Pheromone – die unterschätzte Gefahr

Der Theologe Nr. 81, aktualisiert am 23.8.2022


Pheromone sind von Körperdrüsen und Bakterien produzierte natürliche Signalstoffe, die bei Menschen und von Tieren im Zusammenhang der Fortpflanzung vorkommen. Leider kann man damit auch manipulieren. So werden sie vor allem vor allem in der Massentierhaltung eingesetzt, aber auch Menschen wird angeboten, dass Methode eingesetzt werden können, um die eigene Anziehungsfähigkeit bzw. Begehrlichkeit zu erhöhen. Das Thema "Pheromone" ist zwar zunächst kein theologisches Thema, doch es hat, wenn man mit Pheromonen manipuliert, erhebliche ethische Folgen. Dabei ist noch nicht genügend erforscht, welche Folgen der Pheromoneinsatz in der Massentierzucht auf die Wildtiere hat und auf die Menschen. Dazu nachfolgend einige wissenschaftliche Studien. Jesus, der Christus, war ein Freund der Tiere und das Gebot "Du sollst nicht töten" gilt auch gegenüber Tieren. Der Fleischkonsum zum Gaumengenuss ist also ein grober Verstoß gegen die Einheit der Schöpfungsordnung Gottes, wie wir in anderen Ausgaben des Theologen (z. B. in Nr. 7 und Nr. 31) dargelegt haben. Von daher ist es kein Wunder, dass auch die begleitenden Praktiken zum Schaden für Menschen und Tiere führen.


Teil 1: Steckt die Massentierzucht die Wildtiere an?

Teil 2: Manipulation durch Pheromone

Teil 3: Fortpflanzungsdunst auch Kuh- und Schweinestall

Teil 4: Körperverletzung im Blindversuch

Teil 5: Jugendgefährdung durch Pheromone



Teil 1

Ungeahnte Zusammenhänge:

Steckt die Massentierzucht die Wildtiere an?

Warum gelingt es vielen Wildtieren – insbesondere den Wildschweinen – nicht mehr, ihre Population in einem natürlichen Gleichgewicht zu halten? Könnte es nicht sein, dass die wesentliche Ursache dafür die in den großen Ställen der Massentierhaltung betriebene Massentierzucht ist und die dort betriebene künstliche Befruchtung? Wie kann man sich das vorstellen?

Die industrielle »Fleischproduktion« treibt die Tiere in den Massenställen zu ununterbrochenem Zeugen und Gebären an. Bereits der Eintritt der Geschlechtsreife wird vorverlegt. Bei weiblichen Jungschweinen z. B. dadurch, dass man ihnen kastrierte Eber in die Bucht stellt, was die Pubertät drei Wochen früher eintreten lässt. Schon nach ca. 200 Tagen kommt es zur zweiten Brunst, bei der sie künstlich befruchtet werden. Dabei benutzen die Tierzüchter Eber-Samen »aus der Tube« und Eber-Geruchstoffe aus der Spraydose, so genannte Pheromone, um die Tiere zur Befruchtung zu stimulieren. Nach 114 Tagen bringen sie dann im Durchschnitt acht lebendige Frischlinge auf die Welt, die sie 32 Tage säugen. Nach einer »Leerzeit« von sieben bis zehn Tagen werden sie bei ihrer nächsten Brunst wieder künstlich befruchtet. Ohne Unterbrechung wird gezeugt, geboren und gesäugt – bei Schweinen, Rindern und anderen Opfern der modernen Fleischfabriken.

In geringster Konzentration wirksam

Der Inhalt der Spraydosen und die Schwaden der Ausdünstungen von Tieren im Fortpflanzungszyklus hängen in den Stallgebäuden und werden mit Ventilatoren als Abluft ins Freie geblasen, während eine Flut von Gülle abgepumpt und auf die Felder geschwemmt wird. Auf diese Weise gelangen die Pheromone, die in den Massenställen zur Stimulierung der als Zeugungs- und Gebärmaschinen missbrauchten Tiere verwandt werden, in die Umwelt. Es handelt sich um ursprünglich natürliche Substanzen, die der Mensch künstlich einsetzt und die eine Art chemische Kommunikation zwischen den Tieren ermöglichen, insbesondere als sexuelle Lockstoffe. Sie sind bereits in geringster Konzentration wirksam und können kilometerweit über die hochsensiblen Riechorgane der Tiere aufgenommen werden. Kein Wunder also, wenn auf diese Weise die Fortpflanzungshektik der Massentierställe auch die Wildtiere ansteckt – über ganze Wolken pheromonhaltiger Abluft und über Fluten pheromonhaltiger Gülle auf den Feldern.

Wenn dem so ist, erweist sich die Überpopulation vor allem von Wildschweinen, über die allseits geklagt wird, nicht als naturgegebenes Unglück, sondern als Folge menschlicher Triebtäterschaft: Der Mensch treibt die Tiere zur Überproduktion von Nachkommen an, um seinen Trieb nach immer mehr Fleisch zu befriedigen, was wiederum die Wildtiere verstört und zu einer Überproduktion in Wald und Flur antreibt. Am Ende schließt sich der Kreislauf der Triebe bei den Jägern, die immer mehr Wildtiere erlegen sollen, »weil es ja viel zu viele davon gibt«. So mancher Landwirt, der sich darüber beklagt, dass Wildschweine seine Felder »verwüsten«, könnte vielleicht in seinem pheromonhaltigen Stall eine der Ursachen dafür finden. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Fernsehsendung, die in der Reihe Abenteuer Wissen das ZDF (Oktober 2002) ausstrahlte. Das Thema lautete: »Werden wir heimlich verändert?« Es ging darum, dass chemische Stoffe, die bei industriellen Färbe- und Reinigungsprozessen verwendet werden, sich inzwischen weltweit verbreitet haben und teilweise wie Hormone wirken, welche die Geschlechtsorgane und Fortpflanzungsfähigkeit z. B. von Fröschen und Kaulquappen nachweisbar beeinflussen.

Einfluss auf den Menschen?

Man darf gespannt sein, was sich über die Wirkung von Pheromonen noch alles ergibt. Beeinflussen sie vielleicht auch den Menschen? Dass biologische Stoffe psychosomatische Auswirkungen auf den Menschen haben können, ist ja auch aus der Waffentechnik bekannt. Und die Parfümindustrie weiß längst, dass sich die aphrodisierende Wirkung ihrer Duftwässer mit Hilfe von tierischen und menschlichen Pheromonen erhöhen lässt. Es könnte also leicht sein, dass die sexualisierenden Feinstoffe, die aus den Tierfabriken über uns herabregnen, nicht nur Wildtiere schneller brünstig machen. Gibt es hinsichtlich der Zunahme von Sexualverbrechen bis hin zur Kinderschändung und zur Sodomie am Ende eine Querverbindung zur Vergiftung unserer Atemluft durch Pheromone?

Wir werden den möglichen Ursachenketten, die sich hier auftun, weiter nachgehen, fachliche Informationen darüber einholen und wieder berichten.

 


Teil 2:

Gefahr durch sexuelle Lockstoffe

Manipulation durch Pheromone

Pheromone – die heimlichen Verführer. Für diese sexuellen Lockstoffe hat der Mensch sogar ein eigenes Riechorgan entwickelt. Um so nachhaltiger kann er auf diesem Weg auch manipuliert und beeinflusst werden.


Im Anhang zu diesem Artikel lesen Sie:
Pheromone, Definition

Ergebnisse der Wissenschaft

Neues aus der Hirnforschung

Vomeronasal-Organ, Limbisches System, Definition

Wie funktionieren Pheromone?
 

Die Telefonzellen hatten etwas Anziehendes – allerdings nur für Frauen, die sie nicht nur häufiger als andere Telefonzellen benutzten, sondern dort im Durchschnitt auch längere Gespräche führten. Männer hingegen mieden die Zellen. Zauberei? Eine Erfindung? Keines von beiden. Wissenschaftler hatten für ein Experiment einige der zur Verfügung stehenden Telefonzellen mit dem männlichen Pheromon Androstenon eingesprüht. Obwohl kaum riechbar, entfaltet es doch nachweisbar seine Wirkung. Man nimmt an, dass sich Frauen von dort wie von einem »Zufluchtsort« angezogen fühlten, während Männer das so abgegrenzte »Revier« eines dominanten »Rivalen« mieden.
Zu ähnlichen Ergebnissen führte es, als man die Stühle eines Wartezimmers mit solchen Pheromonen besprüht hatte: Frauen setzten sich bevorzugt darauf, Männer mieden sie.

Ein paar Pikogramm genügen

In der Massentierhaltung werden diese Stoffe schon lange eingesetzt, um den Zeugungs-Antrieb bei den Tieren zu steigern. Doch die Pheromone aus den Ställen entweichen auch in die Umgebung, z. B. über die »Transportwege« Fleisch, Gülle und Abluft. Wissenschaftliche Untersuchungen haben dabei gezeigt, dass Mensch und Tier bereits auf minimale Mengen an Pheromonen reagieren, die sich im Pikogramm-Bereich bewegen. Ein Pikogramm ist die kaum vorstellbare verschwindend kleine Menge von einem Billionstel Gramm.
Unfreiwillig betroffen könnten z. B.  die Wildtiere in Wald und Flur sein. Regen die Stoffe je nach ihrer Konzentration diese vielleicht ebenfalls zum vermehrten Zeugen an? Mehr oder weniger betroffen könnten aber auch die Menschen sein. So kann man z. B.  fragen, ob es unter Umständen einen Zusammenhang mit der immer früher einsetzenden Pubertät bei Jugendlichen gibt. Oder mit der Untreue in Ehe und Partnerschaft, wodurch deren Stabilität immer mehr gefährdet wird. Oder mit dem Anstieg der Sexualverbrechen. Denn die Massentierhaltung ist flächendeckend überall anzutreffen. Und damit auch der Einsatz von Pheromonen. Was hat die Wissenschaft bisher erforscht? In der vorliegenden Ausgabe möchten wir genauer auf diese Stoffe eingehen. Woher stammen sie eigentlich und was wäre ihre natürliche Funktion? Und wie steuert und verändert der Mensch ihre Wirkung? Sind wir vielleicht schon lange Beeinflusste oder Manipulierte?

Die »Erregungs-Träger«

Es war erstmals im Jahr 1959, als man den Geruchssinn als Faktor für die Fortpflanzung bei Insekten erforschte. Die Pheromone wurden »entdeckt«, und man beschrieb sie als hormonähnliche chemische Signalstoffe, die männliche oder weibliche Tiere aussenden, um den Geruchssinn beim anderen Geschlecht zu reizen. In den folgenden Jahren fand man Pheromone auch bei anderen Tieren bis hin zu den Säugetieren. Und seit den 70er-Jahren erforscht man intensiver die Wirkung der Pheromone auch auf den Menschen. Das Ergebnis: Bei Mensch und Tier wirken die Pheromone (= »Hormon-Bringer« bzw. »Erregungs-Träger« von griechisch ferein = tragen, bringen) unmittelbar auf bestimmte Hirnregionen ein, welche für die hormonelle Steuerung des Lebewesens verantwortlich sind (Hirnanhangdrüse, Hypothalamus-Nerv). Beim Menschen bedeutet das: Diese Bereiche sind der Kontrolle durch seinen Intellekt entzogen. Die Pheromone setzen in der betreffenden Hirnregion bestimmte »Botenstoffe« frei, welche wiederum auf die Geschlechtsorgane einwirken und damit automatisch den Sexualtrieb anregen.
Wer dies weiß und mit diesen Stoffen experimentiert, trägt deshalb eine hohe Verantwortung.

Hitlisten für den Pheromonhaushalt

Wie nicht anders zu erwarten war, »entdeckte« man die Pheromone bald auch in der Kosmetik-Industrie. Im Jahr 1994 wurde in den USA erstmals ein Pheromon patentiert, und inzwischen werden sie schon von mehreren Firmen hergestellt und vertrieben – die bekannteste unter ihnen, natural attraction (vormals Realm Fragrances), führt auch selbst intensive Forschungen durch. Im Ergebnis werden zahlreiche pheromonhaltige Kosmetika wie Seifen, Duftwasser und Sprays sowohl für Männer als auch für Frauen auf den Markt gebracht. Der Parfüm-Grundstoff EA 830 stimuliert dabei nachweislich das männliche Geschlecht, während EA 640 das gleiche bei Frauen vollbringt. Bemerkenswert ist, dass es für den Pheromongehalt eines Produkts auch schon Hitlisten gibt.
In jüngster Zeit wird nun auch eine mögliche medizinische Anwendung von Pheromonen diskutiert. So sollen Pheromone bei bestimmten hormonabhängigen Tumoren, z. B. Prostatakrebs, eingesetzt werden. Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Panikzustände: Hier sollen Pheromone das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
Dabei sind auf den verschiedenen Feldern der Pheromonforschung Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen beteiligt, von Medizinern über Biologen, Biochemikern und Sexualwissenschaftlern bis hin zu Psychologen, Verhaltensforschern und Anthropologen. An zahlreichen Universitäten weltweit wurden bereits Untersuchungen und Studien über die Pheromonwirkungen an Menschen durchgeführt. Die Ergebnisse der verschiedenen wissenschaftlichen Arbeitsgruppen wurden und werden in internationalen Fachzeitungen publiziert. Üblicherweise werden für alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen Zusammenfassungen, so genannte »Abstracts« erstellt, die jedermann im Internet nachlesen kann.

Der Stand der Forschung

Im Jahr 2001 erschien zudem ein großer wissenschaftlicher Fachartikel in den Neuroendocrinolgy Letters, der sogar mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet wurde. In dieser Publikation ist der Stand der Pheromon-Forschung aus medizinischer und verhaltensbiologischer Sicht dargelegt. Im Schlusswort stellen die Autoren Bemerkenswertes fest: Das menschliche Leben und Verhalten werde durch Pheromone beeinflusst, unabhängig davon, ob uns dies bewusst ist oder nicht. Und: Die ausgelösten hormonellen Reaktionen dominieren die sozialen Interaktionen. Menschliche Pheromone hätten nämlich ein größeres Potenzial als alle anderen Reize aus der Umwelt, die Physiologie im Körper und dadurch auch das Verhalten des Menschen zu beeinflussen.

Eine Zeitbombe

Dies ist ein Ergebnis, das aufhorchen lässt. Wenn nämlich »soziale Interaktionen«, also das Sozialverhalten der Menschen, durch diese Stoffe »dominiert« werden, ist dann nicht auch die Türe zu den Möglichkeiten des Missbrauchs weit offen? Beispiele für Manipulationen des Kaufverhaltens bzw. der Zahlungsmoral sind z. B. bei www.pheromone.li nachzulesen: »Möbelfirmen sollen Pheromone in ihren Ausstellungsräumen verwendet haben, um die Aufmerksamkeit auf eine schwer verkäufliche Sitzgruppe zu lenken.« Mit Kleidung ließe sich ohne weiteres das gleiche tun. Und: »Die Verwendung von Androstenonen bei der Schuldeneintreibung mittels besprühter Mahnbriefe wurde sogar patentiert. Besprühte Anschreiben wurden öfter und etwas schneller bezahlt.«
So müsste man ernsthaft überlegen, ob die auf diese Weise erfolgende Manipulation von Tieren und Menschen nicht schon großflächig im Gange ist und für vielfältige Phänomene mitverantwortlich ist, die unsere Gesellschaft zunehmend prägen. Als Beispiele wurden eingangs schon die immer früher einsetzende Pubertät bei Jugendlichen erwähnt, die Untreue in Ehe und Partnerschaft oder der Anstieg von Sexualverbrechen. So könnte man z. B. einmal konkret untersuchen, ob die Zunahme von Sexualdelikten vor allem im ländlichen Raum nicht auch im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pheromonen steht. Denn dort sind diese Stoffe durch ihren Einsatz in der Viehhaltung in höherer Konzentration verbreitet als in den Städten.

Doch damit nicht genug: Wenn diese Stoffe »ein größeres Potenzial als alle anderen Reize aus der Umwelt« haben, also z. B. Reize aus der Sex-Industrie oder aus den Medien, dann tickt hier offenbar eine Zeitbombe, die noch eine ganz andere Sprengkraft beinhaltet. Denn »Sozialverhalten der Menschen« bedeutet ja nicht nur »Sexualverhalten«, sondern z. B. auch den Grad an Friedfertigkeit oder Aggression. (Hans-Günther Kugler)

 


Pheromone

Von Körperdrüsen und Bakterien produzierte Signalstoffe bei Menschen und Tieren, die über verschiedene Hautregionen in die Luft abgegeben werden. Sie werden von einem eigenen Organ in der Nase von Artgenossen (Jacobsonsches Organ bzw. Vomeronasal-Organ, VNO) meist unbewusst, da teilweise geruchlos oder wenig geruchsintensiv, aufgenommen.
Dadurch wird beim anderen Geschlecht eine erhöhte Hormonproduktion ausgelöst, was vor allem zu verstärktem sexuellen Drängen führt. Pheromone werden in der Massentierhaltung deshalb zur Erhöhung der Fruchtbarkeit eingesetzt. In der Kosmetik-Industrie reichert man bestimmte Produkte mit Pheromonen an, um die Attraktivität des Benutzers zu erhöhen.
Androstenon gilt dabei als das bekannteste männliche Pheromon, und es kostet im Handel zwischen 6000 und 10 000 Euro pro Gramm. Das leicht nach Sandelholz riechende Pheromon nehmen Frauen vor allem in der Zeit des Eisprungs positiv wahr. Die bekanntesten weiblichen Pheromone sind die Kopuline, deren Aktivierung beim Mann zu verstärkter Produktion des Sexualhormons Testosteron führt.
 





Pheromone:

Ergebnisse der Wissenschaft

In den letzten Jahren wurden in zahlreichen wissenschaftlichen Fachzeitschriften die neuesten Ergebnisse der Pheromon-Forschung veröffentlicht. Nachfolgend einige der wichtigsten Ergebnisse:

  • Pheromone von Frauen beeinflussen und regulieren den Eisprung bei anderen Frauen. (University of Chicago, 1998)

  • Bestimmte weibliche Pheromone rufen eine Testosteronerhöhung im Speichel bei Männern hervor und führen zu einer veränderten Einschätzung der Attraktivität von Frauen. (Universität Wien, 1995)

  • Pheromone aus dem Achselschweiß von Männern beeinflussen die Ausschüttung des LH-Hormons und die Stimmungslage bei Frauen. (Universität Yokohama, 2001)

  • Die Einschätzung des eigenen und des anderen Geschlechts verändert sich nach Einwirkung bestimmter Pheromone. Männer empfinden Frauen dann häufiger attraktiver und sexuell anziehender. (Arziona State University, 1990)

  • Pheromone können auch synthetisch hergestellt werden. Durch den Einsatz einer solchen Substanz änderten sich Atem- und Herzfrequenz von männlichen Testpersonen sowie der Hautwiderstand. (University of Utah, 1998)

  • Bei verheirateten Frauen setzt, statistisch betrachtet, das Klimakterium später ein. Nach Meinung einer Arbeitsgruppe von Anthropologen dürfte dabei der männliche Pheromoneinfluss im Haushalt eine wichtige Rolle spielen. (University of Massachusetts, 2001)

  • Bestimmte Pheromone führten in einem Experiment zu einer Veränderung des Hautwiderstandes und der Hautdurchblutung bei Männern und Frauen. Die weiblichen Testpersonen berichteten über eine bessere Stimmungslage. (University of Chicago, 2001)

  • Die Anwendung eines mit Pheromonen angereicherten Parfüms führte bei Frauen zu einem statistisch signifikanten Anstieg der sexuellen Aktivitäten. Die Autoren dieser Studie schließen daraus, dass dieses Parfüm als sexuelles Stimulans wirkt und die körperliche Attraktivität von Frauen erhöht. (San Francisco State University, 2002)

  • Eine östrogenartige Substanz ruft eine signifikante Hirnaktivierung hervor, ohne dass diese Substanz von den Probanden wahrgenommen wurde. (Stanford University of California, 1999)

  • Im Jahr 2001 wurden zwei weitere bahnbrechende wissenschaftliche Arbeiten publiziert. An der Universität von Chicago wurde erstmals nachgewiesen, dass eine Steroidverbindung als Geruchsstoff eine erhebliche Veränderung des Stoffwechsels in manchen Gehirnregionen hervorruft. Das renommierte Karolinska Institut in Stockholm konnte nachweisen, dass das Riechen an einer androgenartigen Substanz bei Frauen den Hypothalamus aktiviert. Das gleiche geschieht bei Männern, wenn sie an einer östrogenartigen Substanz riechen. Diese drei Untersuchungen wurden mit modernsten so genannten »Bild gebenden« Verfahren durchgeführt.

  • In einem Experiment konnte gezeigt werden, dass sich Frauen öfters auf Stühle setzen, die mit dem Pheromon Androstenon eingesprüht wurden. Ähnliches konnte für die Benutzung von Telefonzellen nachgewiesen werden.
    In einer TV-Show in Großbritannien wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem ein Zwilling mit Pheromonen eingesprüht wurde, der andere nicht.
    Obwohl beide Männer völlig identisch aussahen, wurde der »Pheromon-Besprühte« von Frauen als der wesentlich Attraktivere beurteilt als der andere.

 


Neues aus der Hirnforschung

Unser bewusstes Ich ist – so der amerikanische Neurobiologe Michael Gazzaniga – »die letzte Instanz, die erfährt, was in uns wirklich los ist«. Es gleicht einem Regierungssprecher, der Dinge interpretieren und legitimieren muss, deren Gründe und Hintergründe er gar nicht kennt. ... Wir werden massiv von unserem Unbewussten beeinflusst, ohne genau zu wissen, was dabei mit uns passiert, wir verstehen die Sprache des Unbewussten nicht. Da wir aber all unser Fühlen, Denken und Handeln vor uns selbst und insbesondere auch vor den anderen sprachlich-logisch rechtfertigen müssen, erfinden wir ständig Geschichten. Wir glauben auch in aller Regel an sie und versuchen unsere Mitmenschen von ihnen zu überzeugen.« (Aus: Gerhard Roth, Fühlen, Denken, Handeln)
 



Das Vomeronasal-Organ (VNO)

Ein winziger Sensor am Eingang der Nasenhöhle, der aber als voll funktionsfähiges eigenes Sinnesorgan wirkt und die Pheromone aufnimmt und an das Limbische System weiterleitet. Man nennt ihn deshalb umgangssprachlich auch das »sexste Sinnesorgan«. Nach einem seiner ersten Entdecker (im Jahr 1811) heißt er auch Jacobsonsches Organ.

Das Limbische System

Das Limbische System ist diejenige Region im Gehirn, die für die Gefühle und Instinkte zuständig ist, welche willentlich nicht zu beeinflussen sind. Dieses System reguliert maßgeblich den Hypothalamus – ebenfalls eine Hirnregion, die für die Steuerung der Hormone, z. B. der Sexualhormone, verantwortlich ist. Die von Pheromonen ausgelösten Signale wirken über das Limbische System direkt in den Hypothalamus ein, ohne dass sie oder noch bevor sie im Oberbewusstsein wahrgenommen werden können.
 





Wie funktionieren Pheromone?

Da es beim Einsatz von Pheromonen um eine Problemstellung geht, die das Sozialverhalten von Menschen und Tieren betrifft, lohnt es sich, sich einmal aus wissenschaftlicher Sicht näher mit dem Thema zu befassen. Wie also wirken Pheromone?

Um die biologischen Wirkungen dieser Stoffe verstehen zu können, sollte man dabei zunächst wissen, über welche Mechanismen diese Substanzen den Organismus oder das Verhalten beeinflussen: So werden alle Gerüche und Düfte zuerst über die Nasenschleimhaut aufgenommen, welche prinzipiell in eine Atmungsregion und in eine Geruchsregion eingeteilt werden kann. In der Geruchsregion befinden sich so genannte Riechzellen, die durch die mannigfachen Duftstoffe gereizt werden. Und bekanntlich ist der Geruchssinn bei Lebewesen unterschiedlich empfindlich: Hunde z. B. verfügen über eine feinere Nase als der Mensch. Sie können rund 230 Millionen Riechzellen aktivieren, während der Mensch nur rund zehn Millionen dieser Zellen besitzt. Die Riechzellen werden übrigens etwa alle zwei Monate erneuert. Sie sind die einzigen bekannten Nervenzellen, die sich in einem erwachsenen Nervensystem noch regelmäßig teilen können.
Die Informationen der Riechzellen werden nun über den Riechkolben ins Gehirn geleitet und dort hauptsächlich in einer bestimmten Hirnregion, dem Riechhirn, verarbeitet. Vom Riechhirn gehen einige Bahnen nun zum so genannten limbischen System – das ist diejenige Hirnregion, die für unsere Emotionen, Affekte und Gefühle verantwortlich ist. Deshalb hat der Geruchssinn von vorne herein eine starke emotionale Komponente, was auch in der Redewendung »Jemanden nicht riechen können« zum Ausdruck kommt. Duftstoffe können bekanntlich die Stimmung und die psychische Befindlichkeit des Menschen erheblich beeinflussen, was sich z. B. im naturheilkundlichen Bereich die Aroma-Therapie zunutze macht.

Eigenes Riechorgan für Pheromone

Wesentlich ist: Die Pheromone werden nicht von den üblichen Riechzellen aufgenommen, sondern von einem speziell dafür bestimmten Zellsystem, das man Vomeronasalorgan (VNO) nennt, nach einem seiner ersten Entdecker (im Jahr 1811) auch »Jacobsonsches Organ«. Zu Beginn der 90er-Jahre ließ sich dieses Organ erstmals auch beim Menschen nachweisen. Es besteht aus einem winzigen Sensor am Eingang der Nasenhöhle, funktioniert aber trotz seiner geringen Größe wie ein komplett ausgestattetes Sinnesorgan, weshalb man umgangssprachlich auch manchmal vom »sexsten« Sinnesorgan spricht. Das Vomeronasalorgan ist mit speziellen Riechzellen ausgestattet, die sich von den anderen Riechzellen unterscheiden, welche für die gewöhnlichen Düfte bzw. Geruchsstoffe zuständig sind. Die VNO-Riechzellen werden demgegenüber ausschließlich durch Substanzen elektrisch erregt, die im Normalfall dem Hautschweiß entstammen, und sie sind voll funktionsfähig, auch wenn die anderen Zellen z. B. durch eine Grippe blockiert sind. Das Entscheidende ist jedoch, was im Anschluss daran passiert: Die Informationen aus den VNO-Zellen werden nun in erster Linie nicht im Riechhirn verarbeitet wie die sonstigen Gerüche oder Düfte. Sondern sie dringen – unbeeinflusst vom menschlichen Intellekt – letztlich direkt in den „Sitz der Gefühle“ ein, in den Hypothalamus, also in diejenige Hirnregion, die das ganze Hormonsystem steuert. Von hier aus wird über die beiden Hormone FSH und LH z. B. die Konzentration der Sexualhormone Testosteron und Östrogen reguliert.

Mehr Begehren, mehr Aggression

Was für den Laien etwas kompliziert klingen mag, selbst wenn es vereinfacht dargestellt ist, sind sehr feine und präzise ausgeklügelte Vorgänge im menschlichen und auch im tierischen Körper, die nach bestimmten zeitlichen Rhythmen erfolgen. Dadurch unterliegt auch die gesamte hormonelle Steuerung von Mensch und Tier diesem vorgegebenen Rhythmus, und Eingriffe durch den Menschen in diese Steuerungsvorgänge und Abläufe können zu schwerwiegenden Verhaltensänderungen führen. So zeigten z. B. Hamstermännchen, denen das VNO-Organ vor der ersten Kopulation operativ entfernt wurde, hinfort paarungswilligen Artgenossinnen ihr Leben lang die kalte Schulter. Umgekehrt beweisen mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, wie man z. B. durch Pheromon-Zugaben bei Menschen die Testosteron- bzw. Östrogen-Werte steigern kann. Diese beiden Hormone haben nicht nur einen biologischen Einfluss auf die Geschlechtsorgane und die Stoffwechselregulation. Sie spielen, was vielfach noch nicht bekannt ist, auch eine wichtige Rolle für die Verfassung der gesamten Psyche und für das Verhalten. Dabei geschieht aus medizinischer Sicht Folgendes: Im Gehirn wirken diese Hormone z. B. als »Botenstoffe«, vor allem in dem für die Gefühle zuständigen limbischen System des Gehirns. Dort gibt es nämlich die größte Anzahl von Testosteron- und Östrogen-Rezeptoren, also Stoffen, die auf Testosteron und Östrogen ansprechen und diese aufnehmen. Und das führt nicht nur – wie gesagt – zu einem veränderten Sexualverhalten. Den Untersuchungen zufolge ist z. B. auch aggressives und dominantes Verhalten vom Vorhandensein einer ausreichenden Menge von Androgenen (= männliche Geschlechtshormone, zu denen auch Testosteron gehört) im Blutkreislauf und im zentralen Nervenssystem abhängig. Und es ist mittlerweile auch bekannt, dass die Hormone wieder rückwirkend den Geruchssinn sensibilisieren, von dem die Stoffe ursprünglich aufgenommen wurden. Damit wird unter Umständen ein Kreislauf in Gang gesetzt, durch den die Reaktionsfähigkeit von Mensch und Tier auf Pheromone weiter gesteigert werden kann.
 


 



 

Teil 3:

Pheromone in der Tiermast

Fortpflanzungsdunst aus Kuh- und Schweinestall

Macht uns die Fleischproduktion »rauschig«? +++

Künstliche Parallelwelt der dunklen Ställe +++

Gülle, Gülle überall +++

Verbreitung durch Wind und Wetter +++

Gülle als Auslöser von Sexualverbrechen?

Eine Familie aus der Nähe von Bonn hatte ein zugelaufenes Wildschwein, einen ganz jungen Frischling, selber aufgezogen und im Garten gehalten. Dies führte zu einigen ungewohnten Erfahrungen, die folgendermaßen beschrieben werden: »Leider hat die Tatsache, dass Hanako [Red.: Name des zugelaufenen Wildschweins] einen starken Geschlechtstrieb entwickelte, unserem Zusammenleben schließlich eine Grenze gesetzt. Wir waren nicht darauf vorbereitet, dass Schweine einmal im Monat »rauschig« werden und dabei ein starkes Bedürfnis nach Ebern haben ... Wir haben es trotzdem fast vier Jahre mit ihr ausgehalten, bis ihr eines Tages der große Coup gelang ... wir bemerkten ihre übliche Veränderung erst, als sie aus dem Garten verschwunden war – und als vom fast zwei Kilometer entfernten Fußballplatz der Anruf kam, unser Schwein hätte das Turnier unterbrochen. Tatsächlich fanden wir Hanako mitten auf dem Platz unter etwa 40 kräftigen Fußballern, die schockiert mit ihr beschäftigt waren. Denn unser gutes Riesenschweinchen hatte sie mehr oder weniger alle als Ersatzeber anerkannt und damit begonnen, sie mit "öhsigem" Aufreiten zur Aktion zu fordern.«
Hier stellt sich die Frage, wie es möglich ist, dass Wildschweine, die so einen feinen Geruchssinn haben, verschwitzte Fußballer mit Keilern verwechseln.
Vermutlich liegt es daran, dass die Pheromone, die vor allem der Mann durch den Schweiß ausscheidet, dieselbe Wirkung haben wie diejenigen, die die Eber oder Keiler ausscheiden. Die so genannten Säugetiere, wie z. B. Schweine, Kühe, Pferde, Elefanten etc., steuern ihren Hormonhaushalt mit den uns allen bekannten Hormonen Östrogen und Testosteron. Da nun parallel zu der Hormonerzeugung im Körper aber auch die Pheromonerzeugung stattfindet, sind auch die geruchlichen Signalstoffe gleich oder sehr ähnlich.
Auf Grund dieser chemischen Ähnlichkeit ist es nahe liegend, dass all die Beeinflussungen über Pheromone, die unter Menschen möglich sind, auch zwischen Mensch und Tier und umgekehrt stattfinden könnten.

Macht uns die Fleischproduktion »rauschig«?

Versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit werden Millionen von Säugetieren erzeugt, groß gezogen und geschlachtet, damit wir Menschen unseren Sonntagsbraten, unser Steak und unsere Bratwurst genießen können. Sie leben in ihrem kurzen Leben ständig im Rhythmus von künstlicher Befruchtung, Schwangerschaft, Geburt, Säugen und erneuter künstlicher Befruchtung, um möglichst viele Kinder zu haben, was in diesem Zusammenhang bedeutet: um möglichst viel Schlachtvieh zu produzieren.
Beispiel Tourismusbranche: Den Urlaubern wird in Hochglanzbroschüren eine Idylle vorgegaukelt, in der Friede herrscht zwischen Mensch und Tier. Angeblich leben sie einträchtig in einer herrlichen Landschaft zusammen, und glückliche Kühe laufen auf gesunden und saftigen Wiesen umher und geben gute Milch. Die reale Beziehung zwischen Mensch und Tier sieht hingegen anders aus. Beispiel Bayern: Das Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten zählte bei der letzten Viehzählung vom 3. Mai 2001 folgende Rinderbestände: 4,08 Millionen Rinder, aufgeteilt in 1,4 Millionen Milchkühe und 2,68 Millionen Mastrinder. Vom Statistischen Bundesamt Deutschland wurden am 3. November 2001 die Schweine in Bayern gezählt: Es waren 3,56 Millionen.
Um ein Gefühl für diese Zahlen zu bekommen, vergleicht man sie am besten mit unseren alltäglichen Erfahrungen: In Bayern leben 12 Millionen Menschen. Somit entfallen auf einen modernen Kleinfamilienhaushalt mit drei Personen (Vater, Mutter, Kind) eine Kuh und ein Schwein.
Da diese Tiere nun weder im Garten noch auf dem Balkon gehalten werden können, übernimmt das der so genannte Fleisch produzierende Landwirt für sie. Wie geschickt diese Massentierhalter die "Nutztiere" auf engstem Raum nutzen, erkennt man daran, dass der Normalverbraucher kaum Tiere sieht, weder auf dem Sonntagsspaziergang noch vom Auto aus, wenn er durch die Landschaft fährt.

Die künstliche Parallelwelt der dunklen Ställe

Diese riesige Menge an Nutztieren, die in einer künstlichen Parallelwelt in dunklen Ställen dahinvegetieren, geben nun Stoffe aller Art an die Umwelt, d. h. auch an uns Menschen ab, denn Massentierhaltung bedeutet intensivste erzwungene Fortpflanzung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln: So werden z. B. Pheromone und Hormone dazu eingesetzt, um die Muttertiere zu einem unnatürlich hohen Empfängnisrhythmus zu stimulieren.
Schon die jungen weiblichen Schweine werden als Kinder und Jugendliche ständig Eber-Pheromonen ausgesetzt, das heißt: Sie haben direkten Kontakt zu den Speichelpheromonen eines reifen Ebers, was den Eintritt der Pubertät um zwei Wochen verfrüht: Schon im Alter von 120 bis 140 Tagen bekommen die Schweine ihren Zyklus und werden sofort bei der zweiten »Rausche« künstlich befruchtet.

Die Ferkel lässt man vier Wochen säugen, dann werden sie abgesetzt und das Mutterschwein wird spätestens nach zehn Tagen unter entsprechender Stimulation mit Eberpheromonen aus der Spraydose mittels einer Spritze und Ebersamen aus der Tube künstlich befruchtet. Sobald dies nicht mehr funktioniert, weil das Muttertier ausgelaugt ist vom vielen Gebären, wird es geschlachtet. Seine Leichenteile werden in vielen Fällen traditionsgemäß nach dem Gottesdienst als Schweinsbraten mit Knödeln zu Mittag gegessen. Im Jahr 2001 verkauften alleine die Schlachthöfe in Bayern laut Statistischem Bundesamt 920 Millionen kg Rind-, Kalbs- und Schweinefleisch.
Deshalb müssen ständig weiter Nutztiere gezeugt, gemästet und geschlachtet werden, denn eine Hand wäscht die andere. So wurden bei Milchkühen in Bayern im Jahr 2001 1,91 Millionen künstliche Befruchtungen und 5.029 Embryo-Transfers durchgeführt.

Gülle, Gülle überall!

In diesem Fluidum von Zeugen, Schwangerschaft, Gebären, Säugen und wiederum Gebären sind alle damit zusammenhängenden hormonellen Vorgänge der Tiere ununterbrochen aktiv. Doch diese Aktivitäten blieben nicht im Stall: Z. B. scheiden die Tiere große Mengen an Hormonen sowie an – an so genannte Carrier-Eiweiße gebundenen – Pheromonen (bei nicht trächtigen Tieren) über den Urin aus. Wir müssen also davon ausgehen, dass mit der Gülle aus den Ställen, aber auch über den Klärschlamm große Mengen Hormonen, darunter Fortpflanzungshormonen und Pheromonen in die Umwelt gelangen. Nicht zu vergessen ist auch die Pheromon–geschwängerte Stallatmosphäre, die über die riesigen Abluftanlagen ins Freie geblasen wird.
Wenn man sich die Güllemengen anschaut, bekommt man – gelinde gesagt – einen Schrecken: Aus den Rinder- und Schweineställen Bayerns ergossen sich im Jahr 2001 knapp 10 Milliarden Liter (9.525.000.000) Gülle über Feld und Flur. Auf die Bevölkerung von Bayern umgerechnet ergibt dies 2,2 Liter pro Tag pro Person. 1/2 Liter davon stammen direkt von trächtigen Kühen und Schweinen, deren Gülle also hochgradig hormon- und pheromonhaltig ist. Die Landwirte fahren die Gülle im Herbst und im Frühling aufs Feld. Von Mitte November bis Mitte Januar ist eine Sperrfrist. In einer Empfehlung des hessischen Dienstleistungszentrums für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz vom Januar 2001 wird dem Landwirt empfohlen, Gülle nicht willkürlich auszubringen, sondern auf Jahreszeit und Anbaufrucht zu achten. Doch selbst bei dieser moderaten Sichtweise liegt die Empfehlung immerhin noch bei 60 Litern Rindergülle pro Quadratmeter pro Jahr. 60 Liter sind 6 Gießkannen voll – und dies auf bloß einen Quadratmeter.

Verbreitung durch Wind und Wetter

Wer übrigens darauf hofft, dass Hormone und Pheromone während der Güllelagerung oder auf dem Feld durch den chemischen Abbau schnell unwirksam werden, der täuscht sich. Die Technische Universität München hat sich im Jahr 2001 die Mühe gemacht, zu untersuchen, wie lange Steroid-Hormone in Mist, Gülle und Ackerboden überleben. Bei der Güllelagerung stellten sie fest, dass nach 267 Lagertagen immer noch die Hälfte der Steroid-Hormone vorhanden war. Und bei den Bodenproben konnten sie den einen Hormontyp noch nach acht Wochen, den anderen gar bis zum Ende der Anbauperiode, d. h. ca. drei Monate später, im Erdboden nachweisen. Übrigens: Alle wichtigen Fortpflanzungshormone und -pheromone von Säugetier und Mensch sind auf Steroid-Strukturen aufgebaut. Wir sind also dank der Massentierhaltung von einem ständigen Fortpflanzungsdunst umgeben.

Wie weit Inhaltsstoffe der Gülle auch durch den Wind verbreitet werden, kann aus folgender Untersuchung entnommen werden: Das Umweltbundesamt in Berlin hat die Belastung der Luft mit Keimen, also Bakterien und Pilzen, in der näheren Wohnumgebung von offenen Güllelagern untersucht und am 25. Juni 2002 folgende Mitteilung verfasst: »Die Gülle von Nutztieren aus der Landwirtschaft enthält unter anderem hygienisch relevante Bakterien wie Escherichia coli, coliforme Bakterien, Salmonellen und andere Keime, die bereits bei mittleren Windstärken in die Umgebungsluft gelangen und Darminfektionen hervorrufen können. Die Luftkeimkonzentration wurde bei verschiedenen Wetterlagen und in unterschiedlichen Abständen vom Lagerbehälter gemessen. Aus den Messergebnissen geht jedoch keine generelle Gesundheitsgefahr für die Anwohner hervor. (...) Bei ungünstigen Wetterlagen besteht jedoch die Möglichkeit erhöhter Emissionen von Bakterien wie Escherichia coli, coliforme Bakterien, Salmonellen, Leptospiren, Mycobakterien und Chlamydien. Es wird daher vorbeugend empfohlen, offene Lagerbehälter nachträglich abzudecken oder die Behälter außerhalb geschlossener Wohnsiedlungen zu verlagern.«
Wenn nun schon relativ schwere Bakterien, d. h. auch eventuell darin lebende hoch ansteckende Schweinepest-Viren, durch Wind und Wetter verbreitet werden, umso mehr verbreiten sich die federleichten Pheromon-Moleküle.
Und wie weit die Belästigung durch den Gestank der Gülle geht, kann sich wohl jeder einigermaßen vorstellen. Dazu im Vergleich: Pheromone wirken noch in einer Verdünnung, in der wir den Güllegestank schon lange nicht mehr riechen können, denn unser Vomeronasalorgan in unserer Nase, mit dem die Pheromone erfasst werden, reagiert viel empfindlicher auf die feinsten Botenstoff-Konzentrationen als unser übliches Riechorgan.
Nach all dem, was bis jetzt bekannt ist, müsste man sich ernsthaft überlegen, ob diese Umweltbelastungen aus der Massentierhaltung nicht auch unsere Gefühlsebene manipulieren könnten, nämlich über die bisher geschilderten und nachgewiesenen Übertragungswege und Steuerungsabläufe in unserem Hormonsystem.
Denn wie aufgezeigt wurde, führen bereits kleinste Konzentrationen dieser Stoffe zu Reaktionen unseres Körpers. Machen diese Stoffe uns vielleicht so »rauschig«, dass so manches »Kribbeln im Bauch« nur wenig mit dem Ziel unseres Begehrens zusammenhängt, sondern vielmehr mit den allgegenwärtigen Gülle-Pheromonen der Fleischproduktion? Liegt hier vielleicht gar eine Jugendgefährdung durch Pheromon-Rausch vor, der sozusagen zu »frühzeitiger Rauschigkeit« führt?

Gülle-Pheromone als Auslöser von Sexualverbrechen?

Die statistische Auswertung des Bayerischen Landeskriminalamtes über die so genannten »Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung« zeigt auf, dass im Zeitraum zwischen 1989 und 1998 in vielen ländlichen Landkreisen deutliche Zuwächse festzustellen sind. Über 50%ige Zunahmen der sexuellen Übergriffe verzeichnen folgende Landkreise: Kulmbach, Deggendorf, Eichstätt, Pfaffenhofen, Freising, Ebersberg, Miesbach, Bad Tölz und Lindau. Dazu im Kontrast: Im selben Zeitraum sind in der Großstadt München die betreffenden Straftaten zurückgegangen.

Könnte es sein, dass die riesigen Mengen an pheromon- und hormonhaltiger Gülle vielleicht gerade in ländlichen Gegenden, wo die Gülle aufs Feld kommt, eine allgemein erhöhte »Rauschigkeit« auslösen, die bei entsprechend labilen Menschen und Risikogruppen das berühmte Zünglein an der Waage darstellt. Vielleicht reicht schon ein kleiner Gülle-Pheromon-Impuls aus, einen krankhaft überspannten Hormonhaushalt vollends aus dem Gleichgewicht zu bringen – mit unabsehbaren Folgen für die Opfer, zu denen immer mehr Kinder und Jugendliche gehören. Wer weiß ... (Dipl.-Ing. Christoph Michels)

 



Teil 4:

"Die geheimen Verführer"

Körperverletzung im Blindversuch

Der heutige Mensch ist mit einer Vielzahl mehr oder weniger gefährlicher Stoffe konfrontiert. Gegen radioaktive Strahlen oder Abgase versuchen wir uns durch die Festlegung von Grenzwerten zu schützen. Müssen wir uns neuerdings auch gegen hormonelle Emissionen schützen?

»Die geheimen Verführer« – so lautete ein Bestseller, der vor etwa 40 Jahren die Manipulation der Verbraucher durch die moderne Werbung analysierte: Der »Duft der großen weiten Welt« animiert zur Bevorzugung einer bestimmten Zigarettenmarke. Muskelstrotzende Männer suggerieren die Unverzichtbarkeit eines Rasierwassers. Verführerische Blondinen mit seidigem Haar preisen das ultimative Shampoo an. Mannequins posieren neben glitzernden Sportwagen. Immer ungenierter werden Produkte jedweder Art mit den geheimen Wünschen des Publikums aufgeladen und mit ihnen die Kauflust stimuliert.

Gefahr für Ehe und Familie

Das alles war noch relativ harmlos, denn man spürte die Absicht – mit Schmunzeln oder auch Ablehnung – und konnte sich den jeweiligen Verführungsversuchen notfalls entziehen, oder glaubte das wenigstens. Doch nun scheint die Manipulation eine neue Qualität zu erreichen. Sie erfolgt unsichtbar und verändert die Chemie unseres Körpers und über diese unser Verhalten, nicht zuletzt im Sexualbereich. Es geht um Hormonstoffe, die – geruchlos oder hinter harmlos riechenden Duftwässerchen verborgen – unseren Hormonhaushalt verändern. Wer Viagra nimmt, weiß, was er tut und damit bezweckt. Wer der Duftwolke eines betörenden Parfums begegnet, glaubte bislang ebenfalls zu wissen, was los ist. Doch nach neuesten Forschungen kann er nicht mehr sicher sein, dass er nur dem duftenden Charme seines weiblichen oder männlichen Gegenübers erliegt. Er weiß nicht, ob nicht jene »Pheromone« im Spiel sind, die ihn auf unberechenbare Weise »verzaubern«. Frei nach Goethes Faust, der durch Mephistos Zaubertrank in Verzückung geriet, ließe sich sagen: Mit einem Pheromon im Leibe, siehst du bald Marilyn in jedem Weibe.
Mancher mag sich das vielleicht wünschen. Doch die Sache ist weniger komisch, als sie auf den ersten Blick erscheint. Wie wir in dieser Ausgabe des Friedensreichs in verschiedenen Beiträgen erfahren, zeichnet sich eine dramatische Steuerung menschlicher Verhaltensweisen ab: Ernsthafte Wissenschaftler versichern uns, dass menschliche Pheromone synthetisch hergestellt und bereits kommerziell eingesetzt werden – Stoffe, die uns sexuell aus dem Häuschen bringen: Männer und Frauen finden einander auf unnatürliche Weise attraktiv, weil sie mit synthetischen Hormonen bestückt sind – Sex-Appeal aus dem Fläschchen. Wir setzen uns auf bestimmte Stühle oder begeben uns in bestimmte Räume, weil uns Androstenone oder Kopuline dorthin locken.
Oder wir fühlen uns auch abgestoßen, weil wir zu viele eigene Pheromone vorfinden. Biochemische Vorgänge steuern unser soziales Verhalten, sei es ein Flirt, ein Streit, ein Seitensprung oder der Besuch eines Warenhauses.
Unsere Gesellschaft, die sich auf die sexuelle Selbstbestimmung des einzelnen so viel zugute hält, gerät an die Grenzen ihrer Freiheitlichkeit, wenn die seelisch-körperliche Begegnung zweier Menschen nicht mehr von Kopf und Herz entschieden, sondern wenn sie zu einer Funktion von Pheromondosierungen wird. Wollen wir das? Wenn ja – dann sollten wir »den Schutz von Ehe und Familie in Artikel 6 des Grundgesetzes« und »die Würde der Menschen« in Artikel 1 mit einem einschränkenden Vorbehalt zugunsten der Parfümindustrie versehen. Oder auch zugunsten der Textilindustrie, die auf dem Sprung ist, die Klamotten, die wir kaufen sollen, mit passenden Pheromonen zu imprägnieren, um sie unwiderstehlich zu machen.

Eine strafbare Handlung?

Wie wir hören, nimmt vor allem die Fleischindustrie eine Ausnahmegenehmigung für Freiheitsbeeinträchtigungen und Körperverletzungen für sich in Anspruch: Sie benutzt massenhaft Pheromone, um die Paarung von Kühen und Stieren zu beschleunigen. Schon beim bloßen Aufsprühen der männlichen Pheromone auf die Stiere nehmen die Kühe augenblicklich Paarungsposition ein. Kleinste Mengen des Sexuallockstoffs lösen in Sekundenbruchteilen Reize im Gehirn aus.
Die Fleischproduzenten verletzen nicht nur die Würde der Tiere, sondern auch die der Menschen: Ganze Wolken von Eberpheromonen entweichen den Massentierställen und schwängern die Luft, die wir atmen. Was Wunder, wenn auch die Tiere in freier Wildbahn davon rauschig werden. Und es ist zu vermuten, dass es den Menschen kaum anders ergeht, deren Hormonstruktur mit der von Kühen und Rindern identisch ist.

Der moderne Mensch ist giftige Immissionen vieler Art gewöhnt und versucht, sich dagegen notdürftig zu schützen, z. B. durch die Festlegung von »Grenzwerten«, die sich in einer Vielfalt von Verordnungen und Gesetzen finden, oft zu hoch sind und noch öfter nicht eingehalten werden. Doch noch nie erfolgte ein Anschlag auf unsere körperliche Unversehrtheit auf so raffinierte Weise wie im Fall des Blindversuchs mit Pheromonen. Ob die hierdurch bewirkte Veränderung unserer psychosomatischen Konstitution nicht eine Körperverletzung im Sinne des Strafgesetzbuchs ist, ist eine durchaus ernsthafte Frage.

Doch es geht um weit mehr als die körperliche Integrität. Wenn ein wichtiger Teil unserer Lebensgestaltung gesteuert wird, fällt ein Teil unserer Selbstbestimmung aus. Auch die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis leidet dadurch, denn sie setzt den unbeeinflussten Umgang mit unseren Empfindungen und Gefühlen voraus, Sensibilität nach innen, die uns verloren geht, wenn uns immer neue Hormonschübe überschwemmen. Die wissenschaftliche Erforschung dieser Phänomene steht erst am Anfang. Wir sollten nicht nur nach äußerer Abhilfe rufen, sondern auch die inneren Abwehrkräfte stärken. Wer sich von seinen Sinnen treiben lässt, wird sicher leichter zum Objekt der modernen Hormonspielerei als jemand, der disziplinierter lebt und seinen inneren Seismographen beachtet, mag er ihn »Gewissen« nennen oder sein »höheres Selbst«. Zwar wird auch er die Pheromone nicht erschnuppern, aber im Umgang mit seiner Umwelt selbstkritischer reagieren, wenn ihm etwas besonders anziehend oder besonders abstoßend erscheint.

 



Teil 5
:

Interview

Jugendgefährdung durch »Pheromonrausch«?

Pheromone, die hormonähnlichen Stoffe, die wir über die Haut und den Schweiß verströmen, können unser Sozialverhalten erheblich beeinflussen. Sie entscheiden mit über Sympathie und Antipathie und spielen bei der Wahl eines Geschlechtspartners eine Rolle und regen den Fortpflanzungstrieb an. Im Tierreich sind diese Mechanismen dieselben, weshalb Pheromone bei der Schweinezucht in der Massentierhaltung eingesetzt werden, um den Sexualtrieb der Tiere anzuregen. Was ist dran an der Vermutung, dass tierische Pheromone aus dem Schweinestall auch auf den Menschen einwirken und ihn manipulieren können? Wir befragten den Mediziner Dr. med. Hans-Günter Kugler und den Dipl.-Ing. für Lebensmittelqualität Christoph Michels dazu.

Redaktion: Kann der Mensch von den Pheromonen, die in der Tierzucht eingesetzt werden, tatsächlich beeinflusst werden?

Dr. H.-G. Kugler: Die Pheromone, die man hauptsächlich zu den Steroidhormonen zählt, sind in ihrer chemischen Struktur bei allen Säugetieren ähnlich. Dass Pheromone die »Artgrenzen« überschreiten und Menschen auf die Signalstoffe von Schweinen oder Rindern reagieren, ist deshalb nahe liegend.

Redaktion: Kaum ein erfolgreicher Film kommt ohne Sex aus, in den meisten Medien wird Sexualität ohne Tabus zum Lebenselixier Nummer 1 hochstilisiert. Kann eine derartige »Sexualisierung« der Bevölkerung mit der ständigen Stimulierung durch Pheromone aus der Fleischproduktion und der Kosmetikindustrie zusammenhängen?

Dr. H.-G. Kugler: Aufgrund der vorhandenen Fakten ist dies durchaus möglich, obwohl es keine wissenschaftlich abgestützten Beweise für diesen speziellen Zusammenhang gibt.

Redaktion: Sind nicht gerade junge Leute, deren Hormonhaushalt sich in der Pubertät völlig umstellt, für eine solche Beeinflussung besonders empfänglich? Ist gar ein »Jugendverfall durch Pheromonrausch« zu befürchten?

Dr. H.-G. Kugler: Pheromone sind in der Lage, die Konzentration des Hormons Testosteron zu erhöhen. Und von Testosteron ist bekannt, dass es aggressives und dominantes Verhalten fördert, speziell bei jungen Männern.

Redaktion: Ist denn die Landbevölkerung eher gefährdet, in dieser Weise manipuliert zu werden? Schließlich befinden sich die meisten Mastställe, in denen künstliche Pheromone eingesetzt werden, im ländlichen Raum.

C. Michels: Wenn man davon ausgeht, dass der größte Teil dieser Pheromone in ländlichen Gebieten ausgebracht wird und dadurch die Konzentration von Pheromonen in der Luft, auf den Böden etc. höher ist als anderswo, ist die Bevölkerung dort diesen Stoffen natürlich vermehrt ausgesetzt.

Redaktion: Sind auch Fleischesser eher gefährdet, hormonell beeinflusst zu werden?

Dr. H.-G. Kugler: Mir sind derzeit keine Untersuchungen zum Nachweis von Pheromonen im Fleisch bekannt, und grundsätzlich ist im Bereich der EU die Anwendung von Östrogenen in der Tiermast verboten. Es gibt aber eine große Zahl östrogen-aktiver Umweltchemikalien, die auf den Hormonhaushalt des Menschen wirken wie Östrogene. Diese Umweltgifte lagern sich bevorzugt im Fett von Mensch und Tieren ab und sammeln sich mit der Zeit dort regelrecht an. Wie eine aktuellen Studie der Uni London zeigt, sind diese östrogen-aktiven Umweltchemikalien als Summe durchaus in der Lage, die Hormonkonzentration des Menschen zu verändern. Üblicherweise wird ja bei Chemieunfällen sofort beteuert, dass keine Gefahr für den Menschen ausgeht, wobei hier immer nur der Einzelstoff betrachtet wird. In ihrer Summe der Umweltbelastung liegt ein großes Gefahrenpotential, auch wenn die einzelnen Umweltchemikalien als harmlos eingestuft werden. Prinzipiell sind tierische Nahrungsmittel stärker mit Umweltgiften belastet, da die Stoffe sich im Fleisch der Tiere ansammeln, und das gilt natürlich auch für die hormonaktiven Chemikalien.

C. Michels: Der Mensch ist dann eigentlich das Endlager für sämtliche dieser Umweltgifte, eine Art Sondermülldeponie. Alles, was wir an Schadstoffen in die Natur pumpen oder was wir den Tieren zumuten, kommt irgendwann zu uns zurück, auch die Pheromone...

Redaktion: Im Grunde ist diese Gefahr, durch Pheromone und andere hormonaktive Substanzen aus der Tierhaltung und aus der Kosmetikindustrie im Sexualverhalten manipuliert oder zu aggressivem Verhalten angeregt zu werden, ein Skandal. Warum sind diese Zusammenhänge so wenig bekannt?

Dr. H.-G. Kugler: Im World-Wide-Web gibt es zum Thema Pheromone mehrere Zehntausend Eintragungen. Pheromone werden in der Kosmetikindustrie sehr intensiv vermarktet. Einige Hersteller betreiben auch eine intensive Pheromonforschung. Doch obwohl die Fakten bekannt sind, wird das Gefahrenpotenzial nicht diskutiert. Es scheint niemand ein Interesse daran zu haben, dass diese Zusammenhänge an die Öffentlichkeit kommen.

C. Michels: Höchstens die Eltern, deren Kinder sexuell missbraucht wurden... Denn die wachsende Zahl von Sexualverbrechen ist erschreckend. Wenn jemand eine gewisse Vorprägung hat und ständig den Ausdünstungen der Massentierhaltung mit ihren Lust steigernden Pheromonen ausgesetzt ist – wer weiß, ob da nicht eher die Triebe ungehemmt zum Ausbruch kommen als ohne diese ständige Anheizung.

Dr. H.-G. Kugler: Die Pheromone wirken als Reiz viel subtiler, als beispielsweise Bilder. Sie gehen direkt in den Hirnbereich, in dem die Gefühle und Affekte gespeichert sind und wo die Vernunft und Logik kaum Einfluss haben.

Redaktion: Was müsste geschehen, um Manipulation durch Tierzucht-Pheromone zu verhindern?

Dr. H.-G. Kugler: Zum einen muss das Thema öffentlich diskutiert werden. Die Bevölkerung muss über die Gefährdung informiert werden. Wenn die Gefahren der zunehmenden Pheromonbelastung bekannt sind, kann man entscheiden, ob man das in der Form weiter betreiben will. Ein Lösungsansatz liegt nun mal dort, wo das Problem herkommt: zum Beispiel in der Massentierhaltung. Würden sich mehr und mehr Menschen vegetarisch ernähren – was im übrigen der Gesundheit viel zuträglicher ist –, würden auch die Massentierställe allmählich verschwinden und somit der Einsatz an künstlichen Pheromonen abnehmen.

C. Michels: Es müsste auch ein Verbot pheromonhaltiger Kosmetika erwirkt werden. Dasselbe gilt für ein Verbot von so genannten »Pflanzenschutzmitteln«, die ebenfalls hormonwirksame Substanzen enthalten, z. B. Xenoöstrogene. Im Grunde müsste derselbe Mechanismus in Gang kommen wie in der Tabakindustrie: Auf den Zigarettenpackungen wird vor den gesundheitlichen Gefahren des Rauchens eindeutig gewarnt. Wie wäre es, wenn auf Kosmetikartikeln ein Hinweis aufgedruckt wäre »Die Verwendung dieses Produkts kann das Hormonsystem beeinflussen«? Oder wenn eine solche Warnung auf Fleisch- und Wurstprodukten deklariert wäre?

Redaktion: Muss man warten, bis die Politik einschreitet und von Seiten des Verbraucherschutzes Vorschriften erlassen werden, oder kann sich der einzelne jetzt schon schützen?

Dr. H.-G. Kugler: Man kann natürlich versuchen, Risikofaktoren zu vermeiden: den Fleischkonsum reduzieren oder am besten ganz einstellen und pheromonfreie Kosmetika kaufen. Und allgemein lässt sich sagen, dass man gegen jede Art von Manipulation umso besser geschützt ist, je mehr man sich selbst kennt, das eigene Verhalten erforscht hat und sich charakterliche Vorgaben oder Maßstäbe erarbeitet hat. Wer zielgerichtet lebt, kann nicht so leicht manipuliert werden.

Vielen Dank für das Gespräch!
 

Der Text  kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 81, Pheromone – die unterschätzte Gefahr, Wertheim 2002, zit. nach theologe.de/pheromone_gefahr.htm, Fassung vom 23.8.2022,
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