Junípero Serra – Heiligsprechung trotz Völkermord
Indianer in den USA sind entsetzt über Maßnahme von Papst Franziskus – Missionslager als Todeslager

Der Theologe Nr. 91, aktualisiert am 30.6.2022


Die Vatikankirche spricht bekanntlich Menschen in ihrem Sinne als angeblich "heilig". So auch am 23. September 2015 den spanischen Franziskaner-Mönch Junípero Serra (1713-1784) durch Papst Franziskus in Washington/USA. Der Missionar der Romkirche lebte im 18. Jahrhundert.

 

 

"Heiligsprechung in Washington" auch als TV-Lesung bei
heiligsprechung-in-washington
anlässlich der am Mittwoch, den 23. September 2015 in Washington/USA vollzogenen Heiligsprechung von Junípero Serra, dem die Indianer Völkermord vorwerfen

Die Mächtigen dieser Erde [23.9.2015]: Die beiden mächtigsten Männer der Welt trafen sich am Mittwoch, den 23.9.2015 in Washington. Vordergründig ließ sich Franziskus im Papamobil bejubeln, während Barack Obama in seinem Schatten dazu lächelte. Anschließend sprach Jorge Maria Bergoglio den Indianer-Missionar Junipero Serra heilig; und zwar in der "Basilika der unbefleckten Empfängnis" in Washington, eine der größten Steinkirchen der Welt und Nationalheiligtum der USA, gewidmet "Maria, der Patronin der USA".
In diesem Gebäude wird seit 1964 auch die letzte Papstkrone aufbewahrt, ganz in der Nähe zum Weißen Haus. Welche symbolische Bedeutung das wohl haben mag, kann jeder selbst ermessen.
Bei ihrer Verleihung wurden dem jeweiligen Papst die Worte zugesprochen: "Vergiss nie, dass Du Vater der Fürsten und Könige bist, das Haupt der Welt und der Statthalter Jesu Christi". Der letzte dieser drei Titel ist falsch und eine Verhöhnung von Christus. Die ersten beiden stimmen, und man könnte auch den Titel "Fürst dieser Welt" daraus ableiten, der auch im Neuen Testament der Bibel vorkommt.
Deswegen beinhaltet das Treffen von Jorge Bergoglio und Barack Obama auch mehr als die
vordergründige Folklore vermitteln möchte, und einen Tag später sprach Franziskus zunächst vor dem US-Kongress und einen weiteren Tage später vor der UNO.
Der Kult um den neuen Heiligen lenkt dann etwas ab, was hinter den Kulissen alles in die Wege geleitet wird. Doch auch hier ist es aufschlussreich, wer eigentlich "heilig" gesprochen wurde und wofür dieser "Heilige" einsteht. Das Foto des älteren Serra (rechts) zeigt den neuen "Heiligen" mit einem Haaransatz oberhalb der Stirn, den man auch symbolisch deuten könnte, wenn man möchte.
 


Angebliches Wunder nach Totenbeschwörung

Indianer von Papst Franziskus negativ überrascht

Der größte Völkermord aller Zeiten als katholisch "glückliche Schuld"

Wer darf die Indianer schlagen? Der Staat oder die Kirche?

Von der Inquisition in die amerikanischen Missions- = Todeslager

Folter von Leib und Seele nach Fehlgeburt

Selbstzerfleischung als Vorbild im katholischen Glauben

Wofür mag der neue "Heilige" angerufen werden?
 

Angebliches Wunder nach Totenbeschwörung

Serra wurde bereits im Jahr 1998 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Das für die Kirche dafür nötige Wunder soll im Jahr 1960 geschehen sein. Ein US-amerikanischer Kaplan hatte einigen Nonnen den Rat gegeben, den 1784 verstorbenen spanischen Franziskaner im Jenseits anzurufen. Der Grund: Ein hartnäckig fiebriger Hautausschlag einer anderen Nonne konnte bis dahin nicht geheilt werden. Nach der "Anrufung" von Junípero Serra soll die Nonne jedoch gesund geworden sein, was dann später dem Wirken Junípero Serras aus dem Jenseits zugerechnet wurde.

Der Franziskaner-Mönch und Priester gilt als Gründer der Städte San Diego, San Francisco und Los Angeles in den USA, weil er dort katholische Missionsstationen aufbaute, die später zu Großstädten wurde. Aus diesem Grund wird er auch von den USA als "Held der amerikanischen Nation" geehrt – z. B. durch ein Granit-Monument in der Stadt Montery, durch eine sehr große Bronze-Statue im Golden Gate Park in San Francisco, durch weitere Statuen oder sogar durch eine Büste im Kapitol, dem Sitz des US-Kongresses in Washington.

Indianer von Papst Franziskus negativ überrascht

Die Heiligsprechung stößt jedoch auf massiven Widerstand der Nachkommen der Indianer. "Wir wehren uns entschieden dagegen, dass der Mörder unseres Volkes und unserer Kultur in den Heiligenstand erhoben wird", so der Sprecher eines der Indianer-Völker. Und: "Es überrascht uns sehr, dass ... Papst ... Franziskus so etwas vorantreibt." (zit. nach t-online, 16.2.2015)

Das Ziel des auf Mallorca geborenen spanischen Priesters war die Bekehrung der Indianer im Westen der USA zur römisch-katholischen Kirche, ausgehend von Mexiko.
Ron Andrade, ein Sprecher der amerikanischen Ureinwohner, sieht "Vater Serra", wie er genannt wird, dabei als Verantwortlichen für den "Völkermord" im heutigen Kalifornien, dem 90 % der indianischen Bevölkerung zum Opfer fiel. Der Leiter eines Museums stellt Serra auf eine Stufe mit den katholischen spanischen Eroberern, die Südamerika unterjochten und fragt deshalb: "Warum spricht der Papst nicht Pizarro oder Cortez heilig?", die brutalen Feldherren im Dienste des katholischen spanischen Königshauses.
Über den Franziskaner-Pater, der nun "heilig" gesprochen wurde, heißt es auch in einer Petition von Nachkommen der Indianer gegen die "Heiligsprechung", er stehe für "Ausbeutung, Unterdrückung, Versklavung und den Genozid an tausenden indigenen Kaliforniern" petitions.moveon.org

Dies erinnert an die Worte des französischen Philosophen Claude Adrien Helvetius, der einmal sagte: "Wenn man ihre Heiligenlegenden liest, findet man die Namen von tausend heilig gesprochenen Verbrechern."

Die Indianer starben damals verschiedenen Studien zufolge vor allem an Schlägen, Vergewaltigungen und durch Seuchen. In der Petition heißt es weiter: "Spanische Priester taten wenig, um sie als  Menschen zu behandeln, und sie taten auch nichts zu ihrer Rettung, als Soldaten und Siedler Frauen vergewaltigten."

Der größte Völkermord aller Zeiten als katholisch "glückliche Schuld"

Der Theologe Leonardo Boff spricht im Hinblick auf die Ermordung der amerikanischen Ureinwohner gar vom "größten Völkermord aller Zeiten". Die Rede ist von ca. 100 Millionen getöteten Ureinwohnern auf dem ganzen Kontinent.
Papst Johannes Paul II. jedoch verharmloste im Jahr 1995 den Völkermord als eine "glückliche Schuld". Warum "glückliche Schuld"? Da trotz der unzähligen Opfer diese zuvor den angeblich allein Heil bringenden katholischen Glauben kennen gelernt hätten. (Spiegel spezial Nr. 3/2005, S. 91)

Wer darf die Indianer schlagen? Der Staat oder die Kirche?

Katholische Befürworter der Heiligsprechung von Junípero Serra heben hervor, dass der Franziskaner-Priester die Indianer oft vor anderen Katholiken, die als Vertreter der spanischen Kolonialmacht auftraten, geschützt habe.
Über das Verhältnis zwischen dem Missionar, der in Mallorca geboren wurde, und den Kolonialherren berichtet die Mallorca-Zeitung:
"Serra beanspruchte für die Franziskaner die absolute Kontrolle über die neuen Untertanen. Damit geriet er in immer schärfere Konflikte mit Gouverneuren, Verwaltern und Offizieren, welche die Indianer eher als Bürger oder zumindest als Steuerzahler begriffen denn als bemitleidenswerte und zu bekehrende Geschöpfe. Indem er sich über alle Hierarchien hinwegsetzte und sich direkt der Unterstützung des spanischen Vizekönigs versicherte, behielt Junípero Serra eine Weile die Überhand. Unter anderem konnte er so verhindern, dass die Indianer in den Missionen eigene Ratsobere wählen durften. Vor allem an einer Frage entzündete sich immer wieder Streit: Wer war dazu berechtigt, die Indianer körperlich zu bestrafen?" Der Staat oder die Kirche?
Manche Indianer wehrten sich in ihrer Verzweiflung, einige haben offenbar Missionare getötet. Serra habe ihnen aber vergeben, wie es heißt und einmal sogar eine Todesstrafe verhindert, da der Täter noch nicht katholisch getauft und damit noch nicht "gerettet" gewesen sei. Auch sei er beim Schlagen der Indianer nicht blutrünstig vorgegangen. Aber soll das heißen, das Schlagen ohne Blutrunst sei etwas Positives?

Der Indianer-Sprecher Ron Andrade widerspricht auch grundsätzlich der These, Serra habe Indianer geschützt. Wörtlich: "Serra wusste, was sie die Soldaten und Siedler taten. Sie nahmen das Land [der Indianer] weg, sie nahmen die Ernte weg, er wusste, dass die Soldaten Frauen vergewaltigen, und er drehte seinen Kopf weg." (theguardian.com, 25.1.2015)

Von der Inquisition in die amerikanischen Todeslager

Auch von anderer Seite werden heftige Vorwürfe erhoben, z. B. durch Geschichtsprofessor Steven Hackel. Er erinnert unter anderem daran, dass der neue Heilige vor seinem Missionsauftrag an der nordamerikanischen Westküste als Kommissar der Inquisition in Mexiko unter anderem für Hexenprozesse zuständig war. In Mexiko hatte er zur Abschreckung zum Beispiel mit Kerzen ausgeleuchtete Totenschädel umher geschwenkt. Später wurde er von der Kirche Richtung Norden berufen, eben an die nordamerikanische Westküste.
Im heutigen Kalifornien hatte er dann die Indianer in katholischen Missionslagern ihrer Freiheit beraubt, "versklavt" und zum Kirchen-Bauen gezwungen. Sie seien auch "gezwungen worden, eine fremde Sprache zu lernen, viele seien zwangsverheiratet worden. Viele seien den von den Europäern eingeschleppten Krankheiten zum Opfer gefallen", so eine Zusammenfassung der Darlegungen von Geschichtsprofessor Steven Hackel.
"Todeslager" seien die von Serra aufgebauten Missionslager gewesen, so ein anderer Autor, Elias Castillo. Die Opfer seien "wegen Misshandlung, Krankheiten oder Unterernährung gestorben". (t-online, 16.2.2015)

Der katholische Missions-Priester Tom Elewaut verteidigt hingegen den neuen Heiligen. Serra habe das Ausbreiten von Seuchen unter den Indianern bedauert und sich um die Todkranken gesorgt. Außerdem sei er sehr respektvoll mit Indianern umgegangen, die keine Katholiken werden wollten (theguardian.com, 25.1.2015). Aber ist das nicht eine Selbstverständlichkeit? Und warum hat er sie nicht frei gelassen?

Folter von Leib und Seele nach Fehlgeburt

Eine zum Katholizismus bekehrte Indianerin schildert jedenfalls das Schicksal einer anderen Indianerin in einem der Missionslager, nachdem sie dort eine Fehlgeburt erlitten hat. Wörtlich heißt es im Magazin Der Spiegel:
"Die Mönche beschuldigten sie des Kindsmordes. Sie musste ihr Haupthaar abschneiden, und sie wurde 15 Tage lang regelmäßig gegeißelt. Drei Monate lang trug sie Fußketten, und sonntags musste sie vor dem Kirchenaltar auftreten in ihren Armen ein schrecklich bemaltes Baby aus Holz."
Im Magazin Der Spiegel heißt es dazu, die meisten Indianer "überlebten derlei Nächstenliebe der frommen Männer nicht". (21.11.1983)
Ob der Vorfall in diesem Beispiel zu Lebzeiten Serras und unter seiner unmittelbaren Verantwortung geschah oder erst unter seinen Nachfolgern, wird nicht berichtet. Doch es zeigt beispielhaft auf, was die Vatikankirche im Westen der USA an Grauen anrichtete, wobei sich auch Serra selbst nicht geschont haben soll.

Selbstzerfleischung als Vorbild im katholischen Glauben

Der weniger als 1,60 m große und immer "todernste" Kirchenheilige soll bei allem seinen Tun nie gelacht haben, und sein Missionseifer trieb ihn  "bis zum Masochismus" – so eine Studie in der Zeitschrift National Geographic.
In dieser Studie heißt es weiter: Er betreibt "religiöse Bußrituale bis zur Selbstzerfleischung Auf der Kanzel ... reißt Serra sich oft die Kutte auf und hämmert, in der anderen Hand das Kreuz, mit einem schweren Stein auf die entblößte Brust. Oder reißt mit einer Geißel seine Haut in Fetzen. ´Ich bin ein Sünder`, schreit er dazu in die schluchzende Menge. Bei einem dieser Auftritte reißt ihm ein fanatisierter Zuhörer das Marterinstrument aus der Hand und geißelt sich damit selber, bis er zusammenbricht." (nationalgeographic.de)
Da Serra Leid als ein angebliches Geschenk Gottes betrachtete, hatte er sich laut Mallorca-Zeitung schon in seiner Zeit in Spanien jeden Abend blutig gegeißelt. (16.1.2015)

So weit einmal einige Aspekte aus dem Leben des Mannes, den uns Papst Franziskus als verehrungswürdiges neues Vorbild im Glauben empfiehlt.
Als katholisch Heiliger darf Serra nun auch weltweit im Gebet angerufen werden. Als katholisch Seliger, einer Vorstufe, durfte er in bestimmten Regionen schon seit 1988 angerufen werden. Nun aber, wie gesagt, weltweit.

Wofür mag der neue "Heilige" angerufen werden?

Doch wofür soll dieser zum "Heiligen" erklärte Priester den Gläubigen wohl eine Hilfe sein? Und wofür ist er wohl ein Experte?
Eine Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist ja grundsätzlich nicht nur ein Hinweis darauf, welche Menschen dort verehrt werden. Es zeigt immer auch auf, welch Geistes Kind diejenigen sind, die eine solche Heiligsprechung befürworten und durchführen.

Mit Jesus von Nazareth hat das alles ohnehin nichts das Geringste zu tun. Er zeigte den Menschen den unmittelbaren Weg zu Gott, zu innerem Frieden, zu Geborgenheit und Glück, und zwar durch Vertrauen in einen liebenden Gott und durch das Halten der Gebote. Jesus lehrte niemals die Einsetzung sündiger Menschen als angeblich Heilige. Für Ihn gilt: Gott allein ist heilig und Gott allein ist unser aller Vater. "Ihr sollt niemanden auf Erden Vater" nennen, so sprach Jesus, der Christus, weiterhin zu den Menschen. Ihr sollt also keinem Menschen den geistigen Titel "Vater" verleihen, denn Einer ist Euer Vater, der im Himmel ist. Wer aber ist dann der heilig gesprochene "Vater Serra"? Einiges davon ist hier in dieser kurzen Studie dargelegt. Und wer ist dann der "Heilige Vater" in Rom, der ihn heilig sprach? Sicher ist dabei: Es ist alles römisch-katholisch. Doch mit Jesus, dem Christus, hat es nichts zu tun.

 



Siehe auch Der Theologe Nr. 101 Völkermord und Seelenmord an den Indianern Nordamerikas – Sie wurden überwiegend von Protestanten unter schwerstem Missbrauch des Namens "Christus" ausgerottet, denn Christus ist der Friedenslehrer

 

Der Text  kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 91, Junípero Serra – Heiligsprechung trotz Völkermord, Wertheim 2015, zit. nach
theologe.de/katholische_heiligsprechung_junipero-serra.htm, Fassung vom 30.6.2022, Copyright © und Impressum siehe hier.

 

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