir und in meinem Nächsten, was nicht das Körperbezogene ist und was Freude und Glück bedeutet.
So könnte ich z. B. – wie schon erwähnt – sagen "Ich nehme es zur Kenntnis", erfülle aber trotzdem weiter, so gut es geht, mit bestmöglicher Disziplin die notwendigen täglichen Verpflichtungen, auch wenn es anfangs schwer fällt oder man vor bleischwerem Belastungsgefühl manchmal sogar schreien könnte, so dass man sich die nächste Hürde, wenn möglich, vielleicht erst einmal deutlich tiefer legt. Doch "ich nehme es zur Kenntnis" und erfülle die Vorgabe trotzdem, und wenn es mir im Laufe des Alltags möglich ist, ziehe ich mich in dieser Zeit zwischenzeitlich einmal oder des Öfteren zurück, um mir ohne Druck und Zwang bewusst zu machen, vielleicht durch eine Meditation, dass die Kraft und Liebe Gottes in mir gegenwärtig ist. Manchmal zeigt sich auch schon während des alltäglichen Tuns die "Belohnung" in Form einer Milderung des Schwerezustands. Es ist womöglich bereits die Antwort Gottes, der für jeden nur das Beste will. Und wenn ich Gott oder Christus um Hilfe gebeten habe, dann kann ich mich auch über die Antwort Gottes auf meine Bitte freuen. Das dadurch gewachsene Gottvertrauen kann dann weiter wachsen, wenn jemand lernt, für jede Lebenssituation Gott danken zu können, da er sie als nächsten Baustein verstehen kann, der einen auf seinem Lebensweg weiterbringen wird.
Am Abend eines Tages sollte ich auf jeden Fall eine kleine Bilanz ziehen: "Ist es mir gelungen, nicht aufzugeben?" "Wo habe ich heute weitere Energie verloren oder wo habe ich Energie wieder hinzu gewonnen?" "Ist es mir gelungen, tiefer in die Ursachen der Depression zu blicken und an dem Erkannten zu arbeiten?" "Geliebter Schöpfergott, der Du das Beste für mich willst, Du hilfst mir!" "Ewiger All-Einer, ich danke Dir für Freud und für das Leid, worin Du mich führst!"
Dann bliebe ich im Rahmen meiner augenblicklich eingeschränkten Möglichkeiten aktiv und werde die eine oder andere Weiche im Leben aktuell anders stellen. Und vor allem: Ich aktiviere trotz eines möglicherweise bedrückenden Schweregefühls in meinem Gehirn über meine Gedanken, in diesem Fall also das Oberbewusstsein, auch die Selbstheilungskräfte in der Seele, welche eins sind mit der Kraft Gottes in mir, auch wenn ich ein positives Ergebnis manchmal erst nach einiger Zeit spüre. Und ich lasse mir auch von Mitmenschen bei der seelischen Gesundung helfen. Z. B., indem ich einen Tagesplan mache und bei schwerwiegenden Situationen vielleicht mit einem Menschen meines Vertrauens bespreche. Und dann tue ich eben dies und das, und der Mensch, der mir in schwerer Not dabei hilft, zieht mit mir vielleicht  – wenn es ihm möglich ist und er dazu bereit ist – am frühen Abend eine kleine Tagesbilanz und hilft mir vielleicht auch, den kommenden Tag gut zu planen. Oder, was vorzuziehen ist, ich tue dies eben alleine für mich in dem Bewusstsein "Gott in mir", "Christus in mir", der mein untrüglicher innerer Helfer und Ratgeber ist. Auch Gespräche über ganz andere Themen, die eben am Tag anstehen, helfen oft weiter. Oder, wie es in einem Gedicht heißt: "Sich kümmern um des andern Leid, hat manchen schon vom eignen Leid befreit."
Eine Hilfe kann es auch sein, die Verantwortung, die ich für bestimmte Tätigkeiten übernommen habe, öfters zu bejahen und die Gedanken immer wieder auf die Erfüllung dieser Verantwortung zu richten anstatt in Grübeleien Energie zu verschleißen oder in lange sich im Kreis drehende Gespräche über die Depression zu versinken, bis dann schlimmstenfalls auch ein Großteil der restlichen Energiereserven verbraucht wäre.

Sich rechtzeitig abfangen

Die Erfahrung zeigt weiter auch Folgendes: In jedem Leben gibt es immer wieder das Auf und Ab, ohne dass man im Tief gleich depressiv sein muss. Und das hat man vielfach selbst in der Hand. Wenn nämlich erste Anzeichen von Niedergeschlagenheit, Unzufriedenheit, Melancholie, Resignation kommen, dann sollten wir dies als Achtungszeichen ansehen, gewissermaßen als einen Impuls der Seele.

Die Aufgabe heißt dann, sich rechtzeitig abzufangen, um nicht in eine tiefere Unzufriedenheit oder Depression abzugleiten. Wir sollten uns also nicht absacken lassen, sondern aktiv gegen eine aufziehende Niedergeschlagenheit etwas unternehmen. Das können auch scheinbar kleine Dinge sein. Wir könnten uns z. B. selbst eine Freude machen, um etwas Abstand von dem augenblicklich Niederdrückenden zu gewinnen, z. B. durch einen guten Film im Kino oder durch einen Kauf eines schönen Kleidungsstücks oder auch nur mit einem kühlen frischen Getränk am Sommerabend. Mit etwas Distanz kann die Welt und der Blick auf meine Mitmenschen schon wieder anders aussehen. Oft hilft es schon, einfach irgendwie in Bewegung zu bleiben. Ich gehe oder fahre hier und dort hin und erledige eine scheinbare Kleinigkeit. Auch einmal eine oder mehrere Stunden am späten Abend und in der Nacht wach zu bleiben und die Zeit z. B. durch das Lesen eines guten Buches zu nützen, kann schon viel helfen.
Es gibt auch naturheilkundliche Medikamente, die diesen Prozess der Gegensteuerung unterstützen können, zum Beispiel ein Johanniskrautpräparat. Vor allem sollten wir nicht den Fehler machen, zu meinen, dass es wieder mal die anderen sind, die unseren Zustand verursacht hätten. Auch wenn es nur schwer annehmbar ist: Wir sind bzw. wir waren es auch dieses Mal wieder selbst. Und es liegt in unserer Hand, das Blatt wieder zu wenden. Mitmenschen haben zwar sehr oft ihren negativen Anteil auch an unserer depressiven Situation; doch nur, weil in uns etwas zugrunde liegt, das den Magneten für den negativ oder den negativ empfundenen Einfluss von Mitmenschen gebildet hat.
Mit anderen Worten: Vielleicht hat ein anderer tatsächlich negative Gedanken in meine Richtung ausgesandt, so dass er eine größere oder kleinere Mitverantwortung trägt. Doch diese können mich nur dann niederdrücken, wenn meine Seelenantenne diesbezüglich auf Empfang stand durch mein eigenes Senden und Empfangen.

Der Impuls aus unserer Seele

So ist es wichtig, bei der Analyse bei sich selbst zu bleiben. Deshalb könnte man sich also schon bei ersten Alarmzeichen fragen: "Was will mir die Unzufriedenheit oder die Niedergeschlagenheit sagen?" Wer sich ehrlich befragt, den kann Christus, der innere Ratgeber und Helfer in unserer Seele, auch führen, indem z. B. im Alltag Situationen auf uns zukommen, die eine Teilantwort bzw. Lösung für unser drohendes Tief enthalten oder einen Aspekt davon aufzeigen, den wir heute anpacken können. Dabei sollten wir die Gedanken- bzw. Bilderketten anschauen, die uns in der Unzufriedenheit bzw. Niedergeschlagenheit ins Bewusstsein kommen. Meist stammen sie aus unserer Erwartungs- oder Wunschwelt. Und wir sollten sie "bereinigen", wenn sie nicht "gesetzmäßig" (= mit den Geboten Gottes im Einklang) sind oder nicht erfüllbar sind oder mir bewusst ist, dass ich eine Erfüllung nicht anstreben möchte, weil ich mir andere Lebensziele vorgenommen habe. Zugleich könnten wir beginnen, unserem Nächsten gegenüber das zu geben, was wir von ihm erwarten. Das ist auch die Bergpredigt des Jesus von Nazareth, deren "Goldene Regel" lautet: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihr ihnen zuerst." Oder: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg´ auch keinem andern zu." Und das ist auch der Kern eines wirklich christlichen Lebens, oder, wie es im Neuen Testament heißt: "Das ist das Gesetz und die Propheten", also das, worauf es ankommt, was also das Wesentliche beinhaltet. Alles andere ist nicht so wichtig.
Tragen wir unseren Mitmenschen, der uns zu schaffen macht, im Herzen und lernen wir, ihm alles Gute zu wünschen und ihn auch der Führung durch Christus anzuvertrauen anstatt ihm dauernd gedanklich Vorwürfe zu machen oder ständig grüblerisch an ihn hin zu senden, mit Gedanken und Empfinden, sind wir ebenfalls auf dem allerbesten Weg der Besserung. Und dann kommt auch dieser Mitmensch vielleicht schon bald in einer positiveren Weise auf uns zu, weil es ihm nun auch besser geht.

Fangen wir uns jedoch nicht rechtzeitig ab, hören wir also nicht auf den Impuls der Seele, dann kann unser Gemüt allmählich abstumpfen, und womöglich sind wir dann irgendwann sogar taub für die vielfältigen Hilfen, die uns aus der göttlichen Welt ununterbrochen zugesandt werden. Und das kann man gar nicht oft genug sagen: Ununterbrochen, pausenlos. Die Hand Gottes, die uns helfen will, ist immer ausgestreckt, in jedem Augenblick. Lassen wir sie immer wieder links liegen, wird die Rückkehr ins Positive schwerer, weil das Negative zwischenzeitlich deutlich die Oberhand bekommen hat. Wenn man dann hoffentlich trotzdem nicht aufgibt, kann es auch zu heftigen inneren Kämpfen kommen: Immer wieder Gedanke gegen Gedanke, Empfindung gegen Empfindung. Aber auch hier gibt es mit der Zeit die positive Lösung für den, der in seinem Kampf gegen das Negative in sich selbst nicht nachlässt und immer wieder aufsteht, wenn er gefallen ist. Eine Umkehr ist immer möglich, solange wir noch irgendwie selbstständig zu denken vermögen. Dazu braucht es Disziplin und Geduld mit sich selbst; und die Ausrichtung auf den inneren Arzt und Heiler, Christus in uns, den größten Psychotherapeuten. Seine Hand zu ergreifen und nicht wieder loszulassen ist der beste Weg aus jedem Tief heraus. Durch Ihn ist Hilfe und Heilung möglich. Und es wird die Zeit größerer äußerer Bedrängnis kommen, in der ohne Ihn so gut wie nichts mehr geht.

Lesen Sie dazu auch: Torwart Robert Enke, der an Depressionen litt, ist nach kirchlicher Lehre jetzt ewig verdammt.

 


3)

Das Minderwertigkeitsgefühl überwinden

In jedem von uns liegt die Kraft

Viele Menschen leiden an so genannten "Minderwertigkeitsgefühlen", die oft im Zusammenhang mit Depressionen vorkommen. Woher kommen sie und was kann man dagegen tun?

Minderwertigkeits- und Überlegenheitskomplex

Gefährliche Tagträume

Das Streben nach Anerkennung

Der reifere Mensch

Die Entfaltung des Gemeinschaftsgefühls

In jeder Schwäche liegt die Stärke

Zu den Wurzeln des Minderwertigkeitsgefühls finden

"Minderwertigkeitskomplex" als Alibi

Die Kraft liegt in uns

Minderwertigkeits- und Überlegenheitskomplex

Der Begriff des "Minderwertigkeitsgefühls" geht auf den Psychologen Alfred Adler (1870-1937) zurück, der zunächst ein Schüler Sigmund Freuds (1856-1939) war, später aber eine eigene Deutung des menschlichen Verhaltens entwickelte. Alfred Adler, von Hause aus Arzt, hatte im menschlichen Organismus eine Tendenz beobachtet, vorhandene "Organminderwertigkeiten", wie er sich ausdrückte, durch Kompensation auf einem anderen Gebiet auszugleichen. Diese Beobachtung übertrug er nun auf den seelischen Bereich und baute darauf seine so genannte "Individualpsychologie" auf.
Nach der Lehre Alfred Adlers entsteht aus Minderwertigkeitsgefühlen ein ganzer "Minderwertigkeitskomplex", wenn diese Kompensation misslingt. Das ist dann der Fall, wenn die so genannten Minderwertigkeitsgefühle verdrängt werden und in eine "Überwertigkeit" umgemünzt werden. Dies kann in Gedanken geschehen, in der Phantasie oder in Tagträumen. Alfred Adler schreibt: "Wir sollten nicht überrascht sein, wenn wir in den Fällen, wo wir einen Minderwertigkeitskomplex sehen, mehr oder weniger einen Überlegenheitskomplex finden."
(zit. nach Ansbacher Heinz und Rowena, Alfred Adlers Individualpsychologie, München/Basel 1975, S. 248 f.)

Gefährliche Tagträume

Da ist man dann der Held, der "Sieben auf einen Streich" vollbringt, oder der Zeitgenosse, der aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten von seinen Mitmenschen geschätzt und bewundert wird. Oder wir gleiten ab in Tagträume, in denen man sich vorstellt, wie man auf der Bühne als Künstler, etwa als Musiker, oder im Stadion als Sportler begeistert gefeiert wird, obwohl man gar kein Musiker oder Spitzensportler ist, sondern allenfalls ein paar Gitarrengriffe beherrscht und nur durchschnittlich sportlich begabt ist.
Hier wird die Minderwertigkeit in vielen Varianten also mit einer Größenphantasie zu kompensieren versucht, die sich bis hin zu einem Größenwahn  entwickeln kann, denn auch diese Träume und Phantasien werden zu Teilen unserer Persönlichkeit. Und dies ist alles andere als harmlos, auch weil wir damit in den Bann von Kräften und Energiefeldern oder gar von erdgebundenen Seelen geraten können, die uns daran hindern, unser Alltagsleben mit seinen vielfältigen Aufgabenstellungen zu meistern.
Und beides, das Minderwertigkeitsgefühl und die Größenphantasie, steht wiederum in Verbindung mit Depressionen, weil sowohl unsere Selbstabwertungen in Verbindung mit Selbstmitleid als auch unsere scheinbar positiv stilisiertenTagträume uns Energie = Lebenskraft entziehen. Und eine Depression ist letztlich nichts anderes als ein massiver Energiemangel unserer Seele.

Alle negativen Gefühle prägen sich mit der Zeit im Unterbewusstsein ein, später in der Seele, ja teilweise sogar in den Körperzellen. Es ist eine falsche Prägung, die der Einzelne aufarbeiten muss, wenn er lernen möchte, von innen heraus glücklich zu werden.

Das Streben nach Anerkennung

Das Streben des Menschen nach Geltung, nach Anerkennung und Macht zählt laut dem Psychologen Alfred Adler zu einem "Grundtrieb" des Menschen. Doch dieser "Grundtrieb", wie Adler ihn nennt, gehört nicht zu unserem Wesen, sondern ist Ausdruck einer Schwäche, eines Mangels an gesundem "Selbstbewusstsein". Bei manchem äußert sich dieser Mangel nun in einem Streben nach Macht, bei anderen zeigt er sich etwas verbrämter im zwischenmenschlichen Bereich etwa in dem Wunsch, einen anderen Menschen zu "besitzen" – als Ehepartner, "Geliebter" oder wie auch immer als ein Mensch, der dem eigenen Wunschbild so weit wie möglich entsprechen soll, woraus sich meist Erwartungen ergeben und daraus früher oder später fast zwangsläufig die Enttäuschung und der Schmerz über unerfüllte Erwartungen.
Man könnte auch sagen: Jeder Mensch möchte geliebt sein, sehnt sich nach Geborgenheit. Und je weniger er sich mit diesem Bedürfnis nach Innen wendet, zur inneren Kraft im eigenen Herzensgrund, beispielsweise durch Gebet, je mehr sucht er nach äußerer Anerkennung und Befriedigung. Daraus folgt, dass die meisten Menschen von ihren Mitmenschen anerkannt werden möchten und sehr viele es tatsächlich ungeniert anstreben, im größeren oder kleineren Umfang Macht über andere auszuüben.

Der reifere Mensch

Der reifere Mensch, der sich hohe ethisch moralische Werte vorgibt, wird jedoch bestrebt sein, in seinem Verhalten von der Zustimmung seiner Mitmenschen innerlich immer unabhängiger zu werden. So wird er zwar aufgrund seiner natürlichen Autorität Einfluss auf andere haben und eventuell auch eine berufliche Stellung inne haben, in der er Verantwortung für andere mit trägt. Doch er wird nicht mehr der Machtmensch sein, der mit einer solchen Stellung ein tief sitzendes "Minderwertigkeitsgefühl" überdeckt.
Im Kindesalter ist manches natürlich noch etwas lockerer zu betrachten. Klar will ein Kind im Spiel zum Beispiel der Gewinner sein. Das steckt dann noch in ihm, und das Kind macht seine Erfahrungen damit; auch, wie es ist, ein Spiel zu "verlieren". So heißt es manchmal: "Er kann nicht verlieren. Damit kommt er nicht zurecht." Doch er kann als Kind und Jugendlicher gut lernen, damit umzugehen, wozu auch gehört, in allem fair zu bleiben. Gelingt dies nicht, kann passieren, worauf der Psychologe Alfred Adler sinngemäß hinweist, dass es zu einem Minderwertigkeitsgefühl führen kann, wenn der Geltungsdrang eines Kindes beeinträchtigt wird.
Problematisch wird es dann, wenn sich daran bis ins Erwachsenenalter nichts ändert und ein Erwachsener zum Beispiel in tiefe Niedergeschlagenheit verfällt, wenn er nicht "gewinnt"; wenn also seine Entwicklung nicht weiter gegangen ist. Oder wenn Kinder durch pseudomoralische scheinmoderne Erziehung daran gehindert werden, zum Beispiel ein Spiel zu gewinnen oder zu verlieren, etwa wenn beim Fußball bis zu einem bestimmten Alter die Tore nicht gezählt werden oder keine Punkte für eine Tabelle vergeben werden.

Die Entfaltung des Gemeinschaftsgefühls

Für Alfred Adler ist die Gegenkraft zum Streben nach Macht das Gemeinschaftsgefühl. Die Entfaltung des Gemeinschaftsgefühls hält der Psychologe für die wesentliche Aufgabe der menschlichen Entwicklung, was jedoch nicht durch zwanghafte Vermeidung von jeder Form von fairem Wettbewerb erreicht wird, sondern durch Anerkennung, Wohlwollen und Fairness nicht nur gegenüber Mitstreitern, sondern gegebenenfalls auch gegenüber einem "Konkurrenten" bzw. Mitbewerber zum Beispiel um einen Arbeitsplatz, was dann auch wiederum dazu beiträgt, seinen speziellen Platz im Leben zu finden, sei es beruflich oder privat, der wertvoll für die Gemeinschaft ist.
Alfred Adler wörtlich: "Die Erkenntnis und das Gefühl, wertvoll zu sein ... stammt aus der Beitragsleistung zum allgemeinen Wohl ... Das Individuum fühlt sich im Leben zu Hause und erkennt, dass seine Existenz insoweit wertvoll ist, wie es für andere nützlich ist."
(zit. nach Ansbacher, a.a.O., S. 160)

In jeder Schwäche liegt die Stärke

Ein bekanntes Beispiel für die Überwindung eines Minderwertigkeitsgefühls ist Demosthenes. Demosthenes war der berühmteste Redner im antiken Griechenland. Dabei war ausgerechnet er von Hause aus ein Stotterer. Doch er übte die freie Rede, indem er sich an den Strand des Meeres stellte und zu den Wellen sprach, solange, bis er seine Schwäche überwunden hatte und er die Schwäche nicht nur verminderte, sondern daraus sogar eine überaus große Stärke wurde, was einmal mehr die Kraft der Gedanken und des Willens verdeutlicht und, so es gesetzmäßig ist, möglicherweise auch die Hilfe von Christus.

Einer Schwäche und einem damit oft verbundenen Minderwertigkeitsgefühl kann man also auch durch Anstrengung und Disziplin entgegen treten. Und das ist für jede Art von Minderwertigkeitsgefühl möglich, auch wenn man dann nicht gleich wie Demosthenes zum Meister dieser Fähigkeit wird. Warum ist die Umkehr hier so wichtig? Weil wir von Hause aus vollkommene Wesen sind und diese Ausstattung in uns erhalten blieb und bleibt, auch wenn wir sie "heruntertransformiert" haben, das heißt, unsere geistigen Stärken verloren haben und an unseren Schwächen leiden. So sollte am Beginn einer Art "Selbst-Therapie" die Erkenntnis stehen, dass ich wertvoll bin, dass ich im Kern gesund, das heißt in Ordnung bin und dass in mir innere Werte, Fähigkeiten und Talente liegen, die der Schöpfergott mir einst verlieh. Und die zweite Erkenntnis könnte sein, dass in jedem von uns tatsächlich die Kraft liegt, jedes Minderwertigkeitsgefühl schrittweise zu überwinden, indem ich zu den Wurzeln dieses Gefühls finde und diese behebe.  

Zu den Wurzeln des Minderwertigkeitsgefühls finden

Ein Beispiel: Ich lehne mich an meinen Partner an, weil ich mich selber nicht entscheiden kann. Er soll – eventuell selbst in Kleinigkeiten – für mich entscheiden, auch wenn es sich um Dinge handelt, die ausschließlich einen selbst betreffen. Die Wurzel könnte zum Beispiel die Angst sein, den Partner zu verlieren, wenn ich ihm widerspreche. Und die Wurzel davon könnte wiederum sein, dass ich in mir, in meinem wahren inneren Wesen, letztlich bei "Gott in mir", noch keinen Halt gefunden habe. Aus diesem Grund erhoffe ich dann, dass mir ein anderer Mensch diesen Halt geben könne.
Es können aber auch andere Wurzeln zugrunde liegen, die zu dieser Entscheidungsschwäche führten. Unter Umständen ein traumatisches Erlebnis mit einer falschen Entscheidung in der Kindheit.
Und wer um das Urwissen der Reinkarnation weiß, dem ist auch klar, dass die meisten Schwächen nicht erst in dieser Inkarnation entstanden sind. Sie hat unsere Seele bereits aus Erlebnissen in Vorleben mitgebracht. Und meist handelt es sich aufs Ganze gesehen um ein verflochtenes Wurzelwerk, das uns nicht diejenigen sein lässt, die wir im Innersten sind. So darf man nicht resignieren, wenn der Fortschritt sich erst langsam zeigt. Doch jeder neue Tag kann zu einem Geschenk werden, wenn ich den Teil des Wurzelwerks, den der jeweilige Tag mir aufzeigt, heute anpacke und nicht mehr nach dem alten Verhaltensmuster entscheide, sondern mir ein neues vorgebe.

Was habe ich davon, wenn ich anderen die Schuld gebe? Andere kann ich nicht ändern. Nur mich selbst.

Kommt also – um einmal bei diesem Beispiel zu bleiben – wieder eine solche "Kleinigkeit" bei der Gestaltung meines individuellen Lebens auf mich zu, die ich mich nicht selbst zu entscheiden traue, dann heißt es ab jetzt: "Das nehme ich selbst in die Hand. Ich entscheide jetzt in diesem Punkt, an dem ich mich bisher an andere angelehnt habe, selbst." Bereits dieser Entschluss mobilisiert eine Kraft und einen Mut. Kommen dann wie früher womöglich begleitende Minderwertigkeitsgefühle, kann ich ihnen mithilfe dieser Kraft die Stirn bieten – vor allem wenn ich weiß, dass ich nicht alleine bin, sondern dass die Kraft des Christus in mir, in meinem Herzen, wohnt und mich zusätzlich stärkt. Und ich lasse mich auch dann nicht mehr von den Minderwertigkeitsgefühlen steuern, auch wenn es mir anfangs gefühlsmäßig noch sehr schwer fällt, dagegen anzugehen. Denn ich habe mir ein neues Lebensprinzip vorgegeben: "Ich nehme mein Leben in die Hand und ich entscheide von nun an selbst und übernehme auch dafür die Verantwortung." Und ist es mir einmal gelungen, habe ich also eine Hürde genommen, bin ich dadurch in meinem Inneren bereits stärker geworden und kann mit Zuversicht die nächste Hürde ins Auge fassen.

"Minderwertigkeitskomplex" als Alibi

Wer jedoch immer wieder von seinen Minderwertigkeiten spricht oder immer wieder darüber klagt, der könnte sich fragen, was er damit bezweckt bzw. wohin das führt. Durch ständiges Reden darüber wird ein Komplex nur verstärkt. Dies ist dann der Fall, wenn sich in Gesprächen kein Lösungsansatz ergibt, der anschließend gleich in die Tat umgesetzt werden kann. Man tritt auf der Stelle und der – im übertragenen Sinne – Schlamm, in dem man watet, wird durch das Treten noch ein Stück tiefer. In unzähligen Bildern haben wir diesen Komplex zum Beispiel auch in der Vergangenheit immer wieder genährt, das Loch, indem man steckt, immer tiefer gegraben. Und was habe ich davon, wenn der Zweck etwa darin liegen sollte, mich zu "entlasten", indem ich einem anderen dafür die Schuld gebe, oftmals den Eltern? Andere kann ich nicht ändern, nur mich selbst und derjenige, der um die Reinkarnation weiß, weiß auch, dass sich seine Seele bedingt durch den Grundsatz "Gleiches zieht zu Gleichen" gerade diese Eltern ausgesucht hat.
Doch nicht selten wird ein so genannter Minderwertigkeitskomplex als Ausrede benutzt bzw. als Flucht, um genau das nicht anzupacken, was schon lange ansteht und bearbeitet hätte werden sollen. Selbst wenn ich in der Kindheit eine starke Minderwertigkeit fühlte, so sollte ich heute diesen Komplex aufschlüsseln; eben jene Gedankenbilder, die er mir heute in mein Oberbewusstsein bringt. Ich sollte also, wenn ich anders leben möchte, in diese Gedankenbilder hinein "gehen", um dann zur Wurzel zu finden und diese Zug um Zug zu "bereinigen".
Wer an das Urwissen der Reinkarnation glaubt, der kann sich weiterhin bewusst machen: Diese Schwäche, die vermutlich aus Vorinkarnationen stammt, kommt nicht deswegen wieder auf mich zu, damit ich sie in diesem Leben auch noch verstärke. Sondern es ist wie in einer Schuljahrgangsstufe. Habe ich das Klassenziel nicht erreicht, kann bzw. muss ich die Klasse wiederholen. Mit anderen Worten: In diesem Leben habe ich die nächste Chance, den Komplex zu packen und ihn endlich zu überwinden.

Die Kraft liegt in uns

Wenn wir jedoch die Schwäche nicht anpacken wollen, so ist die Frage, ob wir mit unseren Verhalten andere beeinflussen oder manipulieren wollen, weiter für uns bestimmte Dinge zu tun, statt an uns zu arbeiten, dass wir es selbst in die Hand nehmen können. Dann ist der Minderwertigkeitskomplex eine Schwäche, die wir uns dauerhaft zugestehen, anstatt daran zu arbeiten. Und unser Nächster sagt dann vielleicht: "Wenn er’s halt nicht kann, dann mache ich es eben weiterhin für ihn." Für uns stellt sich dann aber auch die weitere Frage: "Was hat mein Nächster dadurch zu leiden? Wo wird er eventuell an seinem eigenen Weg gehindert, weil wir ihn ständig mit unserer Schwäche belasten?" Deshalb heißt die Aufgabe: Wir müssen auf die Wurzel unserer Schwäche kommen und sie beheben – mit der Kraft in uns, letztlich die Christuskraft, von der Jesus von Nazareth sprach, als Er sagte: "Das Reich Gottes ist  i n  euch."

Links: Lesen Sie zum Thema auch das Kapitel Selbstachtung in Der Theologe Nr. 2
 

Der Text  kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Herausgeber Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 48, Positives Denken und Hilfe bei Depressionen und Minderwertigkeitsgefühlen, Wertheim 2010, zit. nach
theologe.de/positives-denken_hilfe_bei_depressionen.htm, Fassung vom 25.9.2023, Copyright © und Impressum siehe hier.

WICHTIGER HINWEIS: Wir stellen keine Diagnosen und empfehlen keine Therapien. Auch geben wir keinerlei Heilungsversprechen ab. Wir halten auch niemandem vom Besuch beim Arzt, Heilpraktiker oder Therapeuten seiner Wahl ab. In Deutschland ist das "Heilwesen" besonders dafür ausgebildeten Berufsgruppen übertragen, vor allem Ärzten. Näheres regeln die entsprechenden Gesetze.
 

 

Veranstaltungshinweis:

Sonntag um 9.00 Uhr in der Sophia-Bibliothek in Altfeld, einem Stadtteil von Marktheidenfeld, Max-Braun-Straße 2. Näheres dazu: sophia-bibliothek.de/ 


 

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